"First Friday" ohne Termin und ohne Test - Nach den Lockerungen wollten die Menschen mal wieder etwas unternehmen
„First Friday“-Neustart in Andernach: Endlich wieder shoppen, schlemmen und genießen
Die Menschen genossen auf allen Plätzen und in den Straßen die Angebote der Gastronomen. Aber auch Essen und Trinken zum Mitnehmen kamen bestens an.
Elvira Bell

Der Neustart des „First Friday“ war geradezu perfekt: quirlig, farbenfroh, musikalisch und von der Sonne beschienen. Hunderte Menschen zog es am Freitagabend bei sommerlichen Temperaturen in die Andernacher Fußgängerzone.

Lesezeit 3 Minuten

Nach zwei rein digital beziehungsweise als Hybridveranstaltungen durchgeführten Aktionsfreitagen hat das generationsübergreifende Innenstadterlebnis nun unter dem Motto „Multi-kulti“ volle Fahrt aufgenommen. „Unser ,First Friday‘ wurde sehr gut angenommen“, resümierte Mehtap Turan. „Wir Händler sind sehr zufrieden. Die Straßen waren gut belebt.“ Auch der am späten Abend einsetzende Regen habe der guten Laune aller Beteiligten keinen Abbruch getan, betont die erste Vorsitzende der Andernacher Aktionsgemeinschaft Attraktion (AAA).

Die Menschen genossen auf allen Plätzen und in den Straßen die Angebote der Gastronomen. Aber auch Essen und Trinken zum Mitnehmen kamen bestens an.
Elvira Bell

Organisiert werden die First-Friday-Veranstaltungen von Projektleiterin Birgit Hohmann. „Wir Gewerbetreibenden sorgen für die entsprechenden Dekorationen und Aktionen“, hob Turan hervor. Hellauf begeistert zeigte sich auch AAA-Mitglied Heike Reiff, in deren Traditionsmodehaus Antonia Reiff Moden seit einigen Wochen das Kiez-Kiosk (Über-)Lebensmittel beheimatet ist. „Es ist einfach herrlich heute“, freute sich die vor Freude strahlende Geschäftsfrau, während sie eine Holzkiste mit frisch geernteten Tomaten in die Kamera hält.

Wohl kaum ein anderer Song als „Happy“ des US-amerikanischen Sängers Pharrell Williams hätte die gute Stimmung der vielen Besucher und der Händler, aber auch die kulturelle, länderübergreifende Vielfalt des „First Friday“ besser widerspiegeln können.

In der Christuskirche gab die Band One stündlich ein 30-minütiges Livekonzert.
Elvira Bell

Und in der Christuskirche präsentierte die Band One bei freiem Eintritt zu jeder vollen Stunde, ein Corona-konformes 30-minütiges Livekonzert. Für die Musiker war es der erste Auftritt nach mehr als einem Jahr. „Wir sind überglücklich heute hier vor Publikum spielen zu dürfen“, verriet Sängerin Janine. Die Band durfte sich über ein aufmerksames, begeistertes Publikum freuen. Bei der mitreißenden Musik nickten die Köpfe der Zuhörer im Takt, während ihre Füße rhythmisch mitwippten.

Glücklich darüber, dass das gastronomische Leben zurückgekehrt ist, zeigten sich Kimberly Brunsmeier aus Andernach und Resi Braun aus Plaidt. Die beiden 24-jährigen Freundinnen hatten sich auf dem Vorplatz des Casablanca zum Essen verabredet. Der „First Friday“ sorge für ein richtig tolles mediterranes Ambiente, schwärmte Kimberly Brunsmeier. „Es ist wie im Urlaub.“

Nach den langen Wochen der Isolation genossen die Passanten das Shoppingvergnügen bis 22 Uhr, die Vielfalt der angebotenen Waren und die Spezialitäten der Gastronomen. Jede Straße, jede Ecke verzauberte mit dem entsprechenden landestypischen Charme. So trafen beispielsweise Viva Espana, Dolce Vita und Vive la France auf die Schönheiten von Griechenland. „Hier auf der Hochstraße wird der Lebensstil der Italiener deutlich spürbar“, schwärmte ein Pärchen aus Bad Breisig. Die beiden gönnten sich einen Cocktail zum Mitnehmen. „Es ist Wahnsinn, was die Organisatoren hier aufgefahren haben. Die Lässigkeit und die Lockerheit der Passanten und Händler, die vielen hübschen italienischen Dekorationen und die Wäsche auf den Leinen zwischen den Häuserfronten lassen den Stress und die Hektik vergessen. Und dann der Duft von den frischen italienischen Kräutern, die überall stehen. Was gibt es Schöneres als Dolce Vita?“ Das Ganze erinnere sie an ihre Flitterwochen auf Capri.

Auf der Hochstraße wurde das Dolce-Vita-Gefühl lebendig. Heike Reiff strahlte sichtlich zufrieden, als sie eine Kiste mit fruchtigen Tomaten in die Kamera hielt.
Elvira Bell

Ciao und herzlich willkommen hieß es in der Passage von Heike Reiff. Dort ließ Piazzese Emilio, ein waschechter Sizilianer, der zwölf Jahre in Andernach gelebt hat, Liebhaber von typisch italienischen Spezialitäten auf ihre Kosten kommen. „Die Leute waren von meinen Produkten, die nach Lust und Laune probiert werden konnten, hellauf begeistert.“ Auf großes Interesse stieß auch die alte Berkel-Schneidemaschine von Emilio. Mit deren Handautomatik konnte der Feinkosthändler Salami und Schinken präzise und hauchdünn kredenzen. Bewundernde Blicke in der Passage zog neben den vielen Spezialitäten auch ein weißer Fiat, eine charmante Stilikone Italiens auf sich.

Schwierig war es, nach 19 Uhr einen freien Platz in der Außengastronomie zu ergattern. „Wir liebäugeln schon eine Weile mit einem frei werdenden Tisch auf dem Marktplatz. Es ist noch früh. Wir nehmen uns die Zeit und warten“, erzählen vier junge Leute aus Cochem.

Auffällig war, dass Menschen jedes Alters, die sich zufällig trafen, sich vor Freude umarmten. „Wir haben uns heute extra testen lassen“, erklärte eine junge Frau, die von einem sichtlich verwundert wirkenden Passanten auf ihre Begrüßungsform angesprochen worden war. „Haben Sie nicht das Bedürfnis, jemanden den Sie lange nicht mehr gesehen haben, in die Arme zu nehmen?“, entgegnete sie dem Mann mittleren Alters.

Von unserer Mitarbeiterin Elvira Bell

Top-News aus der Region