Behördenvertreter besuchen Sevenicher Auen - Naturschützer appellieren, Vorhaben zu stoppen
Höchste Starkregengefahr: Baugebiet in Sevenicher Auen ist zu riskant
Bereits 1400 Personen haben sich einer Petition angeschlossen, die für einen vollständigen Erhalt der Sevenicher Feuchtwiesen wirbt.
Grosvenor

Im Münstermaifelder Stadtteil Sevenich könnte in naher Zukunft ein kleines Neubaugebiet mit der Besonderheit „Wohnen mit Pferden entstehen“. Umweltschützer und auch Anwohner sehen das Projekt kritisch, da aus ihrer Sicht Teile der schützenswerten örtlichen Feuchtwiesen überplant werden sollen.

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Auf Anregung des Umweltministeriums Rheinland-Pfalz und des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fand daher eine Ortsbegehung mit Besprechung statt. Zugegen waren der Präsident der Oberen Naturschutzbehörde Wolfgang Treis, die Abteilungsleiterin für Umwelt und Bauen der Kreisverwaltung Mayen-Koblenz, Dagmar Menges, die BUND-Landesvorsitzende Sabine Yacoub, Vorstandsmitglieder des BUND Mayen-Koblenz und die Nabu-Vorstände der Gruppen Koblenz und Osteifel.

BUND-Sprecher Gavin Grosvenor erklärte während des Ortstermins, dass man anhand der digitalen Daten vom rheinland-pfälzischen Umweltministerium berechnen kann, wie groß das Oberflächenwassereinzugsgebiet für Sevenich ist: „Die digitale Karte des Ministeriums zeigt, dass sich Oberflächenwasser auf mehr als fünf Quadratkilometern sammelt. Die neueste Starkregenkarte des Landesamts für Umwelt zeigt zudem die höchste Starkregengefahrenstufe für Sevenich“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Mit Rechenbeispiel Problematik anschaulich verdeutlicht

Der Diplom-Ingenieur erläuterte den Anwesenden mit einem Rechenbeispiel, wie viel Wasser bei Regenereignissen in die Sevenicher Auenwiesen fließen kann: „Geht man nur von der Hälfte der Ahrtal-Regenmenge aus, so sammeln sich im Einzugsgebiet oberhalb von Sevenich mehr als 375 Millionen Liter Wasser.“ In Dürrephasen, wie es aktuell der Fall ist, sei der Boden nicht in der Lage, das Wasser aufzunehmen. Es sammelt sich in der Folge am tiefsten Punkt in den Sevenicher Auenwiesen auf dem Flurstück mit dem bezeichnenden Namen „Unter den Höfen“.

„Sollte hier tatsächlich das hochumstrittene Baugebiet entstehen, so würde nicht nur die artenreiche Fauna einen wichtigen Lebensraum verlieren. Durch die Versiegelung der Fläche könnte es für den bisherigen Siedlungsbereich und die bachabwärts folgenden Ortschaften zu verheerenden Folgen kommen. Am stärksten gefährdet wären aber die Familien, die am tiefsten Punkt in die Überschwemmungsfläche hinein gebaut hätten. Der Erhalt der Retentionsfläche sollte somit das oberste Ziel für Mensch und Natur sein.“

Neben dem genannten Bauprojekt war auch der Schutz der Sevenicher Auenlandschaft vor anderen Eingriffen mit negativen Folgen für die Natur Thema. Die Teilnehmer waren sich einig, dass die Sevenicher Aue ein großes Potenzial für die Natur vorhält und dass der Schutz der Aue zu wichtigen Synergieeffekten für Mensch und Natur führt. Denn Naturschutz, Hochwasserschutz und Bevölkerungsschutz ergänzen sich hier. Aus diesem Grund hatte die Justiziarin des BUND-Landesverbands, Annette Lehnigk-Emden, bei der Kreisverwaltung Mayen-Koblenz bereits im Vorfeld die Ausweisung als festgesetztes Überschwemmungsgebiet beantragt. Neue Baugebiete sind dort grundsätzlich verboten. Der Antrag ist derzeit noch in Bearbeitung.

Heft des Handelns liegt bei der Kreisverwaltung und der Stadt Münstermeifeld

Bei dem Treffen wurde deutlich, dass das Heft des Handelns nun bei der Kreisverwaltung und der Stadt Münstermaifeld liegt. „Dank der kommunalen Planungshoheit muss die Stadt entscheiden, ob das Bauvorhaben ‚Wohnen mit Pferden‘ in der wertvollen Aue kommt oder nicht. Die Bürgermeisterin und die Stadträte tragen hier eine hohe Verantwortung. Sie entscheiden, ob mit Natur- und Hochwasserschutz das Gemeinwohl Vorrang bekommt vor dem Einzelinteresse eines Grundstücksbesitzers, der seine Wiese zu Geld machen will“, sagte BUND-Landesvorsitzende Sabine Yacoub.

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