Eine „Turnhalle voller Autoschätze“ – so hat der Betreiber eine ehemalige Sporthalle auf dem Mendiger Flugplatz genannt, sie war gefüllt mit historischen Sportwagen – unter anderem einem Formel-1-Ferrari – und wertvollen Oldtimern. Jetzt ist in der Nacht zum Mittwoch die Halle durch einen Großbrand zerstört worden. Nach noch unbestätigten Angaben sollen sieben Automobile von unschätzbarem Wert ein Raub der Flammen geworden sein, ebenso ein Boot. Ein Mitarbeiter der Firma, die sich auf Motorüberholung spezialisiert hat, wird schwer verletzt. Er wird mit Brandverletzungen in ärztliche Behandlung gebracht.
1 Wieso ist der Einsatz für die Wehren so schwierig? Als die Mendiger Feuerwehr gegen 17.45 Uhr am Dienstag alarmiert wird, ist sie rasch zur Stelle. Aus Lüftungsschächten quillt der Qualm, die Einsatzlage ist klar: Es handelt sich um einen Vollbrand. „Das war für die Einsatzkräfte herausfordernd“, sagt Bürgermeister Jörg Lempertz: In der Halle brennen einige Autos. „Der Angriff der Wehr ist doppelt schwierig gewesen“, betont Lempertz und erläutert die Hintergründe. Zum einen hat die Halle keine klassische Decke, sondern ist mit Stahlbeton nach oben abgeschlossen, was einen Angriff übers Dach unmöglich macht. Andererseits ist ein Durchbruch durch die Außenfassade schwer durchführbar. „Die Wehrleute mussten verschiedene Techniken anwenden, und zwar aus jeder Himmelsrichtung und mithilfe von zwei Drehleitern.“ Mit Letzteren gelingt ein Eindringen über Glasbaufenster. Weil die brennenden Autos viel Qualm verursachen, wird ein Großlüfter der Firma LTS Lohmann eingesetzt. Der kann bis 50 Meter tief Qualm verwirbeln und berieselt die Szenerie mit viel Wasser. Somit wird der Brandherd in der Halle sichtbar, weiterhin wird die Halle gekühlt. Allerdings stellt sich heraus, dass die Halle so verwinkelt ist, dass der Großlüfter nicht überall seine Wirkung entfaltet. Schließlich rückt das THW mit schwerem Gerät heran. Es reißt die Hallenwände ein. Vorsorglich werden die Bürger in der Umgebung per App Katwarn gewarnt, sie sollen die Fenster geschlossen halten.
2 Wie ist der Einsatz unterm Strich verlaufen? Zwischen 80 und 100 Einsatzkräfte kämpfen gegen den Brand, und das über sechs Stunden lang. Im Einsatz sind die Wehren der Verbandsgemeinde Mendig, zu Hilfe gerufen wird der Atemschutz- und Gerätezug der Feuerwehr Weißenthurm, das THW, die Pellenzer Wehren und die Drehleiterbesatzung aus Mayen. Zur Unterstützung der Einsatzleitung – sie liegt in den Händen der VG Mendig – kommt die Einsatzleitung des Kreises Mayen-Koblenz mit Spezialkräften. Nachts halten Feuerwehrleute Wacht – nicht von ungefähr: Gegen Morgen flackern nochmals Brandnester auf. Dann ist Bürgermeister Lempertz erleichtert, als er sagt: „Der Einsatz hat mehr als zwölf Stunden gedauert, dafür gebührt allen Einsatzkräften ein besonderer Dank.“ Auch die Zusammenarbeit aller Teams habe sehr gut funktioniert. Ausgezahlt habe sich im Übrigen, dass viele Wasseranschlüsse auf dem Flugplatz vorhanden sind – es habe keine Wasserknappheit im Einsatz bestanden. Und kontaminiertes Wasser sei umfänglich abgefangen worden.
3 Wie hoch dürfte der Schaden sein? Das lässt sich zum gegenwärtigen Stand nicht genau beziffern. Die Polizei spricht von einem Schaden „im siebenstelligen Euro-Bereich“. Auch wenn nur ein Bruchteil der Mobile, darunter Raritäten wie ein Porsche 911 Targa, ein Lamborghini Jarama aus den 1970er-Jahren (Liebhaberpreis: zwischen 100.000 und 200.000 Euro) oder ein Royal-Sportwagen (O-Ton: „Der sieht aus wie der Dienstwagen von Batman“) in der Halle womöglich gestanden haben, so dürfte der Schaden beträchtlich sein. Wie in einem Image-YouTube-Video zu sehen ist, sind in einem Motorenraum der Halle beispielsweise die Zylinderköpfe gereinigt worden. Auch von seltenen Monopostos wie einem Lola T294 oder einem Lotus aus der Formel 3. Einige Autos, offenbar auch ein Bugatti, können unversehrt aus der Halle gerettet werden. „Ansonsten ist viel Schutt und Asche zu sehen“, berichtet Lempertz. Einige Autos sind aufgrund der enormen Hitze regelrecht geschmolzen – ob es tatsächlich „nur“ sieben gewesen sind, ermitteln derzeit Spezialisten der Kriminalinspektion Mayen.