Comedy in Eich
Hat Deutschland ein Lachkräfte-Problem?
Kai Kramosta kann auf seinem permanenten Ritt durch die Niederungen des Lebens in vielen Lagen helfen. Gekonnt schlug der aus Nickenich stammende Künstler auch Brücken zwischen den Generationen.
Elvira Bell

Vom Handwerk lernen heißt fürs Leben lernen - davon ist Kai Kramosta alias Handwerker Peters überzeugt. Mit seinem neuen Bühnenprogramm war er in Eich zu Gast. Am Ende eines turbulenten Abends steht fest: Die Eifel hat kein Lachkräfte-Problem.

Bevor das neue fernsehreife Programm von Kai Kramosta, die ultimative Handwerker-Comedy mit dem Titel „Lachkräftemangel“, am Samstag im Bürgerhaus in Eich seine Premiere feierte, gab es einige Previews, unter anderem in Belgien. Handwerk ist also international. Herrscht neben Fachkräftemangel in Deutschland auch ein Lachkräftemangel? Versinkt die Welt in Chaos und Bürokratie? Wer leistet Abhilfe für Baustelle und Leben? Wer hat das entscheidende Elixier? Ist es ein Wunderknabe? Ist es ein Superheld? Nein, es ist ein Handwerker – eine Fachkraft mit Lachkraft. Und zwar kein Geringerer als Handwerker Peters, von seinen Kollegen HP genannt.

Frohen Mutes schafft es der mehrfach ausgezeichnete Comedian, Probleme auf der Baustelle aber auch die Schlaglöcher des Alltags mit wenig Werkzeug zu beseitigen. Einen Lachkräftemangel gab es in der „Sauna“ in Eich, wie Kramosta, die voll besetzte, wohlig warme Location bezeichnete, jedenfalls nicht. Das Publikum konnte sich gut zweieinhalb Stunden alle Sorgen weglachen. „Endlich in Eich, dem funkelnden Juwel an der Landesstraße. Ich bin zum ersten Mal mit meinem Solo-Programm hier“ – schon die ersten Worte des aus Nickenich stammenden Künstlers verfehlten ihre Wirkung nicht. „Yeah, ich komm von der Baustell’“, Kramosta redete sich rasch in Rage. Das erwartungsvolle und mitmachfreudige Publikum kam zeitweise bei dem grotesken Baustellenwahnsinn aus dem Lachen nicht mehr heraus.

„Yeah, ich komm von der Baustell’!“
Kai Kramosta weiß: Dieser Spruch muss.

„Wie ess et?“, wollte Kramosta von seinen Fans wissen, während er mit Gitte aus Eich, einer ehemaligen Wasserschadensreguliererin, plauderte. Was dann folgte, war ein humoristisches Feuerwerk, mit messerscharfen Analysen, Wortwitz und kreativen Lösungsansätzen. Herrlich wie sich Kramosta mit Karl-Heinz, einem ehemaligen Kfz-Meister aus Andernach, mit Christopher, einem Fliesenleger in der dritten Generation aus Mendig, mit Monja, einer Malerin aus Bassenheim, Wolfgang, einem Zahntechniker aus Mayen und Lisa, einer Schülerin, verbale Bälle zuwarf. Sie alle bescherten den Zuschauern mit ihren Dialogen in einem tollen Zusammenspiel einen äußerst amüsanten und unterhaltsamen Abend.

Im Rahmen einer „messerscharfen Inventur“ holte Kramosta mit vollem Körpereinsatz zu einem Rundumschlag mit Donnerhall aus. Er recherchiert, durchleuchtet und bringt es schließlich auf den Punkt. „Das Problem ist der Lachkräftemangel. Wir haben mittlerweile Leute, die laufen mit so einer Fresse rum.“ So etwa ein missmutiger Kollege von ihm auf der Baustelle. Dabei könne man mit dem Handwerk so viel vom Leben lernen. „Wir Handwerker sind die Prototypen des Mannes“, stellte er fest. „Wir sind Teufelskerle. Wir sind so hart, wir essen keinen Honig. Wir lutschen Bienen.“

Ganz kurz gab es Probleme am Samstagabend. Techniker Kai Hennemann konnte helfen.
Elvira Bell

Aber als Handwerker müsse man auch ein guter Mundwerker sein. Seine Frau habe ihm gesagt, er solle heute Abend nicht politisch werden. Er komme aus Nickenich, der Perle der Eifel – dem Ort mit immer derselben Einwohnerzahl. „Wenn bei uns ein Kind geboren wird, verschwindet der Vater.“ Aktuell mache er bei der Handwerkskammer in Köln eine Ausbildung für Lehrlinge und Stifte, erzählte Kramosta. Und wie könnte es anders sein: Unbarmherzig bekamen auch die Auszubildenden Jens und Thorsten ihr Fett weg. Er hatte die beiden Stifte allein auf die Baustelle geschickt. Das Ende vom Lied hatte es in sich. Nach vier Stunden habe Jens ein Selfie geschickt: Er hatte an der falschen Stelle einen Durchbruch gemacht und war blöderweise auf der anderen Seite im Wohnzimmer einer Doppelhaushälfte gelandet.

Nach der Pause trank Kramosta ein Stubbi mit Karl-Heinz und kreierte sodann einen philosophischen und einen rustikalen Kfz-Meister-Trinkspruch. Der philosophische Vers lautete: „Einer, der trank starb. Einer, der nicht trank, starb auch. Aber der, der nicht trank, starb früher, weil ihn der Trankende überfuhr.“ Und der rustikale drehte sich um: „Alkohol, den bösen Geist, der einen zu Boden reißt“.

Schlag auf Schlag kamen die Gags. Themen der Zeit wie Whats-App-Gruppen und Work-Life-Balance kommen bei Kramosta durchaus auch kritisch unter die Lupe. Als Handwerker will er zeigen, wie man vom Handwerk fürs Leben lernen kann, „denn das einfache Denken ist in der Gesellschaft etwas abhandengekommen. Die Welt ist eine Whats-App-Gruppe mit Diskussions-Flatrate. Zudem wird auf Social Media nur noch nach in Schwarz-Weiß-Manier geschrien.“

„Das einfache Denken ist in der Gesellschaft etwas abhandengekommen. Die Welt ist eine Whats-App-Gruppe mit Diskussions-Flatrate.“
Fast schon philosophisch: Kai Kramosta alias Handerwerker Peters

Stürmischer Szenenapplaus signalisiert immer wieder, wie recht Kramosta mit vielen seiner Aussagen hat. Mit einem Gedicht über die Eifel, „dort, wo sich grüne Landschaften ergießen, und die Maare aus der Erde sprießen“, verabschiedet sich Kramosta, während er vom Publikum enthusiastisch gefeiert wird.

Entstanden ist das neue Programm, für das sich der Stimmungsgarant sehr lange Zeit gelassen hat, mit Knacki Deuser, dem Erfinder des Comedyformates Nightwash. Auszeichnungen, wie „Bester Nachwuchsredner vom Kölner Karneval“ und „Bester Comedian von Rheinland-Pfalz“ haben Handwerker Peters einen deutlichen Schub gegeben. „Und ich versuche, von Jahr zu Jahr besser zu werden. Schaffe, schaffe, Comedy baue“, betonte Kramosta gegenüber unserer Redaktion.

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