Bewertungen Manche Touristenattraktion wünscht sich mehr Resonanz im Netz, anderen ist der direkte Dialog mit Besuchern lieber
Gästebücher ade: Wie Museen und Co. mit Bewertungen im Internet umgehen

Schloss Bürresheim.

Andreas Walz

Kreis MYK. Rasch veröffentlicht, meistens anonym und oft ganz schön kritisch: Wer heute Touristenattraktionen bewerten möchte, macht das übers Internet – und kaum mehr in Gästebüchern oder gar persönlich. Oder? Mit Internetkritiken haben die Betreiber von Sehenswürdigkeiten in der Region ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht – und nicht nur gute.

Burg Eltz.

Anne Fuhrmann

Eigentlich hätte Kastellanin Angelika Nelius gar keinen Grund, sich über die Bewertungen im Internet zu ärgern. 4,5 von 5 Sternen geben Internetnutzer „ihrer“ Burg Eltz durchschnittlich auf Googles eigener Bewertungsplattform (alle Ergebnisse beziehen sich auf den Tag der RZ-Recherche). Und doch: Sie sieht die Möglichkeit der Bewertungsmöglichkeit im Netz kritisch. „Wir schauen zwar ab und zu rein, aber das, was geschrieben wird, kann man nicht immer so ganz einordnen“, sagt sie. „Und so mancher Kommentar über die Burg Eltz im Internet ist einfach nur ein Absingen schmutziger Lieder.“ Es sind nur wenige negative Kommentare über die Burg Eltz im Netz zu lesen. Aber es gibt sie. Mal kritisiert ein anonymer Nutzer eine angeblich massiv kinderunfreundliche Führung, andere Besucher ärgern sich über den weiten Weg vom Parkplatz zur Burg. „Wir können aber ja nicht einfach den Wald wegsprengen, um andere Parkmöglichkeiten anzubieten“, sagt Nelius. „Und im Internet hat man nur sehr wenige Möglichkeiten, dem Nutzer so etwas dann zu erklären oder sonst wie mit ihm in Kontakt zu treten – gerade zur Qualitätssicherung wäre der Dialog sehr wichtig.“

Die Grube Bendisberg.

Anne Fuhrmann

Deshalb sind ihr weiterhin Rückmeldungen per Telefon, Mail oder Postkarte am liebsten – anders als Alfred Schomisch, Vorsitzender des Fördervereins der Grube Bendisberg bei Langenfeld. „Wir würden uns definitiv mehr Bewertungen im Internet wünschen. Die sind ja auch ein durchaus wichtiger touristischer Faktor – im Moment haben wir nur relativ wenige.“ Dabei bittet die Grube ihre Besucher schon sogar um die Abgabe einer Bewertung im Netz – trotzdem ist bisher wenig passiert. „Wir sind ein wenig ratlos, woran das liegt – aber wir erarbeiten Lösungen“, erklärt Schomisch.

Terra Vulcania.

Andreas Walz

Ganz ähnlich geht es dem Vulkanpark, zu dem unter anderem das Römerbergwerk in Kretz zählt: „Wir werden vergleichsweise wenig im Netz bewertet, dafür aber positiver als in unserem Gästebuch, wo ungefähr jeder zehnte Kommentar negativ ist“, berichtet Vulkanpark-Geschäftsführer Jörg Busch. Außerdem vertraue man auf permanente Besucherbefragungen. Woran könnte es hier liegen, dass nur wenige Besucher von ihrer Erfahrung im Netz berichten? „Ich würde eine Querverbindung zu unserer Altersstruktur ziehen: Wir haben hauptsächlich Kinder und deren Eltern oder sogar Großeltern da, also nicht die klassischen Internetaffinen“, sagt Busch.

Dabei sind die Deutschen mit Bewertungen im Netz eigentlich nicht zurückhaltend: Fast 82 Prozent der Bundesbürger haben schon mal eine Online-Bewertung abgegeben – das ergab eine Studie der Hubert Burda Media im vergangenen Jahr.

Geysir Andernach.

Rheinland-Pfalz Tourismus

„Wir haben gemerkt, dass die Zahl der Bewertungen zunimmt und das Internet zu einem immer bedeutenderen Kanal für Besucherfeedback wird“, meint die Andernacher Tourismus-Chefin Kristina Neitzert, die auch für die Vermarktung des Geysirs zuständig ist. „Noch ist aber die Mundpropaganda für uns wichtiger – vielleicht auch deshalb, weil wir viele Gäste haben, die nicht mehr ganz jung sind.“ Auch die Internetbewertungen des Geysirs sind überwiegend positiv – wenn gemeckert wird, dann immer über dasselbe: Die geringe Flexibilität der Attraktion. Eine „freche Abzocke“ nennt ein Nutzer die „Zwangsbesichtigung eines Info-Zentrums mit Schifffahrt“, ein anderer schreibt: „Erwachsene werden regelrecht gezwungen, sich das Geysir-Zentrum anzusehen. Man sollte Gäste entscheiden lassen, was sie tun möchten.“ Unter nahezu jedem negativen Kommentar haben die Geysir-Betreiber ihre Antwort hinterlassen – und erklären darin ihre Sicht der Dinge. „Wir sind schon so flexibel, wie es uns möglich ist“, sagt Neitzert – trotzdem nehme man sich jede Kritik zu Herzen.

Schloss Bürresheim.

Andreas Walz

Ähnliches sagt auch Matthias Weber, Pressesprecher der Generaldirektion Kulturelles Erbe im Land, die auch für das Schloss Bürresheim bei Mayen zuständig ist: „Natürlich ist unser Beschwerdemanagement regelmäßig auf den Bewertungsplattformen unterwegs – grundsätzlich sind für uns aber immer noch die Rückmeldungen vor Ort am wichtigsten.“

Eifelmuseum.

Andreas Walz

Der Stadt Mayen ist es dagegen egal, über welchen Kanal sie die Bewertungen erreicht – neben Terra Vulcanica ist sie mit dem Eifelmuseum (3,8 von 5 Sterne bei Google) und dem Deutschen Schieferbergwerk (4,8 Sterne) Träger der im Netz mit am schlechtesten und am besten bewerteten Attraktionen in der Region. Von denen übrigens keine einzige so richtig durchfällt – jede hat mindestens über drei Sterne. Ernst nehmen, aber auch nicht überschätzen – so reagiert das Mayener Rathaus auf die Google-Rezensionen. Insgesamt würden sich auf der Internet-Platfform eine sehr geringe Zahl von Bewertungen für Museum und Schieferbergwerk finden. Und diese geringe Zahl müssen man in Relation zu den Besucherzahlen – allein 19.000 in diesem Jahr – setzen. Und: Die Google-Rezension sei nur eine Möglichkeit des Online-Feedbacks. Auch auf den Plattformen Tripadvisor und Facebook fänden sich Bewertungen, die voneinander abweichen würden.

Das Römerbergwerk Meurin in Kretz.

Andreas Walz

Von unserem Mitarbeiter Raphael Markert

Top-News aus der Region