„Für uns ist es eine wichtige Aufgabe, durch Mobilitätsangebote den alten Menschen die Teilhabe an den gesellschaftlichen Ereignissen zu ermöglichen“, betonte Vorsitzender Karl Gunkel. „Auch wenn viele alte Menschen Briefwahl machen, ist für viele der Gang zur Wahlurne ein wichtiger staatsbürgerlicher Akt.“ Die Fahrbereitschaft von Pro Mendig war den ganzen Sonntag über mit sechs Fahrern im Einsatz.
Spannender als jeder Krimi
Dass ein so umfangreicher Wahltag spannender als jeder Krimi ist, erklärte Mayener. Der Mann steuerte am Morgen die Turnhalle der St.-Veit-Schule an. Er sei jetzt noch tiefenentspannt und generell ein gelassener Mensch. „Aber ehe heute Abend die Ergebnisse der Wahlen zum Landrat bekannt gegeben werden, bin ich sicher ein wenig angespannt.“ Mit großem Interesse habe er vor einigen Tagen den Onlinetalk zur Landratswahl in der RZ verfolgt, um sich ein Bild der drei Kandidaten zu machen. Das Interview sei eine tolle Gelegenheit gewesen, um den Bewerbern ordentlich auf den Zahn zu fühlen.
Ich hoffe, dass nach der Europawahl keine Waffen mehr geliefert werden. Sie bringen immer Krieg. Es werden immer Menschen durch sie getötet.
Nawin Singh
In der Hoffnung, dass sie bei der Europawahl ihr Kreuz an der richtigen Stelle gemacht haben, wählten Nawin Sinh (41) und sein Sohn Dean Steinforth (21) in Mayen. „Die Parteien versprechen immer viel, was letztendlich dabei rumkommt, werden wir sehen.“ Vater und Sohn sind für mehr Gerechtigkeit, unterstreichen aber auch: „Es geht nicht, dass unser Land Waffen liefert. Irgendwann sind wir selbst mitten im Krieg.“
74 von 88 Langscheidern wahlberechtigt
Eine Besonderheit gab es auch in diesem Jahr im beschaulichen Langscheid: Insgesamt 74 der in der kleinen Vordereifelgemeinde, mit Hauptwohnsitz lebenden 88 Bürger waren stimmberechtigt. Sie durften im Haus von Ortschefin Gaby Müller-Dewald, in dem das Gemeindebüro beheimatet ist, ihre Stimme abgeben. Die Ortschefin ist seit 2015 im Amt. Um das Ehrenamt auch künftig zu bekleiden, stellte sie sich nach zwei Direktwahlen erneut konkurrenzlos zur Wahl. Müller-Dewald war mit sieben Wahlhelfern im Einsatz.
Wahlen sind ein Geschenk! Wenn ich eine demokratische Partei wähle, drücke ich damit automatisch den Rechtsruck ein Stück weit zurück.
Toni Schüller
Noch nie Briefwahl gemacht hat bislang Toni Schüller, Ehrenbürger von Kottenheim und Träger des Verdienstordens des Landes. „Ich will erstens sehen, wer da sitzt, wer alles Dienst macht, und dann in aller Ruhe offiziell wählen, so wie es sich immer gehört hat.“ Wählen zu dürfen, empfindet Schüller als ein großes Geschenk. „Ich kann frei wählen. Ich kann die Person wählen, zu der ich Vertrauen habe. Die Demokratie ist die Regierung des Volkes. Mit meiner Wahl tue ich einen bescheidenen Beitrag, damit die Demokratie weiter gestärkt wird.“ Schüller hatte sich 2014, nachdem er 35 Jahre Ortsbürgermeister und 45 Jahre im Gemeinderat seines Heimatortes war, aus der aktiven Kommunalpolitik zurückgezogen.
Premiere für 16- und 17-Jährige bei Europawahl
Erstmals durften in Deutschland auch 16- und 17-Jährige an der Europawahl teilnehmen. EU-weit gab es nur drei andere Länder, in denen das möglich war. Lara Drefs (16) aus Kottenheim besucht die zehnte Klasse an der IGS Pellenz und findet es gut, dass auch ihre Generation Themen einbringen, Verantwortung übernehmen, mitreden und mitbestimmen darf. „Allerdings gibt es immer Jugendliche, die noch nicht die nötige Reife haben, um solch eine Entscheidung mitzutragen.“ Sie gehe zur Europawahl, „weil ich meine Stimme nicht verfallen lassen möchte und somit mein Recht in der Demokratie wahrnehme.“
Wir haben in unserer Schule über die Wahlen gesprochen und an der Juniorwahl – einem bundesweiten Schulprojekt zur Europawahl – teilgenommen.
Lara Drefs
Drefs hat ganz klare Vorstellungen: „Ich möchte mitbestimmen, wie sich Europa entwickelt, damit es nicht weiter nach rechts abdriftet. Ich möchte ein soziales und freies Europa, in dem auch ärmere Mitbürger die Möglichkeit haben, gleiche Bildung zu bekommen.“ Die Kottenheimerin hofft, „dass unsere Politiker endlich an einem Strang ziehen und nicht jeder nur an seine Partei und seine eigenen Vorteile denkt“. Ob sie sich einmal selbst in der Politik sieht? „Ich fange gerade an, mich politisch zu interessieren. Allerdings besteht immer die Möglichkeit, sich im Laufe der Jahre politisch einzusetzen. Zurzeit möchte ich erst mal der Politik zuhören und lernen.“ Auch in ihrer Schule sei die Europawahl ein Thema gewesen.
Auszählung auf Biegen und Brechen
Insgesamt 430 Wähler, die übrigen hatten bereits per Brief gewählt, wurden von Wahlleiter Rainer Wollenweber in der Schule in St. Johann erwartet. „Wir zählen heute Abend auf Biegen und Brechen die Wahl aus. Das haben wir die letzten zehn Jahre auch geschafft“, so der Ortschef. Wer dieses Amt künftig hat, wird im Rahmen der ersten Sitzung des neu formatierten Rates bestimmt, ein Mitglied des Rates wird gewählt. Lange Schlangen hatten sich gegen Mittag vor dem Gemeindehaus in Ettringen gebildet. „Wir mussten noch zwei weitere Wahlkabinen installieren“, so Wahlleiter Werner Spitzley. „Die Leute lassen sich Zeit. Sie wählen mit Bedacht“, unterstrich der Ortsbürgermeister.