Kreis MYK/Mayen
Inklusion: Es besteht Handlungsbedarf

Die teils ernüchternden Ergebnisse der Untersuchung stellte Helmut Bauer von der Wormser Agentur für Inklusion iplus mit Gabriele Schmid, Projektleiterin des Netzwerks Inklusion Mayen-Koblenz, vor.

Silvin Müller

Kreis MYK/Mayen. Barrierefreie Zugänge an öffentlichen Gebäuden, behindertengerechte Arbeitsplätze, das Mitwirken von beeinträchtigten Menschen in Vereinen - all das ist noch längst nicht überall möglich.

Von unserem Mitarbeiter Silvin Müller

Eine neue Studie für den Landkreis Mayen-Koblenz hat nun gezeigt, dass beim Thema Inklusion noch viel Handlungsbedarf besteht. Im Januar hatte die Wormser Agentur für Inklusion, „iplus“, im Auftrag des Netzwerks Inklusion Mayen-Koblenz Unternehmen, Verwaltungen, Vereine, soziale Einrichtungen und Bildungsanbieter eingeladen, an einer anonymen Befragung teilzunehmen.

Das Ergebnis ist – zumindest teilweise – ernüchternd: „Die Inklusion von Menschen mit Behinderung am Arbeitsplatz ist in der Wirtschaft der Region noch nicht ganz angekommen“, betonte der Wormser Berater Helmut Bauer, als er nun bei einer Veranstaltung des Netzwerkes Inklusion die Studie präsentierte. So gaben immerhin mehr als 70 Prozent der befragten Unternehmen an, Inklusion sei in der Firma kein wichtiges Thema, ein Ansprechpartner sei nicht vorhanden und der barrierefreie Zugang zum Betrieb nicht möglich.

Nur wenig besser war das Ergebnis bei Vereinen und Organisationen, von denen rund 26 Prozent meinten, dass Inklusion bei ihnen nicht wichtig sei, und 60 Prozent keinen Ansprechpartner angaben. Bei etwa 73 Prozent der Vereine ist zudem der Zugang zu den Aktivitäten nicht barrierefrei möglich. Erstaunt darüber war Helmut Bauer, dass 33 Prozent der Vereine sagten, der Umgangston mit Beeinträchtigten sei bei ihnen nicht respektvoll.

Ganz anders waren die Ergebnisse bei Bildungsanbietern sowie öffentlichen Verwaltungen und sozialen Einrichtungen, von denen 98 Prozent meinten, dass Inklusion wichtig oder wenigstens teilweise wichtig ist. Allerdings haben 33 Prozent der Bildungsanbieter, 21 Prozent der sozialen Einrichtungen sowie 62 Prozent der öffentlichen Verwaltungen keinen Ansprechpartner. Dies müsse sich dringend ändern, sagte Helmut Bauer: „Ansprechpartner für Beeinträchtigte sollten bekannt sein und Lotsenfunktion haben.“ Dazu gehöre, dass es in allen größeren Kommunen Behindertenbeiräte gäbe.

Verbesserungen sind auch im Internet notwendig. So gaben etwa rund 62 Prozent aller Befragten an, dass Informationen auf der jeweiligen Homepage nicht in leichter Sprache vorhanden sind. Zufrieden zeigte sich Bauer in einem Punkt: Die Studie ist seines Erachtens im Vergleich zu anderen Befragungen gut angenommen worden. Von 766 Angeschriebenen hätten 151 geantwortet, was einer Quote von 20 Prozent entspricht. In der Diskussion zu den Zahlen wies ein Mitglied des Netzwerkes darauf hin, dass bei den großen Unternehmen Inklusion sehr ernst genommen werde. So gebe es beispielsweise Programme, um Kollegen nach einem Herzinfarkt wieder in den Arbeitsprozess einzugliedern.

Mit den vorliegenden Ergebnissen ist ein wichtiges Vorhaben des Netzwerks Inklusion erfüllt. Das Resultat der Studie wird nun in Arbeitsgruppen besprochen. Um bei Unternehmen für mehr Inklusion zu werben, will das Netzwerk Kontakt zu Betrieben etwa über den Bundesverband mittelständische Wirtschaft aufnehmen, der Kooperationspartner des Netzwerks ist.

Die Ergebnisse der Befragung stehen in den kommenden Tagen beim Netzwerk Inklusion unter www.netzwerk-inklusion-myk.de

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