Generation 80 plus wird größer
Gut älter werden auf dem Maifeld
Wie sieht ihre Zukunft aus? Dieses Paar, 81 und 74 Jahre alt, möchte möglichst lange selbstbestimmt auf dem Maifeld leben.
VGV Maifeld/Gudrun Kosira-Schmitt

Das Maifeld wird grauer: Laut einer Bevölkerungsprognose wird sich hier die Zahl der Menschen, die 80 Jahre und älter werden, innerhalb von 20 Jahren verdoppeln. Wie bereitet sich die Verbandsgemeinde auf das Szenario vor?

Die Zahlen zum demografischen Wandel sind in ganz Deutschland alarmierend – auch in der Verbandsgemeinde Maifeld. Hier wird sich der Zahl der Menschen, die 80 Jahre und älter sind, innerhalb von 20 Jahren fast verdoppeln: von 1392 (im Jahr 2020) auf 2661 (im Jahr 2040). Keine andere Bevölkerungsgruppe wächst so stark wie die der Hochbetagten. Das geht aus einer Prognose des Statistischen Landesamtes Rheinland-Pfalz hervor. Welche Schlüsse zieht die Verbandsgemeinde Maifeld daraus? Welche Angebote gibt es, um ältere Menschen bei einem selbstständigen Leben zu unterstützen? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Die Tabelle zeigt die prognostizierte Bevölkerungsentwicklung in der VG Maifeld und im Kreis MYK bis zum Jahr 2040.
RZ/Quelle: Statistisches Landesamt RLP

1Der Demografiebeauftragte: Marc Battenfeld ist seit 2016 Demografiebeauftragter bei der Verbandsgemeinde Maifeld und inzwischen Mitarbeiter des sogenannten Zukunftsbüros. Battenfeld hat nach seiner Offizierszeit beim Heer in Koblenz Soziale Arbeit studiert, anschließend ein zweites Studium in Sozialwissenschaften absolviert mit dem Schwerpunkt Planung und Evaluation sozialer Dienste. „Darüber bin ich zur Demografie gekommen“, sagt der 48-Jährige. Seine Masterarbeit hat er übers Maifeld geschrieben und dazu untersucht, wie die Infrastruktur an die demografische Entwicklung angepasst werden muss.

VG-Bürgermeister Maximilian Mumm (SPD) erinnert sich: „Mir ist damals klar geworden, dass ich in der Verwaltung jemanden brauche, der sich gezielt und fachkundig um das Thema Demografie kümmert: Was bedeutet eine immer älter werdende Bevölkerung für uns? Was bedeutet das für unsere Infrastruktur, Wohnformen, Pflegeplätze und die ärztliche Versorgung?“

Maximilian Mumm (links) und Marc Battenfeld haben die Demografie im Blick: Was bedeutet eine immer älter werdende Bevölkerung für die Verbandsgemeinde?
Birgit Pielen

2Das Seniorentaxi: Seit 2011 gibt es in der VG Maifeld neben dem Jugendtaxi auch ein Seniorentaxi. Dieser Idee zugrunde liegt die Erkenntnis, dass in vielen Gemeinden die kleinen Geschäfte für die Dinge des Alltags aussterben. Den Bäcker oder den Metzger um die Ecke gibt es oft nicht mehr, Lebensmittelgeschäfte sind in Gewerbegebiete ausgewandert. „Ältere Menschen müssen, wenn sie an ihrem Wohnort bleiben müssen, trotzdem irgendwie mobil bleiben“, sagt Bürgermeister Mumm. Man habe sich also mit den Taxiunternehmen zusammengesetzt und überlegt, ob man eine Kooperation hinbekomme.

Das ist schließlich gelungen. Das Seniorentaxi bringt Menschen ab 70 Jahren zum nächsten Nahversorger. Die Verbandsgemeinde erstattet den halben Fahrpreis, maximal sind es 8 Euro pro Fahrt. Fünf Taxiunternehmen von Polch über Ochtendung bis Münstermaifeld und Mayen machen mit. Mehr als 6000 Fahrten werden inzwischen pro Jahr abgerechnet. Man kann das Seniorentaxi t äglich von 8 bis 20 Uhr, freitags, samstags, vor und an Feiertagen sogar bis 23 Uhr in Anspruch nehmen. So kann man das Angebot auch für Fahrten zum Chor oder zum Stricktreff, zum Konzert oder der Geburtstagsfeier nutzen. „Mobilität ist ein großer Faktor für die Lebenszufriedenheit eines Menschen“, sagt Maximilian Mumm.

Bis 23 Uhr kann man das Seniorentaxi an bestimmten Tagen in Anspruch nehmen.
Christoph Reichwein. picture alliance/dpa

3 Die Gemeindeschwester plus: Seit Oktober 2024 ist Andrea Kaufmann aus Gappenach Gemeindeschwester plus. Dabei handelt es sich um ein vom Land Rheinland-Pfalz initiiertes und mit 0,375 Stellen gefördertes Projekt, das von der Verbandsgemeinde Maifeld aufgestockt wurde. „Wir haben eine halbe Stelle daraus gemacht“, sagt Bürgermeister Maximilian Mumm. „Denn der Bedarf ist da“, bestätigt Marc Battenfeld, der auch Ansprechpartner für Seniorenarbeit ist.

Die gelernte Krankenschwester Kaufmann berät und unterstützt nicht nur hochbetagte Menschen, die alleine leben und noch nicht pflegebedürftig sind (wie vom Land angedacht), sondern auch schon unter 80-Jährige. Ihr Ziel beschreibt sie so: „Ich will Ressourcen erkennen und fördern, damit ältere Menschen möglichst lange selbstständig zu Hause leben können.“ Deshalb gibt es auch seit einigen Jahren sogenannte Bewegungsbegleiter auf dem Maifeld. „Körperliche und geistige Aktivitäten sind das Fundament, um gesünder alt zu werden“, sagt Marc Battenfeld zu dem Gesundheitsprojekt, das der Kreis MYK angestoßen hat.

Die Gemeindeschwester plus Andrea Kaufmann ist seit Oktober 2024 im Amt.
VGV Maifeld/Gudrun Kosira-Schmitt

4Die Digitalbotschafter: Die Maifelder Digitalbotschafter helfen Menschen ab 60 Jahren, sich in der digitalen Welt zurechtzufinden. Ob es um Fragen zur Nutzung von Smartphones, Tablets oder Computern geht oder um Online-Sicherheit, Datenschutz oder soziale Netzwerke: Die ehrenamtlichen Experten haben fast auf jede Frage eine Antwort und für jedes Problem eine Lösung. Digitalbotschafter im Maifeld sind aktuell Irmgard Schröder, Sandra Nowak, Peter Domes, Dietmar Barth, Karl Oster und Marieluise Pree. Sie alle sind überzeugt: „Das Beherrschen digitaler Fähigkeiten ist ein wichtiger Schlüssel für ein aktives und selbstbestimmtes Leben im Alter.“

Irmgard Schröder, Sandra Nowak, Peter Domes, Dietmar Barth, Karl Oster und Marieluise Pree sind Digitalbotschafter.
Karin Barth

5 Die Seniorensicherheitsberater: Die Sicherheitsberater Peter Domes, Dietmar Barth und Thorsten Gärtner sind von der Polizei ausgebildet worden und im Auftrag der Verbandsgemeinde ehrenamtlich tätig, um Senioren präventiv zu beraten. Denn sehr oft sind ältere Menschen Opfer von Betrügern am Telefon, bei Haustürgeschäften, EC-Karten-Missbrauch oder dubiosen E-Mail- oder WhatsApp-Nachrichten. Die Seniorensicherheitsberater klären auf und sensibilisieren, damit Betrüger keine Chance haben.

Maximilian Mumm (rechts) beruft die Seniorensicherheitsberater.
VGV Maifeld/Gudrun Kosira-Schmitt

6 Das Maifeld spielt: Im Dezember 2024 war Premiere von „Maifeld spielt“. Das ist als generationenübergreifendes Angebot gedacht und wird vom Jux-Team der Verbandsgemeinde mitorganisiert. Beim ersten Mal trafen sich z ehn Spielebegeisterte. 40 Brett-, Würfel- und Kartenspiele standen zur Auswahl, dazu gab es Getränke, Snacks und jede Menge gute Laune.

Marc Battenfeld sagt: „Wir hatten drei Generationen am Start, das ist genau das, was wir erreichen wollten. Natürlich freuen wir uns, wenn beim nächsten ‚Maifeld spielt‘ noch mehr Leute dazukommen.“ Vor einigen Tagen fand „Maifeld quizzt“ statt. Insgesamt 66 Personen nahmen teil – im Alter von 16 bis 72 Jahren. Der nächste Quiztermin ist am 10. April, „Maifeld spielt“ findet wieder am 27. März statt. Beide Veranstaltungen sind in Polch in @Viedel.

Das "Maifeld spielt" ist ein neues Angebot, das verschiedene Generationen an einen Tisch bringen will.
VGV Maifeld/Gudrun Kosira-Schmitt

7 Das Ziel der Verwaltung: Laut der Bevölkerungsprognose geht die Zahl der Einwohner im Maifeld zwischen 2020 und 2040 nicht zurück, sondern sie steigt: von 24.795 auf 25.462 Menschen. Das ist für den ländlichen Raum eine gute Nachricht – und hängt unter anderem mit dem florierenden Gewerbegebiet in Polch zusammen, das schon in den 1990er-Jahren viele Arbeitnehmer angezogen hat.

Diese Menschen gehen in den nächsten Jahren in Rente – und sie werden zur größten Bevölkerungsgruppe, die es im Maifeld zu halten gilt. „Wenn wir wollen, dass junge Menschen zur Familiengründung zurück aufs Dorf kommen, müssen wir verhindern, dass ihre Eltern wegziehen“, sagt Maximilian Mumm. Deshalb gilt das besondere Augenmerk der Verwaltungsspitze dieser Generation. Was aktuell noch fehlt, sind Angebote wie betreutes Wohnen für diejenigen, denen das Eigenheim zu groß, zu unpraktisch oder zu einsam geworden ist.

Am 18. März beginnt die Veranstaltungsreihe „Gut leben auf dem Maifeld“ rund um Gesundheit, Vorsorge, Sicherheit und Freizeit. Mit 14 Veranstaltungen in vier Monaten möchte der Seniorenbeirat der Verbandsgemeinde Maifeld gemeinsam mit der Gemeindeschwester plus Andrea Kaufmann informieren. Den Anfang macht Pfarrer Andreas Kern am 18. März ab 15 Uhr im Gemeindehaus Gappenach mit „Die Kirche als Wegbegleiterin in veränderten Zeiten“. 

Top-News aus der Region