Rainer Ohlenhard, Geschäftsführer bei IRS, lernte Joey Kelly Anfang des Jahres kennen. Das Unternehmen hatte den 51-Jährigen als Speaker für Führungskräfte eingeladen. Kelly erzählte von der musikalischen Zeit mit der Familie, aber vor allem auch von seiner sportlichen Karriere. Denn beeindruckt von Bruce Lee begann Joey Kelly in seiner Jugend mit Kickboxtraining. Ab Mitte der 1990er-Jahre entdeckte er den Ausdauersport für sich. Bis 2006 nahm er an mehr als 50 Marathonläufen und Ausdauerwettbewerben teil – darunter an extremen Wettbewerben wie Ironman oder Ultraman, am Hindernisrennen Tough-Guy-Race und dem Ultramarathon. Im Winter 2010/2011 bestritt er mit Markus Lanz im deutschen Team den „Wettlauf zum Südpol“. In zehn Tagen legten sie eine Strecke von 400 Kilometern zurück – und das bei Temperaturen bis zu minus 40 Grad.
Das imponiert den IRS-Leuten, auch Rainer Ohlenhard. Er denkt über eine Kooperation nach – und so entsteht die 48-Stunden-Challenge. Zuvor hat IRS Gerardy seine Mitarbeiter an allen deutschen Unternehmensstandorten gefragt, wer mitarbeiten möchte. Die Resonanz ist überwältigend. Von Berlin, Hamburg und sogar aus Chemnitz reisen insgesamt 40 Lackierer und Karosseriebauer in die Eifel.
Und mittendrin ist Joey Kelly. Für ihn geht ein Traum in Erfüllung. „Mit diesem Bus und noch einem weiteren sind wir in den 70er-, 80er- und 90er-Jahren durch ganz Europa gereist. In den Bussen sind sogar einige Kinder gezeugt worden. Denn er war unser Zuhause und gleichzeitig unser Tourbus. Mit ihm verbinde ich Heimat.“
Richtig in Fahrt kam die musikalische Karriere Ende der 70er-Jahre. Nachdem insgesamt neun Geschwister ab 1974 zunächst als Kelly Kids aufgetreten waren, reisten sie ab 1978 unter dem Namen The Kelly Family durch die USA und Europa und gaben zunächst als Straßenmusiker zahlreiche Konzerte. Aufmerksamkeit erregte die Familie vor allem durch ihr hippieähnliches Aussehen und ihren alternativen Lebensstil: viele Wohnortwechsel, viele Reisen, ein Leben im Bus oder auf dem Hausboot in Amsterdam. Der Vater, ursprünglich Lehrer, gab Schulunterricht. In einem Klassenzimmer hat Joey Kelly nie gesessen. „Wir haben Homeschooling schon erlebt, als es den Begriff noch nicht gab“, sagt er schmunzelnd. Vermisst hat er nichts. „Für mich war das die schönste Kindheit, die man sich vorstellen kann. Meine Mutter sich liebevoll um uns gekümmert, mein Vater hat uns bekocht. Wir haben nie gehungert, nie gefroren. Selbst als die finanziellen Mittel noch nicht sehr groß waren, waren wir sehr glücklich.“
Ihren musikalischen Durchbruch erzielten die Kellys dann 1994 mit ihrem Album „Over the Hump“. „Dann spielten wir nicht mehr auf dem Marktplatz in Koblenz, sondern in den großen Hallen“, sagt Joey Kelly. „Over the Hump“ wurde mehr als 4,5 Millionen mal in Europa verkauft, in Deutschland ist das Album mit 3,5 Millionen der bisher meistverkaufte Tonträger aller Zeiten. Bis 2020 wurde die Kelly Family mit mehr als 60 Gold- und Platin-Awards ausgezeichnet.
Diesen extremen musikalischen Erfolg bewältigt Joey Kelly als mit extremen sportlichen Touren – und schreibt über seine Erfahrungen. Wie er in weniger als drei Wochen ohne eigenes Geld die USA durchquert oder zu Fuß die deutsche „Wildnis“ von Wilhelmshaven bis zur Zugspitze erlebt und überlebt.
Auch seine Geschwister gehen ihre eigenen Wege. Michael Patrick Kelly zum Beispiel zieht sich nach seinem Solodebüt 2003 als Mönch ins Kloster zurück, ist inzwischen aber wieder als Musiker auf die Bühne zurückgekehrt.
Zurückkehren auf die Straße soll nun der alte Tourbus. Von 1997 bis jetzt stand er in einem Lagerraum von Joey Kelly. „Der Motor funktioniert aber noch“, sagt er. Neue Reifen, neue Bremsen hat der Bus bereits. „Wenn wir mit der Kelly Family wieder auf Tour gehen, dann wird der Bus zur Promotion genutzt.“ Sieben Geschwister wollen wieder die Bühnen erobern – und im Kelly-Bus Gas geben.
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