Von unserer Redakteurin Yvonne Stock
Er betonte, dass Andernach mit dem Verein und der Palliativstation bereits sehr gut aufgestellt sei. Im Krankenhaus stehen derzeit fünf Betten zur Verfügung, über den Verein sind nach Angaben des Vorsitzenden, Bernhard Ickenroth, bis zu 45 ehrenamtliche Hospizhelfer und zwei hauptamtliche Palliativfachkräfte aktiv. „Es gibt kein flächendeckendes Netz“, gab der Minister zu. Auch in Rheinland-Pfalz sieht es laut der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin noch nicht gut aus. Auf 1 Million Einwohner kommen hier 52,8 Betten auf Palliativstationen und in stationären Hospizen, die fünftschlechteste Quote unter allen Bundesländern. Die Empfehlung der Gesellschaft liegt bei 80 bis 100 Betten. Pro 1 Million Einwohner stehen 13,5 ambulante Hospizdienste zur Verfügung, damit liegt Rheinland-Pfalz ebenfalls unter dem Bundesschnitt von 15,7. Und so konnte Gröhe einer älteren Besucherin, die nach eigenen Angaben zugezogen und alleinstehend ist, nicht versprechen, dass es für sie mal einen Platz geben wird.
„Viele Menschen wollen zu Hause sterben“, weiß Gröhe. Dafür werden die ehrenamtlichen Hospizhelfer wie in Andernach und der Pellenz gebraucht. Sie bekommen jetzt wenigstens ihre Fahrtkosten erstattet, berichtete Gröhe.
Viele Menschen würden wenige Tage vor ihrem Lebensende vom Seniorenheim ins Krankenhaus verlegt. Das habe nichts damit zu tun, dass die Mediziner noch etwas für die Sterbenden tun könnten, sondern, dass die Pflegeheime „sich überfordert fühlen“, sagte der Minister. Die Pflegekräfte sollen künftig geschult werden, denn der Umzug sei eine große Belastung für die Senioren. Gleichzeitig hätten Bewohner von Pflegeheimen jetzt einen Anspruch auf eine kostenfreie Beratung, welche Angebote es für sie im Fall der Fälle gibt.
Die Palliativvereine sollen bestehen bleiben, sagte Gröhe. Bei der Palliativversorgung solle, anders als etwa in der Pflege, kein Wettbewerb unter mehreren Anbietern entstehen, ob man damit Geld verdienen kann. Nach Angaben des Fördervereins Hospizbewegung bleiben aktuell nach Erstattung durch die Kassen und den Beiträgen von den 240 Mitgliedern jährlich 10 000 bis 15 000 Euro Kosten übrig, für die Spenden gesammelt werden.
Gröhe betonte, dass es um Hilfe beim Sterben und nicht zum Sterben gehe. Die Helfer hielten das mit den Sterbenden und ihren Angehörgen gemeinsam aus. „Sie können Frieden in die Situation bringen“, sagte der Minister, der erzählte, dass seine Mutter auf einer Palliativstation gestorben sei. Wenn die Helfer früh gerufen würden, könnten sie Raum schaffen, dass der Sterbende sein Leben „in Ordnung bringen“ und sich mit seinen Vertrauten aussprechen kann.
In einem zweiten Schritt sei die organisierte Sterbehilfe unter Strafe gestellt worden. „Ich möchte nicht, dass Hilfe zur Selbsttötung wie eine Behandlungsvariante daherkommt“, sagte Gröhe. Da war er mit Ickenroth ganz auf einer Linie. „Es bleiben Ängste und es bleiben Fragen“, war sich der Minister bewusst. Das Sterben ist eben kein Thema wie jedes andere.