Am Donnerstagabend räumten die Betreiber des spontan ins Leben gerufenen „Kiez Kiosk (Über)Lebensmittel“ den vorderen, abgetrennten Bereich der Modeboutique Antonia Reiff Moden leer, bestückten die Regale mit Glasböden und füllten diese mit Lebensmitteln und Produkten aus der Region, aber auch mit Dingen des täglichen Bedarfs. Der Schwerpunkt des Sortiments liegt auf Lebensmitteln.
Dazwischen gibt es ausgewählte Einzelstücke aus den Fachgeschäften: aus Boutiquen, einer Parfümerie und einem Einrichtungsgeschäft. Mit ihrer Aktion machen die Geschäftsleute auf ihre Notlage aber auch auf die Ungerechtigkeit, dass Supermärkte und Discounter neben Lebensmitteln alles mögliche verkaufen dürfen, aufmerksam. „Wir wollen zeigen, dass wir noch da sind“, betonen die Initiatoren. Sie haben sogar ein eigenes Logo entwickelt. Auf den Schaufensterscheiben kleben blaue Kreise mit der Aufschrift „Kiez Kiosk“. „Solange wir unsere Geschäfte nicht aufmachen können, führen wir den Kiez Kiosk auf jeden Fall“, sagt Mehtap Turan, Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Andernach Attraktiv (AAA), entschlossen. Es könne aber auch durchaus sein, „dass wir den Laden noch länger beibehalten“.
Das Geschäft betreiben die acht Einzelhändler gemeinsam. Sie sind abwechselnd im Laden. Unterstützt werden sie von Ruth Fendel, Inhaberin des Restaurants Merowinger Hof, die an der Kasse steht. Apropos Kasse: „Wir haben die Ladentheke komplett umgestellt, so dass es wie in einem richtigen Supermarkt aussieht und die Kasse in Richtung Ausgang positioniert ist“, erklärt Turan. Und auch an Einkaufswagen mangelt es nicht. Die haben die Betreiber vom Leiter des Andernacher Rewe-Markts Nico Grunert geliehen bekommen. Die Reaktionen am ersten Tag waren positiv. „Wir hatten einen tollen Umsatz. Der wird geteilt. Wir schauen dabei nicht auf den Cent“, erklärt Turan.
Nicht nur die Betreiber auch die Kunden zeigen sich euphorisch. Eigens aus Bad Bodendorf war am Freitagnachmittag eine Frau in den Laden gekommen, um regionale Spezialitäten einzukaufen. „Ich find’s super hier“, meinte sie. Am Eröffnungstag kamen auch der Andernacher Oberbürgermeister Achim Hütten und Bürgermeister Claus Peitz in den Kiez Kiosk. „Beide zeigten sich von der Geschäftsidee angetan“, hebt Turan hervor. Das Ordnungsamt hatten die Betreiber nicht benachrichtigt. Sie habe bereits vorher in ihrem Laden Mi-Parti verpackten Lakritz verkauft, berichtet Turan. „Wir haben einfach alles zusammengelegt und noch einiges draufgepackt. Wir erfüllen grundsätzlich alle Auflagen, lassen nur eine begrenzte Anzahl an Kunden in den Laden und achten darauf, dass sich alle die Hände desinfizieren, Maske tragen und Abstand halten. Ein negativer Corona-Test ist nicht notwendig.“ Die Kunden können weiterhin bei Heike Reiff, der Besitzerin der Räumlichkeiten, mittels Click and Collect am Seiteneingang der Passage ihre zuvor bestellte Ware abholen. Und wie man durch die Eingangstür sehen kann: Im Laden hängt alles voller farbenfroher Mode, die ebenso wie bei anderen Einzelhändlern dringend auf Kunden wartet.