Koordinatorin Sina Hofäcker will Café Grenzenlos ab 2023 wieder eröffnen
Für Flüchtlingsarbeit: Sina Hofäcker will Café Grenzenlos in Maifeld wieder eröffnen
Die Saarländerin Sina Hofäcker hat bei der Verbandsgemeinde des Maifeldes ein neues berufliches Zuhause gefunden. In ihrem Job als Flüchtlingskoordinatorin hilft sie Geflüchteten bei ihrer Ankunft in der Region.
Martin Boldt

Im Zuge der Flüchtlingswellen 2015 und 2016 wurde es schon einmal ins Leben gerufen: das Café Grenzenlos in Polch.  Bis zur Coronapandemie war es Treffpunkt für Menschen, die Lust hatten bei Kaffee und Keksen neue Leute kennenzulernen. Dann war es still geworden um das Café – bis heute.

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Damit ab dem Jahr 2023 ein Neustart gelingen kann, sucht der Runde Tisch „Flüchtlingshilfe Maifeld“ aktuell ehrenamtliche Unterstützung. Zusammen laufen die Fäden bei Sina Hofäcker, der neuen Flüchtlingskoordinatorin der Verbandsgemeinde. Die RZ hat sich mit der gebürtigen Saarländerin getroffen und weitere Details des Vorhabens und zur generellen Situation der Geflüchteten erfahren.

Hunderte Flüchtlinge leben in der VG Maifeld

Denn auch wenn es aktuell in der Öffentlichkeit etwas ruhiger um das Thema geworden ist, von Entspannung kann keine Rede sein: Derzeit leben 640 Geflüchtete und Vertriebene aus 15 verschiedenen Herkunftsländern allein in der Verbandsgemeinde Maifeld.

Davon stammen über die Hälfte der Menschen aus Syrien oder der Ukraine. Die restlichen circa 45 Prozent verteilen sich auf die Herkunftsländer Afghanistan, Algerien, Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Irak, Kosovo, Nigeria, Mazedonien, Pakistan, Sudan, Türkei und Somalia. Weitere Zuweisungen durch die Landesbehörden sind bereits angekündigt.

Zur Unterbringung der Geflüchteten und Vertriebenen hat die Verbandsgemeinde aktuell mehr als 60 Wohnungen angemietet.

Flüchtlingskoordinatorin Sina Hofäcker

„Zur Unterbringung der Geflüchteten und Vertriebenen hat die Verbandsgemeinde aktuell mehr als 60 Wohnungen angemietet. Einige Personen wurden in privaten Haushalten aufgenommen und wenige, die bereits einen Aufenthaltsstatus erhalten haben und in die Zuständigkeit des Jobcenters gewechselt sind, leben in selbst angemieteten Wohnungen“, berichtet Hofäcker. Generell sei die Lage auf dem Wohnungsmarkt aber angespannt, eine Rückkehr zu zentralen Unterbringungen leider nicht ausgeschlossen.

Hinzu kommt: Einige Hilfsangebote, die derzeit existieren, seien ausschließlich auf Ukrainer ausgerichtet. „Man muss da ein wenig aufpassen, dass da keine Konkurrenzsituation zwischen den ankommenden Menschen und den bereits vorhandenen Flüchtlingen entsteht“, warnt die junge Sozialarbeiterin.

Weil auch immer mehr Einheimische in Not geraten, bestehe zudem eine reale Gefahr, „dass sich hier eine Spaltung der Gesellschaft“ entwickeln könnte. Umso wichtiger ist ihr daher die Wiedereröffnung des Café Grenzenlos, da es ja eben ein offenes Angebot für alle Menschen auf dem Maifeld sein wird.

Konzept des Cafés wird überarbeitet

Kleinere Änderungen am ursprünglichen Konzept sollen für eine bessere Nutzung sorgen: War das Café früher ein zentrales Angebot, das im evangelischen Gemeindezentrum in Polch beheimatet war, soll es ab Januar an mehreren Standorten durchgeführt werden.

„Mir wurde von Ehrenamtlern zurückgemeldet, dass es auch einen großen Bedarf in Ochtendung und Münstermaifeld gibt. Wir versuchen daher, das Angebot künftig zweimal im Monat stattfinden zu lassen: an jedem zweiten Mittwoch im Monat in Polch und an jedem vierten Mittwoch im Monat abwechselnd in Ochtendung und Münstermaifeld.“ Nach sechs Monaten Testlauf soll eine erste Bilanz gezogen werden. Alle Standorte sollen über eine Küche verfügen, auch eine Kreativecke für Kinder und generelle Möglichkeiten zum Spielen sollen angeboten werden.

Mehr Gespräch, weniger Bürokratie

Das Ganze soll wieder mehr Begegnungsstätte und weniger Formularsprechstunde werden, erläutert Hofäcker. Viele Menschen waren am Ende vorwiegend ins Cafe gekommen, um ihre Papiere zu regeln. Angst vor Verständigungsschwierigkeiten muss heute eigentlich niemand mehr haben – der Sprach-App Google Translator auf dem Smartphone sei Dank. „Vor allem die Menschen, die aus der Ukraine gekommen sind, nutzen das sehr viel. Aber am Ende geht viel Verständigung auch mit Händen und Füßen“, berichtet die 27-Jährige.

Den ersten Kontakt mit dem Kreis MYK hatte die Saarländerin während eines freiwilligen ökologischen Jahres, das sie in Mendig absolvierte. Nach ihrem Bachelorstudium der Sozialen Arbeit in Mönchengladbach und einem anschließenden Master in Psychosozialer Beratung und Mediation fing Hofäcker 2021 schlussendlich in der neu geschaffenen Kitasozialarbeit der Verbandsgemeinde an. Im Juli kam nun die neue Rolle als Flüchtlingskoordinatorin dazu.

An Arbeit mangelt es kaum

Ihre Arbeit beschreibt sie wie folgt: Orientierung geben und Brücken bauen zu Behörden, Schulen, Kitas, Unterstützungsangeboten und Ehrenamtlichen, aber auch zwischen den einzelnen Instanzen. Sie informiert Neuankömmlinge über Sprach- und Integrationskurse, über Kita- und Schulangebote, organisiert Dolmetscher oder begleitet auch selbst zu Anmeldeterminen. Menschen, die vor Krieg, Gewalt und Unterdrückung geflohen sind, sollen in der neuen Heimat gut ankommen, ist ihr Anliegen. Die Ehrenamtlichen auf dem Maifeld haben in Hofäcker nun wieder eine zentrale Ansprechpartnerin, die Informationen bündeln und Unterstützungsangebote koordinieren kann, betont auch ihr Arbeitgeber.

Im Grunde ist es meine Aufgabe die vielen guten Angebote, die es im Bereich der Flüchtlingsarbeit auf dem Maifeld bereits gibt, miteinander zu vernetzen und aufeinander abzustimmen.

Flüchtlingskoordinatorin Sina Hofäcker

„Im Grunde ist es meine Aufgabe die vielen guten Angebote, die es im Bereich der Flüchtlingsarbeit auf dem Maifeld bereits gibt, miteinander zu vernetzen und aufeinander abzustimmen.“ Letztgenannte Netzwerkarbeit nimmt derzeit einen großen Teil ihrer Zeit in Anspruch: „Ziel ist es, die ganzen unterschiedlichen Anbieter, Sprachkursträger als auch Institutionen, die Beratung zu Sprachkursen anbieten an einem Tisch zusammenbringen. Was genau gibt es alles, und wo gibt es womöglich noch Nachholbedarf“, fasst sie es zusammen.

Was ihr an ihrer Arbeit bislang am meisten Freude bereitet? „Mir macht es auf jeden Fall Spaß, mit so vielen unterschiedlichen Menschen in Kontakt zu kommen. Zu merken, wie viele Menschen hier auf dem Maifeld Lust haben, andere Menschen zu unterstützen, ist schon toll.“

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