Es ist der Aufstand der Frauen: Der kfd-Diözesanverband Münster fordert den Rücktritt von Mechthild Heil. Die 63-jährige Politikerin aus Andernach sei nach ihrem Abstimmungsverhalten im Bundestag zum Thema Migration zwar auf CDU-Fraktionslinie, aber gegen die Werte der kfd. Und nicht nur das: Die Katholikinnen aus Münster sehen sich sogar für Heils Wahlkampfzwecke instrumentalisiert. Das ist für Frauen in der katholischen Kirche eine ungewohnt deutliche Positionierung. Doch sie ist notwendig. Denn es geht um das, was so oft vermisst wird: Es geht um Haltung, um eine eindeutige Haltung gegenüber der AfD. Dazu hat sich der kfd-Bundesvorstand bereits vor Jahren positioniert. Doch bei der Abstimmung am 29. Januar zur Verschärfung der Migrationspolitik haben die CDU und auch Mechthild Heil billigend in Kauf genommen, dass der Entschließungsantrag nur mithilfe der AfD eine Mehrheit bekommen hat.
Am Kern des Problems vorbei
In einem Statement auf der Homepage der kfd schreibt Mechthild Heil zur Begründung, ihrer Einschätzung nach müsse es eine Änderung in der Migrationspolitik geben. Diese Einschätzung teilen viele Menschen – und wohl auch alle Parteien der demokratischen Mitte. Doch die Begründung laviert vorbei an dem Kern des Problems: dass ihr die CDU-Fraktionslinie wichtiger war als die Beschlüsse der kfd. Und damit sind wir wieder beim Thema Haltung. Für die Katholikinnen aus Münster ist die CDU-Politikerin unglaubwürdig. Sie fühlen sich verraten – und das ausgerechnet von ihrer Bundesvorsitzenden.
Es ist gut, dass sich der kfd-Diözesanverband Münster so deutlich äußert. Denn es muss Folgen haben, wenn gegen Grundsätze verstoßen wird. Es darf nicht schweigend in Kauf genommen werden, wenn das Hohelied der Fraktionstreue plötzlich Abgrenzungen zur AfD überstimmt. Wer seine Haltung auf dem Altar der Mehrheiten opfert, der hat nicht verstanden, um was es gerade geht. Es geht darum, eine Spaltung der Gesellschaft zu verhindern und der AfD nicht noch mehr Macht zu geben.