Von unserer Mitarbeiterin Elvira Bell
Fast zwei Jahre waren die Mitglieder des Arbeitskreises der Frage nachgegangen, ob die Bewohner der Vordereifelgemeinde auch den Bereich kennen, der Kottenheim umschließt, also die Flur und den Obstgürtel rund um die Gemeinde. Das kleine Werk soll ein Stück weit Orientierung und Heimat vermitteln.
„Flurnamen sind kulturelle Hinterlassenschaften und somit Zeugnisse aus dem Leben unserer Vorfahren“, erläutert Toni Schüller und ergänzt: „Wir haben in der kleinen Lektüre auf 74 Seiten versucht, all den wichtigen Fragen von der Entstehung, über die Herkunft und bis hin zu ihrer Bedeutung nachzugehen“, so Kottenheims Ehrenbürger und Altbürgermeister Toni Schüller.
Flurnamen seien oftmals nach dem benannt, was den späteren Eigentümern Orientierung gab. Das konnte ein besonderes Merkmal wie ein markanter Baum oder ein Waldstück oder eine Grube sein. War das Grundstück flach oder war es an einem Hang gelegen, so spiegelten sich auch diese Merkmale im Flurnamen wider. Das ist zum Beispiel beim Stühleberg der Fall, einem kleinen Hügel im Wald am Fußweg nach Mayen.
Die Kottenheimer Flurkarte weist eine Besonderheit auf: Sie fällt durch viele Kleinparzellen auf, die in solcher Dichte in den Nachbargemeinden nicht vorhanden sind.
„Dies hängt vor allem mit der flächenmäßig geringen Größe der Gemarkung von 6,07 Quadratkilometer und der seit Jahrhunderten üblichen Realeinteilung zusammen, bei welcher der Grundbesitz immer wieder unter die Nachkommen aufgeteilt wurde“, heißt es in dem Büchlein. „Aber auch die Art der landwirtschaftlichen Nutzung durch Sonderkulturen in Form von Wein- und Obstanbau (Bungerte) scheinen eine Rolle zu spielen“, heißt es weiter.
Die große Zahl der Parzellen habe auch Einfluss auf die Anzahl der Flurnamen, denn nur mit deren Hilfe war in der katasterlosen Zeit eine genaue Identifizierung und Lagebeschreibung der Felder und Grundstücke möglich.
Die zum Teil mit Bildern und mit Karten angereicherten Texte, die das Arbeitskreismitglied Horst Schlich zusammengestellt und bearbeitet hat, sind gegliedert nach aktuellen, der amtlichen Flurkarte entsprechenden und untergegangenen Flurnamen. Zu den vermutlich ältesten Flurnamen zählt „Bierling“. Bereits 1487 wurde eine Wiese „zu Berlinge“ in einer Urkunde erwähnt. Um dieses Gebiet ranken sich Sagen und Geschichten: Die Bierlingswiese ist der Schauplatz der Golo-Sage. „Wir sind die Nachforschungen unseren Vorfahren schuldig gewesen“, erläuterte der 76-jährige Schlich bei der Präsentation des druckfrischen Werkes. Sein besonderer Dank gilt Alois Schneider, der ihm bei vielen Wanderungen durch die Kottenheimer Grubenfelder Interessantes und Amüsantes zu deren Geschichte erzählt hatte. Als nächstes will sich der Arbeitskreis Kottenheimer Geschichte den alten und neuen Gebäuden im Ort widmen.