Streuobstanbau in Deutschland ist ab sofort Immaterielles Kulturerbe
Kottenheimer Streuobstinitiative: Verein pflegt Hunderte Obstbäume
Die Digitalisierung hat auch in den Kottenheimer Streuobstwiesen längstEinzug gehalten. An den Obstbäumen sind Schilder mit QR-Codes befestigt, welche mit dem Smartphone gescannt werden können. Auf dem Smartphone erscheint eine Anzeige mit Information zum Obstbaum bezüglich der Sorte und des Eigentümers.
Elvira Bell

Mehr als 500 Formen des Immateriellen Kulturerbes sind auf den internationalen Unesco-Listen verzeichnet, mehr als 100 im deutschen Verzeichnis. Auch der Streuobstanbau in Deutschland ist ab sofort Immaterielles Kulturerbe – dieser wird von menschlichem Wissen und Können getragen und vermittelt Kontinuität und Identität. In einem mehrstufig angelegten Bewerbungsverfahren entschieden die Kulturminister der 16 Bundesländer im März dieses Jahres das der Streuobstanbau einen Eintrag in das „Bundesweite Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe“ erhält. Auch die Kottenheimer Streuobstinitiative hat sich die Wiederbelebung der Kulturhistorie Streuobst auf die Fahne geschrieben, um so einen Beitrag zu nachhaltigen Entwicklung zu leisten.

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Die Beantragung zum Immateriellen Kulturerbe wurde initiiert und vorangetrieben vom Verein Hochstamm Deutschland, ansässig in Baden-Württemberg. „Wir freuen uns sehr über die Entscheidung der Kultusminister“, sagt Andreas Hesse, Erster Vorsitzender der im Herbst 2017 gegründeten Kottenheimer Initiative. „Wir stehen seit über einem Jahr in Kontakt mit dem Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur in Mainz und den Koordinatoren des Antrags im Verein Hochstamm Deutschland.“ Erfreulicherweise konnte die Kottenheimer Streuobstinitiative Teil des Antrags werden. Hesse erklärt: „Mit über 2500 hochstämmigen Obstbäumen und einer mehr als 100 Jahre alten Tradition des Streuobstanbaus sind wir in Kottenheim einer der sogenannten ‚Hotspots‘, also die hervorstechenden Orte und Brennpunkte, wo Streuobstanbau lebt.“

Der symbolische Titel ist für die Ehrenamtlichen von großer Bedeutung und „motiviert uns, uns weiter für den Erhalt der Kotteme Streuobstwiesen zu engagieren“, so Hesse. Die Tatsache, dass immer weniger Bäume gepflegt wurden und auch die verschiedenen Interessenlagen, die aufeinander stießen, waren in der Vordereifelgemeinde der Ausgangspunkt für die Gründung des Vereins.

Zweck des Vereins ist die Förderung der Landschaftspflege, Pflanzenzucht und Kleingärtnerei sowie den Schutz des tierischen und pflanzlichen Lebensraum Streuobstwiesen zu erhalten und zu fördern. Ein weiterer Aspekt ist die Förderung von Pflanzenzucht und Kleingärtnerei durch den naturnahen, ökologischen Streuobstanbau und ähnliche Formen der Kultivierung von hochstämmigen Obstbäumen zu fördern. Mit aktuell 405 Mitgliedern hat die Initiative in den vergangenen drei Jahren bereits 662 Obstbäume gepflegt, 308 neue Obstbäume gepflanzt und mehr als 5000 Quadratmeter Wildblumenwiesen angelegt. „Es liegt aber noch viel Arbeit vor uns. Daher brauchen wir auch weiterhin die Unterstützung der Streuobstwiesenbesitzer, um Bäume zu retten und zu pflanzen,“ erklärt Hesse. Der Verein beendet in diesen Tagen seine Winterpflegemaßnahmen an den Bäumen und startet die Pflege und Neuanlage von Wildblumenwiesen.

Insgesamt 474 Einzelpersonen und 78 Institutionen werden als Unterstützer der Bewerbungsverfahren für das Immaterielle Kulturerbe genannt. Dahinter stecken Hunderte von ehrenamtlich Tätigen und Tausende von Bürgern, die den Wert des Streuobstanbaus und der -wiesen erkennen. Mit der Aufnahme in das Verzeichnis sind keine rechtlichen Konsequenzen, wie beispielsweise Objektschutz von Streuobst oder ähnliches, verbunden. Es handelt sich vielmehr um eine symbolische Wertschätzung und eine öffentliche Anerkennung dieser Kulturform und des Engagements der Träger.

Von unserer Mitarbeiterin Elvira Bell

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