Es ist laut an den Thürer Wiesen. Diesmal sind es allerdings keine schweren Geräte, auch nicht die Singvögel sind plötzlich in Scharen aufgetaucht, nein. Es ist das stetige Wummern, das vibrierende Geräusch der Rotorblätter eines Hubschraubers, der das Naturschutzgebiet anfliegt. Denn am Freitagvormittag ist ein Helikopter der Polizeihubschrauberstaffel Winningen in dem Naturschutzgebiet im Einsatz, um wegen der Heizöl-Katastrophe zu helfen.
Nach dem verheerenden Unfall eines Tanklasters auf der B262 vor zwei Wochen, bei dem eine große Menge Heizöl in die Thürer Wiesen gedrungen ist und nun die dortige Tier- und Umwelt bedroht, erfolgten bereits zahlreiche Rettungsmaßnahmen. Unter anderem errichteten Einsatzkräfte Ölsperren, die regelmäßig ausgetauscht werden, auch pumpen sie immer wieder den Schadstoff ab. Im Dauereinsatz sind auch Helfer der Wildvogel-Pflegestation Kirchwald, die Tiere vollkommen geschwächt aufsammeln – teilweise entdecken sie jedoch nur noch Kadaver.

Erst in dieser Woche war ein Amphibienfahrzeug am kontaminierten Gebiet unterwegs, um die Schildlandschaft herunterzuschneiden. Dabei löste sich das Öl aus dem Schilf und konnte im Uferbereich abgesaugt werden. Doch trotzdem ist da immer noch eine gewisse Menge Öl, die sich in den Schilfresten festgesetzt hat. Und an dieser Stelle kommt der Helikopter ins Spiel.
Ab 9 Uhr morgens kreist der weiß-blau-orangene Hubschrauber mit der Aufschrift „Polizei“ mehrere Stunden über dem Naturschutzgebiet. Die Grashalme wackeln unter dem Wind, den seine Rotoren erzeugen, auch das Wasser sprüht unter dem tief fliegenden Helikopter in alle Richtungen. In der Luft erzeugt er regenbogenfarbene Reflexionen, die stark an die Öllachen erinnern, die auf dem Wasser treiben. Eben dieses Aufwirbeln des Wassers und restlichen Schilfs ist der Sinn hinter der Hubschrauber-Aktion.
Rotoren-Wind bläst festsitzendes Heizöl ans Ufer
Denn der Rotoren-Wind soll das zuvor noch festhängende Heizöl kontrolliert an das Ufer wehen – erst vom Schilf in die Mitte des Bachs, danach von der freiliegenden Fläche zu dem Bereich, wo die Einsatzkräfte mit Gräten warten, um den Schadstoff abzusaugen. Pascal Badziong, Erster Kreisbeigeordneter Mayen-Koblenz, sagt: „Von oben aus wird der Ist-Zustand gefilmt, bevor der Hubschrauber losgeht. Danach werden noch einmal Aufnahmen gemacht, um zu schauen, wie erfolgreich die Aktion war.“ Der Vergleich sieht aus mehreren Metern über dem kontaminierten Gebiet nochmal ganz anders aus als von Land aus, wo zahlreiche Einsatzkräfte, darunter auch das THW, herumlaufen.
Bereits an anderer Stelle habe man gute Erfahrungen mit dem Einsatz eines Helikopters gemacht. Fast eine Stunde dauert der erste Flug des Hubschraubers, bevor der Polizist und Pilot Christian Lange sicher auf der Straße landet. Noch kann er keine Auskünfte darüber geben, wie zufrieden er mit dem Ergebnis ist, allerdings „ist das vom rein Fliegerischen her keine besondere Herausforderung, sondern ein stationärer Schwebeflug, wie wir es kennen.“
„Die erste Runde sieht erfolgversprechend aus.“
Pascal Badziong, Erster Kreisbeigeordneter Mayen-Koblenz
Badziong hingegen freut sich. Nach einer kurzen Betrachtung der Lage kann er sagen: „Die erste Runde sieht erfolgversprechend aus.“ Eine Zeit lang macht der Pilot mit seinem Co-Piloten Pause, bevor er sich wieder ans Steuer des Helikopters setzt und die zweite Runde dreht – die allerdings kürzer ausfällt, der Hubschrauber muss getankt werden.

Zu den langfristigen Auswirkungen der Katastrophe könne der Erste Kreisbeigeordnete nach wie vor nichts Genaues sagen. Ein Umweltgutachten ist jedoch in Auftrag gegeben, auch Bodenproben wurden genommen. Der nächste Schritt: eine Kanalspülung am Sonntag, von der Unfallstelle auf der B262 bis zu dem Regenrückhaltebecken in den Thürer Wiesen, „damit kein Heizöl mehr nachströmen kann“, sagt Badziong.
Das, was die Kreisverwaltung machen kann, um das Öl einzufangen, sei bis dahin dann erst einmal in die Wege geleitet. Danach heißt es, abwarten. In der kommenden Wochen sollen die Ergebnisse der Bodenproben da sein, auch das Oberflächen- und Grundwasser wird regelmäßig untersucht. Letzteres sei bisher unauffällig gewesen, aber man müsse die nächsten Wochen abwarten.

Als der Heli abdreht, herrscht gespenstische Stille
30.000 Liter Heizöl: So viel ist vermutlich nach einem Unfall ins Naturschutzgebiet Thürer Wiesen im Kreis Mayen-Koblenz gelangt. Seit zwei Wochen kämpfen Einsatzkräfte um das Biotop, jetzt sogar mit Hubschrauberhilfe.
Verkehrsführung wird am Sonntag wegen Spülungen geändert
Wegen einer nötigen Spülung der Entwässerungsleitungen aufgrund des Ölunfalls wird die B262 ab der Abfahrt Thür/Kottenheim in Fahrtrichtung A61 am Sonntag, 9. März, ab 9 Uhr für circa sechs bis zehn Stunden voll gesperrt, teilt der Landesbetrieb Mobilität (LBM) Cochem-Koblenz mit. Auch die Auffahrt von der B256 in Richtung A61 ist von der Sperrung betroffen. Der Verkehr auf der B262 aus Richtung Mayen kommend wird über die B256 (Kruft) zur A61 umgeleitet. Der Verkehr von der A61 in Richtung Mayen ist von dieser Maßnahme nicht betroffen. Der LBM bittet um Verständnis. redAktuelle Infos unter verkehr.rlp.de