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Kreis MYK
Erste Hilfe: Weniger Theorie, mehr Praxis bei Aus- und Weiterbildung im Kreis MYK

Viele Menschen wollen im Ernstfall zwar helfen, können es praktisch aber meistens nicht. Besonders die wichtige Herz-Lungen-Wiederbelebung beherrschen nur Wenige. Dies war der wesentliche Anstoß, die Erste-Hilfe-Ausbildung zu reformieren und künftig weniger Theorie und mehr Praxis in den Mittelpunkt zu stellen. Unter anderem in Ettringen (Foto) bietet der DRK-Kreisverband seine "Ausbildung in Erster Hilfe" an.

Elvira Bell

Kreis MYK. Für Ersthelfer gelten seit April bundesweit neue Regeln in der Erste-Hilfe-Aus- und Weiterbildung. Angesagt sind mehr praktische Übungen wie etwa der Umgang mit dem Defibrillator. So sollen die Handlungsfähigkeit und der Lerneffekt bei den Kursteilnehmern nachhaltig verbessert werden. Dafür gibt es weniger Theorie im Lehrplan. Der DRK-Kreisverband hat entsprechend reagiert.

Von unserer Mitarbeiterin Elvira Bell

„In den Kursen soll nach Möglichkeit gezielt auf die einzelnen Berufsgruppen eingegangen werden. Dieser Aspekt steht stärker im Fokus“, so Frank Minwegen, der Leiter des Bildungswesens DRK-Kreisverband Mayen-Koblenz.

Der Lehrgang „Ausbildung in Erster Hilfe“ („Rotkreuzkurs“) dauert nun 9 statt 16 Unterrichtseinheiten und ersetzt den Erste-Hilfe-Kurs für Ersthelfer in Betrieben. Im Zuge dieser Revision werden auch alle Führerscheinanwärter jeder Fahrzeugklasse (Pkw und Lkw) den neuen Rotkreuzkurs besuchen können. Das bekannte Kursangebot „Lebensrettende Sofortmaßnahmen“ wird dann nach einer Übergangsfrist eingestellt. Bis zur endgültigen Umsetzung werden beide Kursangebote – „Lebensrettende Sofortmaßnahmen“ und der neue neunstündige „Rotkreuzkurs“ – gleichermaßen anerkannt.

„Künftige Autofahrer müssen somit 45 Minuten mehr aufwenden, da der bisher obligatorische Kurs “Lebensrettende Sofortmaßnahmen„ – mit bisher acht Unterrichtsstunden von jeweils 45 Minuten – durch einen neuen Neun-Stunden-Kurs ersetzt wird“, sagt Minwegen. Mit den neuen Kursen will das DRK deutlich mehr Praxisbezug bieten, um bei Unfällen die Verletzten besser versorgen und auch mehr Leben retten zu können. In den vergangenen Jahren haben sich laut Minwegen in verschiedenen Themenfeldern, unter anderem im Bereich der Wiederbelebung, deutliche Vereinfachungen ergeben. Für Ersthelfer in Betrieben wurden die Inhalte auf das Wesentliche reduziert. Hierbei wurde berücksichtigt, dass in Deutschland in der Regel spätestens nach 15 Minuten professionelle Hilfe eintrifft. Betriebe müssen ihre Mitarbeiter nur noch einen Tag statt bisher zwei Tage für die Teilnahme an der Erste-Hilfe-Ausbildung freistellen: „Es gibt mehr praktische Inhalte, das heißt, anhand simulierter Notfallsituationen und/oder anhand von Impulsfilmen werden die Teilnehmer lernen, ihr erlerntes Wissen in die Tat umzusetzen“, erläutert er. „Wir trainieren die lebensrettende Maßnahme der Herzdruckmassage, anstatt umfänglich den Blutkreislauf theoretisch zu erläutern.“

Mit der Verkürzung und Orientierung an Praxisnähe und einfache Handlungsstrategien könne die Hemmschwelle für den Besuch einer Erste-Hilfe-Ausbildung gesenkt werden. „Je trainierter Ersthelfer sind, desto mehr trauen sie sich im Notfall zu“, weiß Minwegen aus seiner praktischen Erfahrung.

Angetan von dem, was sie kürzlich bei einer Ersthelferausbildung im DRK-Schulungszentrum Ettringen unter der Leitung von Harry Wollenweber lernte, zeigte sich Kerstin Degen. Die Filialleiterin eines Sporthauses ist froh, dass nicht nur ihr Arbeitgeber und ihre Kollegen, sondern auch sie selbst in ihrer Freizeit davon profitiert. Als Extremsportlerin ist die Mendigerin viel in der freien Natur unterwegs: „Es ist wichtig zu wissen, wie man etwa bei einem Sturz vorgeht.“ Auch Dirk Pfeiffer aus Mendig ist davon überzeugt, dass er von dem Erlernten nicht nur beruflich, sondern auch im privaten Bereich profitiert. „Man weiß ja nie, in welche Situationen man mal geraten kann“, so der 33-Jährige.

Studie zeigt Defizite auf

Eine europäische Studie von Rotkreuz-Gesellschaften und nationalen Automobilclubs in vierzehn Ländern hat Defizite bei den Erste-Hilfe-Kenntnissen von Autofahrern aufgezeigt. Nicht zuletzt deshalb wurde die Erste-Hilfe-Ausbildung in Deutschland reformiert. ef

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