Zu Chanukka in der ehemaligen Synagogevon Münstermaifeld Kerzen angezündet und aus Thora gelesen
In Synagoge Münstermaifeld: Erstmals seit 85 Jahren wieder Lichterfest gefeiert
Zu Beginn des Chanukkafestes zündet Avadislav Avadiev (Mitte), der Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz, mit Unterstützung durch einen jugendlichen Besucher die Kerzen in dem achtarmigen Leuchter an – im Beisein von Landesrabbiner David Schwezoff.
Heinz Israel

Ein denkwürdiger Tag für die ehemalige Synagoge von Münstermaifeld: Nach 85 Jahren wurden zum Lichterfest Chanukka wieder Kerzen in dem einstigen jüdischen Gotteshaus angezündet. Zudem wurde zum ersten Mal nach dessen Verwüstung während der Novemberpogrome 1938 bei dem vorausgegangenen Tagesabschlussgebet eine Thorarolle in die Synagoge getragen und aus ihr verlesen.

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Wie Ulrike Elz-Eichler und Wolfgang Fuhrmann vom Förderverein Synagoge Münstermaifeld berichten, begannen die Vorbereitungen für das diesjährige Chanukkafest im Anschluss an einen Vortrag über jüdische Trauerrituale, den Avadislav Avadiev, der Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz, im Juli 2021 in der Synagoge Münstermaifeld gehalten hatte. Es schloss sich eine Führung über den jüdischen Friedhof von Mertloch an. Damals habe Avadiev die Idee geäußert, die Synagoge auch wieder für jüdische Festlichkeiten zu nutzen. Anfang Dezember dieses Jahres waren Vertreter des Fördervereins zum Kabbalat Shabbat in die Synagoge in Koblenz eingeladen. Dabei wurden die letzten organisatorischen Fragen zum Channukkafest besprochen.

Die Verbindung des Fördervereins zur Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz als Eigentümerin des Synagogengebäudes geht auf das Jahr 1997 zurück, als der Förderverein Synagoge Münstermaifeld gegründet wurde und dem Verein von der Jüdischen Kultusgemeinde gestattet wurde, alle notwendigen Baumaßnahmen durchzuführen, die zu einem authentischen Wiederaufbau nötig sind. Zugleich wurde dem Förderverein das Nutzungsrecht für das Synagogengebäude vertraglich zugesichert.

Achttägiges Lichterfest

Als Chanukka bezeichnet man das achttägige jüdische Lichterfest im Dezember, das nach Einbruch der Dunkelheit durch das Anzünden von Kerzen in einem achtarmigen Leuchter gefeiert wird. Dieses Lichterfest wird auf der gesamten Welt gefeiert. Zum Ritual gehört auch der Verzehr von Fettgebackenem – in der Synagoge von Münstermaifeld wurden frisch gebackene Berliner gereicht.

Die Jüdische Kultusgemeinde Koblenz, die circa 1000 Mitglieder hat, umfasst das ehemalige Gebiet der Bezirksregierung Koblenz. Die Organisation betreut mehr als 100 Friedhöfe in diesem Bereich. Die jüdische Gemeinde pflegt die Grabstätten und kennt keine Liegefristen. Ein Besucher würdigte die Initiative der Kultusgemeinde, einen jüdischen Gottesdienst zu feiern, als einen bedeutenden Schritt nach 85 Jahren – ein Schritt vom Gedenken hin zu jüdischem Leben in der Gegenwart.

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