Mit dem Gleichnis vom Senfkorn lässt sich die Historie der Fußwallfahrt der Mayener St.-Matthias-Bruderschaft (SMB) von Mayen nach Trier beschreiben. Es geht ums Säen und um die Bestellung des Bodens für das kleinste aller Samenkörner. Es wird Tag und Nacht, der Samen keimt, und aus einem anfänglich kleinen Halm wird eine große Pflanze. So in etwa hat sich auch die Fußwallfahrt zum Grab des Apostels Matthias nach ihrer Wiederbelebung entwickelt. Das Beten mit den Füßen, bei dem der Glaube vom Kopf auf die Füße gestellt wird, hat eine wahre Renaissance erlebt.
Am Sonntag, 16. Juni, hat man in der Pfarrkirche Herz Jesu und im Pfarrzentrum das Jubiläum „25 Jahre Fußwallfahrt nach Trier“ gefeiert. Im Jubiläumsjahr hatten 110 Pilger am dritten Tag ihrer Wallfahrt voller Dankbarkeit die Pfarrkirche St. Matthias in Trier erreicht, wo Präses Jörg Schuh einen Abschlussgottesdienst feierte. Der Geistliche hatte sich der Pilgergruppe auf ihrem Weg von Klausen nach Trier angeschlossen. „Den ganzen Tag über herrschte eine tolle, beeindruckende Atmosphäre“, resümierte Schuh.
Drei Menschen mit Beeinträchtigungen
Als Erstpilger nahmen auch drei Menschen mit Beeinträchtigungen den 100 Kilometer langen Weg quer durch die Eifel unter ihre Füße. „Die Jungs, es handelt sich um Beschäftigte der Caritas-Werkstätten Mayen, sind von der Pilgergruppe super gut aufgenommen worden und hatten während des Wegs tolle Gespräche. Es war für sie eine ganz enorme Leistung, jeden Tag eine so lange Strecke zu gehen“, berichtet ihr Betreuer Klaus Thelen. Christoph Hüging, Einrichtungsleiter der St. Raphael Caritas Alten- und Behindertenhilfe GmbH, hatte die Gruppe am ersten Tag begleitet.
Rolf Keuser, Brudermeister der SMB, ging auf die Historie der Fußwallfahrt ein. Eine Urkunde aus dem Jahr 1640 weist auf die Bruderschaft und die Fußwallfahrt, an der bis zu 300 Pilger teilnahmen, hin. 1785 hatte der damalige Kurfürst und Erzbischof von Trier, Clemens Wenzelslaus, mehrtägige Wallfahrten wegen weniger frommen Verhaltens gänzlich verboten. Davon war auch die SMB Mayen betroffen. Im gleichen Jahr gab die Bruderschaft dem Mayener Künstler und Bildhauer Heinrich Alken den Auftrag, als Ersatz für die Wallfahrten eine überlebensgroße Matthias-Figur anzufertigen. Später gab es immer wieder Wallfahrten, bis sie zwischen 1800 und 1830 in Vergessenheit gerieten.
Die Wiedereinführung haben die Pilger dem heutigen Ehrenbrudermeister Heinz Schäfer sowie Ulli Halbfeld, Hermann Schuster und Peter Schwindenhammer zu verdanken. Sie haben 1999 den Entschluss zur Neugründung gefasst. Der Samen war also ausgesät. Neun Jahre später starteten 38 Pilger von Mayen aus zur ersten Fußwallfahrt. Die Bruderschaft erfuhr eine große Wertschätzung. In den Jahren 2000 bis 2003 pilgerten jeweils etwa 80 bis 120 Pilger. Erstmals war Werner Schäfer im Versorgungsteam dabei. Und über viele Jahre begeisterte der vor rund einem Jahr verstorbene Lorenz Harig die Pilgergruppe und bespielte alle Orgeln in den Kirchen entlang des Pilgerwegs.
Harig hat zudem den St.-Matthias-Chor ins Leben gerufen. Besonders erfreulich war, dass 2010 insgesamt 29 Erstpilger an der Wallfahrt teilnahmen. Eine große Herausforderung stellte die Corona-Pandemie dar. Doch die Tradition wurde nicht unterbrochen, sondern 2020 von Heinz Schäfer und Peter Schaaf und im darauffolgenden Jahr von Michael Faber und Wili Geisen fortgesetzt.
Inzwischen ist die Saat längst aufgegangen, und zahlreiche Menschen wurden dauerhaft mit dem Pilgervirus infiziert. Wünschen würde sich Rolf Keuser, dass auch junge Menschen an der Wallfahrt teilnehmen. Am Sonntag lud der Brudermeister spontan die Messdiener und auch den Jugendchor aus Alzheim, der das Hochamt unter der Leitung von Stefanie Pavonet musikalisch mitgestaltete, dazu ein, im kommenden Jahr kostenlos am dritten Wallfahrtstag teilzunehmen. „Das gilt auch für alle anderen jungen Interessierten, die ein Faible dafür haben“, betonte er.