Erste Verdachtsmomente liegen vor, dass im Eifelmuseum in der Genovevaburg Objekte gelagert werden, die möglicherweise aus Raubgut in der Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945) stammen. Darauf lässt ein Erstcheck schließen, der von Provenienzforscherin Katja Terlau vorgenommen worden ist. Im Fokus ist eine sechsteilige Judaica-Sammlung.
Im Februar ist das Eifelmuseum neben weiteren Museen einer intensiven Begutachtung unterzogen worden. Federführend ist die Projektstelle für Provenienzforschung am Museumsverband in Mainz, die vom Landeskulturministerium finanziert wird. Mit Provenienz beschreibt man die Forschung nach dem Ursprung von Kunst- und Kulturgütern.
Judaica-Sammlung wird genauer untersucht
Mit dem Erstcheck soll ermittelt werden, wie viele Objekte, die vor 1945 entstanden sind, Provenienzlücken in der Nazizeit aufweisen. In Mayen umfasst nach dem Erstcheck dies eine Judaica-Sammlung mit zwei Matzentellern, einer Sabbatlampe, einem Bronzekessel und zwei Büchern.
Wie der Museumsverband mitteilt, datiere der Großteil der Objekte auf das 19. Jahrhundert. Er soll seinen Ursprung in Mayen haben. Es lasse sich derzeit nicht ausschließen, dass „diese und andere Sammlungsstücke mit Opfern des NS-Regimes in Verbindung stehen“, zumal in Mayen bis zum Jahr 1941 eine jüdische Gemeinde existiert hat.

Zu den Provenienzmerkmalen zählen generell, wie Kathrin Luber vom Museumsverband erklärt, „etwa Stempel, Aufkleber oder andere Markierungen, die Rückschlüsse auf frühere Eigentümerinnen und Eigentümer zulassen.“ Hinzu komme eine intensive Prüfung der Inventarbücher und Bestandslisten, Sammlungskataloge und auch Archivalien. Sie könnten Hinweise auf einen NS-verfolgungsbedingten Entzug von Kulturgütern liefern. Das Eifelmuseum Mayen, 1904 gegründet, umfasst eine Sammlung von rund 20.000 Objekten, die sich vornehmlich dem Kultur- und Naturraum der Eifel widmen.
Im Juni gibt es Klarheit
Was passiert mit möglichem NS-Raubgut? Wie geht es nach dem Projekt in Mayen weiter? „Nach dem Erstcheck erhält jedes Museum einen individuellen Abschlussbericht mit einer Beurteilung der untersuchten Objekte, den die Einrichtung für ihre weitere Arbeit nutzen kann“, beschreibt Kathrin Luber das weitere Vorgehen. Hieraus ergebe sich auch der anschließende Handlungs- und Forschungsbedarf für die Häuser.
Die Beurteilung erfolgt in einer Art vierstufigem Ampel-System: „Grün“ eingestufte Objekte sind dabei unbedenklich, eine weitere Überprüfung der Objekte kann entfallen. „Rot“ markiere eine höchstwahrscheinlich oder eindeutig belastete Herkunft. Neben der Suche nach heutigen Anspruchsberechtigten ist eine Meldung in die Lost Art-Datenbank angezeigt. Im Juni sollen im Rahmen einer Pressekonferenz die Ergebnisse aus den Museen der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Mayens Stadtarchivar Stefan Wilden ist laut Museumsverband gespannt auf die Ergebnisse, die der Erstcheck zutage fördern wird: „Leider ist Provenienzforschung im laufenden Museumsbetrieb schlichtweg kaum möglich. Wir freuen uns daher besonders, beim Erstcheck-Projekt dabei sein zu dürfen und so in einem ersten Schritt mehr über die Geschichte einiger unserer Museumsobjekte zu erfahren.“