Da verstärkte Kontrollen des Ordnungsamtes und sogar der Einsatz eines privaten Sicherheitsdienstes keine grundlegenden Verbesserungen brachten, zieht die Stadt jetzt Konsequenzen: Im Parkdeck wird eine Videoanlage installiert. Das man dafür rund 20.000 Euro investieren sollte, war im Ausschuss unstrittig, allerdings äußerten mehrere Mitglieder berechtigte Zweifel daran, inwieweit sich das grundlegende Problem mit der Überwachung lösen lässt.
Die Zustimmung zur Installation der Videoanlage erfolgte nicht zuletzt deswegen so einmütig, weil man seitens Lokalpolitik und Verwaltung keine Alternative sieht, um die Lage in den Griff zu bekommen. Auf die Installation einer Schranke hatte man am Parkdeck bewusst verzichtet, da man dieses sonst nicht rund um die Uhr öffnen könnte – was aber der ausdrückliche Wunsch der Entscheider war, da die dortigen Stellplätze die wegfallenden Parkplätze am Runden Turm ersetzen.
„Ein Parkdeck mit Schranke hätte man rund um die Uhr überwachen müssen“, erläuterte Bauamtsleiter Rainer Schmitz. Genau dafür habe man seitens der Stadt aber weder finanzielle noch personelle Ressourcen. Das städtische Ordnungsamt kann selbst die engmaschigen Kontrollen, die nötig wären, um die Partyszene des Parkdecks zu verweisen, nicht schultern, heißt es in der Sitzungsvorlage der Verwaltung: „Die Treffen finden offensichtlich in unregelmäßigen Abständen aber dennoch häufig statt. Die Nachbarn zeigen Störungen in einem Zeitraum von montags bis sonntags und hier in dem Zeitraum von 22 Uhr bis 6 Uhr an. Eine solch lange Zeit kann durch einzelne Kontrollen von Wachdiensten oder durch den kommunalen Vollzugsdienst nicht abgedeckt werden.“
Die Installation der Videokameras ist ein letzter Versuch, die Nachtruhe für die Anwohner wieder herzustellen, ansonsten droht das neue Parkdeck seine nächtliche Betriebserlaubnis zu verlieren, machte Bürgermeister Claus Peitz deutlich. Die Kameras sollen im Parkdeck möglichst zerstörungssicher und wartungsarm installiert werden. Sie zeichnen das Geschehen 14 Tage am Stück auf, bevor die auf der Festplatte gespeicherten Daten überschrieben werden. Mitarbeiter des Ordnungsamts können sich mit ihren Diensthandys live zuschalten und so einen Überblick über die Lage verschaffen, ohne selbst vor Ort zu sein.
Mehrere Ausschussmitglieder zeigten sich allerdings skeptisch, inwieweit sich mit einer Videoüberwachung das zugrunde liegende Problem beseitigen lässt: „Wir erhoffen uns von den Kameras eine abschreckende Wirkung, ob sich damit eine nachhaltige Verhaltensänderung erzielen lässt, ist fraglich“, erklärte Christian Greiner (FWG). Schließlich befindet sich ein weiterer beliebter Treffpunkt feierwilliger Jugendlicher in unmittelbarer Nähe des Parkdecks: Der Platz vor dem Mariendom steht seit Jahren im Fokus, wenn man in Andernach über ausufernde Treffen alkoholisierter Jugendlicher spricht.
Sozialamtsleiter Karl Werf wusste in der Ausschusssitzung von einem weiteren Brennpunkt zu berichten: „Am Bollwerk haben wir derzeit ein größeres Problem als im Parkdeck.“ Auf den dortigen Parkplätzen treffen sich zu später Stunde nach Einbruch der Dunkelheit junge Menschen, um gemeinsam zu feiern, was massive Beschwerden der Anwohner über den Lärm zur Folge hat.
Zwar habe die aufsuchende Jugendsozialarbeit den Bereich im Blick, könne aufgrund des Alkoholisierungsgrades der Feiernden aber nicht immer mäßigend eingreifen: „Das wird schnell ziemlich ungemütlich“, beschreibt Werf. Um die Sicherheit der Streetworker zu gewährleisten, wäre eigentlich eine Begleitung durch Kollegen des Ordnungsamts notwendig. Der lange Lockdown, der mit zahlreichen harten Einschnitten auch gerade für junge Menschen einherging, habe das Problem verschärft, ist Werf überzeugt.
Auch Bürgermeister Peitz warb um Verständnis: „Die Jugendlichen, die sich dort treffen, sind keine Schwerstkriminellen.“ Wie auch die Generationen vor ihnen suchten sich die Betreffenden einen Platz, um gemeinsam Zeit zu verbringen und zu feiern. Dass einige dabei deutlich über die Strenge schlagen, gelte es aber zu verhindern: „Es geht darum, den Mitmenschen auch Respekt entgegenzubringen.“
„Man muss bei den Jugendlichen differenzieren“, forderte auch Marc Ruland (SPD). Um zu verhindern, dass man mit der Videoüberwachung im Parkdeck lediglich einen Verdrängungswettbewerb auslöst, solle sich die Stadtspitze mit dem Jugendamt zusammensetzen, um zu diskutieren, welche Angebote man Jugendlichen machen kann, um den verständlichen Drang nach gemeinsamen Erlebnissen in verträgliche Bahnen zu lenken.