Mechthild Heil zur Papstwahl
Erster Eindruck von Leo XIV. ist durchwachsen
Die Wahl von Papst Leo XIV. wurde weltweit mit großem Interesse verfolgt. Auch in unserer Region wartet man gespannt darauf, welchen Weg der US-Amerikaner künftig einschlagen wird.
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Mit Spannung verfolgten Katholiken in der Region die ersten Tage nach der Wahl des neuen Papstes – auch die Andernacher CDU-Bundestagsabgeordnete Mechthild Heil. Diese zeigt sich von einigen der früheren Äußerungen von Leo XIV. irritiert.

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Mit der Wahl des US-Amerikaners Robert Francis Prevost zum neuen Papst verbinden die Katholiken in der Region viele Hoffnungen – teilweise aber auch Befürchtungen. Auch die CDU-Bundestagsabgeordnete Mechthild Heil hat die vergangenen Tage dazu genutzt, sich ein erstes Bild von Leo XIV. zu machen. Gerade aus ihrer Sicht als Vorsitzende des mitgliederstärksten katholischen Frauenverbands kfd sei der erste Eindruck allerdings durchwachsen, erklärt die Andernacherin im Gespräch mit der Rhein-Zeitung.

Die Nachricht, dass ein neuer Papst gewählt wurde, erreichte Heil passenderweise beim Pilgern: Sie hatte gerade gemeinsam mit der St.-Matthias-Bruderschaft Mayen die erste Etappe des Matthiaswegs zwischen Mayen und Trier zurückgelegt, als die Meldung auf ihrem Handy aufploppte. Zunächst habe sie durchaus positiv auf den neuen Papst geschaut, erzählt Heil: „Er hat einen netten, sympathischen Eindruck gemacht und hat auch einen beeindruckenden Lebenslauf.“

Die Andernacherin CDU-Bundestagsabgeordnete Mechthild Heil ist Bundesvorsitzende der mehr als 250.000 Mitglieder zählenden Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd). Mit dem neuen Papst Leo XIV. verbindet sie Hoffnungen, aber auch Befürchtungen.
Tobias Koch. Foto: Tobias Koch (www.tobiaskoch.net)

Als sie sich am Wochenende eingehender mit früheren Aussagen von Leo XIV. befasste, seien ihr aber erste Zweifel an dem Weg, den der neue Papst einschlagen könnte, gekommen: „Wenn ich auf die Fragen, die uns Frauen betreffen, gucke, klingt er mir nicht in der Jetztzeit angekommen.“ Leo XIV. habe sich stets dagegen ausgesprochen, Frauen Zugang zu allen kirchlichen Ämtern zu gewähren. „Das ist enttäuschend.“

Auch sein harter Kurs in Genderfragen habe sie irritiert. Als Bischof von Chiclayo (Peru) sagte er laut Medienberichten, die Genderideologie versuche Geschlechter zu schaffen, die es nicht gebe. „Das ist etwas, was mich verwundert“, betont Heil. Schließlich wisse man heutzutage, dass sich das biologische Geschlecht nicht immer den beiden Kategorien männlich oder weiblich zuordnen lasse. Die Kirche solle die Unterschiedlichkeit der Menschen anerkennen – auch bezüglich des Geschlechts.

Haltung zur Segnung homosexueller Paare irritiert

Auch dass Leo XIV. es in der Vergangenheit ablehnte, homosexuelle Paare zu segnen, erfüllt Heil mit Unverständnis: „Wir Katholiken haben ja die Tradition, alles Mögliche zu segnen. Dass man dann zwei liebende Menschen nicht segnen darf, ist mir echt fremd.“

In diesen Fragen haben sich die kfd-Frauen und auch die Protestbewegung Maria 2.0, die für Frauenrechte in der katholischen Kirche kämpft, in den vergangenen Jahren vom offiziellen Kurs der Amtskirche entfernt. Wird sich dieser Graben unter Papst Leo XIV. weiter vertiefen? „Das hoffe ich nicht“, sagt Heil. „Im Moment habe ich aber noch kein erfreuliches Signal dazu gehört.“

„Für mich ist Glauben auch immer politisch, das ist keine Frage.“
Mechthild Heil

Letztlich müsse man Papst Leo XIV. wie auch seinen Vorgänger an den Taten messen. Das gelte auch für seine Rolle in der Welt: „Für mich ist Glauben auch immer politisch, das ist keine Frage.“ Es reiche nicht aus, als katholische Kirche lediglich ganz allgemein zu Frieden aufzurufen. Es sei wünschenswert, dass der Papst klar Position zu den Konflikten in der Welt bezieht, beispielsweise auch zum Krieg in der Ukraine.

Inwieweit Leo XIV. damit etwas erreichen könne, bleibe spannend, sagt Heil. Sie hoffe darauf, dass es in der anstehenden Amtszeit nicht bloß bei frommen Worten bleibt. Bei Papst Franziskus habe sie nach dessen Besuch bei Geflüchteten auf Lampedusa konkrete Schritte zur Unterstützung Asylsuchender durch die Kirche vermisst. „Ich würde mir wünschen, dass den Worten auch mehr Taten folgen.“

Sehnsucht nach Hoffnungsträger ist groß

In den vergangenen Tagen habe sie beobachtet, dass Menschen eine große Hoffnung mit dem neuen Papst verbinden – und das auch in Deutschland, wo sich inzwischen nur noch jeder Zweite zum Christentum bekennt. Diese Sehnsucht nach jemanden, der in Glaubensfragen die Richtung weist, sei hoffnungsvoll: „Das bewegt vielleicht auch etwas zum Guten in der Welt, wenn da eine Person ist, der man vertraut.“

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