Festgala, Party und Umzug
Karneval im Sommer: Kottenheim feierte 111 Jahre KKG
Im Zeichen des Jubiläums 111 Jahre KKG Kottenheim setzte sich am Sonntag ein bunter Festumzug, der an den des RKK-Tages erinnerte, in Bewegung.
Elvira Bell

Bei schönstem Sommerwetter Karneval feiern? Das ging am Wochenende in Kottenheim. Was es mit den närrischen Festivitäten auf sich hatte, erfahren Sie hier. 

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111 Jahre aus „Spaß an d’r Freud ‚Fasenacht äen Kottem‘“: Das vergangene, von Freunden der fünften Jahreszeit langersehnte Wochenende, stand in der Vordereifelgemeinde ganz im Zeichen des närrischen Jubiläums der KKG 1913/1914. „Zesamme jeck“: Der Karneval mit seiner rheinischen Lebensfreude ist zweifelsohne fester Bestandteil der Kottenheimer Identität. Mehr noch: 111 Jahre Fasenacht steht für Brauchtum, farbenprächtige Sessionen, unzählige Kostüme, und über die Region hinaus bekannte Damen- und Nachtsitzungen sowie Rosenmontagszüge mit exquisiten, deutschlandweit gefragten Motivwägen.

Die Festgala bot ein buntes Programm.
Elvira Bell

Gäste und Gratulanten im feinen Zwirn und Karnevalisten mit Narrenkappen hatten sich am Freitagabend, nach einer von Dekan Jörg Schuh gefeierten Messe anlässlich einer Festgala, bei freiem Eintritt im Bürgerhaus die Ehre gegeben. Die KKG ließ es ordentlich krachen. Pünktlich um 19.33 Uhr war die stattliche Prinzengarde, der Elferrat und auch Prinz Henrik I. (Rabbel) aus der Prinzengarde mit seinem Hofstaat mit Pauken und Trompeten einmarschiert. Die Karnevalisten wurden mit stehenden Ovationen beklatscht. Mehr noch: Der illustren Gästeschar bot sich ein imposantes Bild, das bei so manchen, insbesondere beim Blick auf den entzückenden Gardenachwuchs für leuchtende Augen sorgte.

Nach der Begrüßung durch den Geschäftsführer Peter Otto, den Vorsitzenden Thomas Konrad und den Mitgliedern des Elferrates, welche die Ehrengäste auf besondere Weise namentlich begrüßten, wurde ein unterhaltsames Programm der Spitzenklasse aufgefahren. Dabei durfte natürlich das Sessionslied von Prinz Henrik I. ebenso wenig fehlen wie unter anderem die Auftritte der gemischten Garde, der Penner und der Blaue Jecke mit ihren musikalischen Freunden und die Live Musik der Band Pink Champagne. „Es war ein exzellenter Abend“, resümiert KKG-Vorsitzender Thomas Konrad.

Mit "Bye, Bye My Love – mach e jot bes zom nächste Mol" verabschiedeten sich die frenetisch gefeierten Bläck Fööss.
Elvira Bell

Im Gegensatz zum Freitagabend wurde am Samstag das komplette Bürgerhaus von 800 feierfreudigen Besucherinnen und Besuchern restlos in Beschlag genommen. Es gab richtig schön was auf die Ohren. Die seit einigen Jahren in der gesamten Region zu Recht bekannte Band The Moonshiners steigerte mit ihrer groovigen Musik als Erste die Temperatur von 0 auf 100, des ohnehin gut aufgeheizten Bürgerhauses, ehe die Kölner Kultband Bläck Fööss mit ihren Songs die textsicheren Zuhörer fesselte und zum Mitsingen animierte. Stimmung, Spaß und Kölsche Hits: Knapp zwei Stunden zog die Band ohne Pause ein starkes Programm bei schweißtreibenden Temperaturen mit insgesamt 25 Klassikern und neuen Titeln durch. „Der 111-jährige Geburtstag der KKG das ist schon eine Hausnummer“, erklärte Frontmann Mirko Bäumer anerkennend. „Wir haben nicht ganz die Hälfte an Jahren.“ Trotz der in den vergangenen Jahren vorgenommenen Veränderungen der Ur-Fööss-Bandbesetzung zeigten sich die Gäste von den Musikern absolut begeistert. Die Band ist dem Stil der ursprünglichen Bläck Fööss „hörbar“ treu geblieben. Bereits als die ersten Takte erklangen, feierte das Publikum die Band. Apropos Takt: „Schlagt mit euren Fächern den Takt und den Rhythmus mit“, forderte Bäumer das Publikum des Stehkonzertes auf. Ein Stehkonzert? Ja! Es hätte ohnehin wohl niemand mehr auf den Stühlen gehalten.

Es gab kein Halten mehr, als die Bläck Fööss altbekannte Songs wie „Alles hät sing Zick“, „Schützenfest“, „Unser Stammbaum“ und vieles mehr präsentierten. Beim Klassiker „Sirtaki“ stand das Bürgerhaus förmlich Kopf. Die Fans sangen und klatschten nicht nur – einige von ihnen tanzten ebenso wie Frontmann Bäumer Sirtaki. Die Musiker transportierten, wie sie es seit vielen Jahrzehnten mit Erfolg machen, das Heimatgefühl und die Seele des Rheinischen Brauchtums mit der Hommage an den Kölner Dom „Mir losse d’r Dom en Kölle“ und mit dem mehr als 50 Jahre alten kölsche Evergreen „In unserem Veedel“ in das große Wohnzimmer der Ortsgemeinde. Eine besondere Gratulation hatte nicht nur die KKG, sondern auch „Uschis Gruppe“, eine Clique, die seit 20 Jahren existiert, während des Konzertes erfahren. Mit „Bye, Bye My Love – mach e jot bes zom nächste Mol“ verabschiedeten sich die frenetisch gefeierten Bläck Fööss nach insgesamt vier Zugaben.

Dass die Kotteme Karnevalsfreunde "teuflisch joot" sind, bewiesen niedlich kleine teufliche Gestalten die in ihren kesselförmigen Wägelchen sitzend gemeinsam mit dem großen Teufelsprunkwagen des Ehrenmützenträgers der KKG Helmut Lung mit von der Partie waren.
Elvira Bell

Szenenwechsel: Karneval feiern, ohne zu frieren. Heiß ging es auch am Sonntag mit dem großen Jubiläumsumzug weiter. Fast könnte man die Situation mit dem Sommerhit aus dem Jahr 2007 „36 Grad und es wird noch heißer“, umschreiben. Die Stimmung war super, (fast) so wie im Jahre 2007 beim 7. RKK-Tag mit einem großen Festumzug und Tausenden begeisterten Gästen. Das lebendige Treiben im Ortskern entfaltete im Sonnenlicht seine farbenfrohe Pracht. Zahnfeen, Quallen, Piraten, Wahrsager, Clowns sowie kleine und große Zugteilnehmer mit orientalischen Kostümen aus 1001 Nacht gaben sich ein Stelldichein.

Dass die Kotteme Karnevalsfreunde „teuflisch joot“ sind, bewiesen niedlich kleine teuflische Gestalten, die in ihren Wägelchen sitzend gemeinsam mit dem großen Teufelsprunkwagen des Ehrenmützenträgers der KKG, Helmut Lung, mit von der Partie waren. Das Besondere an dem Motivwagen sind die Dimension und die bildhauerische sowie plastische Ausstrahlung des Prunkwagens mit seinem gigantischen furchterregenden Teufel und mit einem Motor betriebenen großräumigen sich drehenden Kessel. Wer auf dem 4,60 Meter hohen Turm einer Burg mit Original getreu nachgebildeten Eck- und Simssteinen Prinz Henrik I. vermutet hatte, staunte nicht schlecht. Anstelle seiner Tollität thronte dessen Hofnarr ganz oben im Turm, während Henrik I. seinen Prinzenwagen mit seinem eigenen Oldtimer-Traktor durch die Straßen seiner Heimatgemeinde fuhr.

Zugleiter Heinz Schmitz (rechts im Bild) hatte alles im Griff.
Elvira Bell

Für Aufsehen sorgte, neben der feuerroten Karosse der Kameraden der örtlichen Alterswehr, ein stattlicher Prunkwagen der Ex-Prinzen mit einem riesengroßen, wunderschönen, plastisch exzellent dargestellten Kopf eines Narren, junge Karnevalsfans mit ihrem Flint Stones Gefährt sowie acht weitere Prunkwägen. Für ordentlich viel Stimmung, genauso, wie es sich für einen solchen Jubiläumszug gehört, sorgten acht Musikkapellen mit mächtig viel Ramba Zamba. Sie alle brachten für die rund 5000 Schaulustigen die Stimmung beim Sommer-Sonne-Jubiläums-Karneval in Kottem auf den Siedepunkt. Mit der Beerdigung der Fastnacht endete die Regentschaft seiner Tollität Prinz Henrik I. und auch das dreitägige Festwochenende getreu dem Motto: „Fasnacht be ümme, für Kotteme und frümme.“

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