Nicolas Cordes aus Hausten
Er macht Menschen mit Gehirntumor Mut
Nach der Veröffentlichung des Artikels in unserer Zeitung erreichten Nicolas Cordes viele Rückmeldung von Betroffenen oder von deren Angehörigen.
Elvira Bell

Wie lebt man nach der Diagnose Gehirntumor weiter? Darüber hat Nicolas Cordes (35) aus Hausten-Morswiesen mit unserer Zeitung gesprochen. Der Artikel hat eine Welle der Anteilnahme ausgelöst. 

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Der ehemalige Gangliogliom-Patient Nicolas Cordes aus Hausten-Morswiesen schilderte unseren Lesern kurz nach dem Welthirntumortag seine persönliche Leidensgeschichte, um anderen Kranken Zuversicht und Hoffnung zu spenden. Die Diagnose Gehirntumor hat sein Leben wortwörtlich auf den Kopf gestellt. Schon am Tag der Veröffentlichung in unserer Zeitung erhielten der 35-Jährige und seine Frau Bianca über ganz viele Kanäle sehr viel positives und unterstützendes Feedback. „Das Telefon stand nicht mehr still“, berichtet der Realschullehrer, Lehrbeauftragte der Universität Koblenz und rheinland-pfälzische SPD-Kandidat für den Landtag. 

„Viele wussten vorher gar nicht, mit welchen Herausforderungen ich mich in den letzten Jahren auseinandersetzen musste, und waren beeindruckt von meinem offenen Umgang mit der Situation, wie sie auch im Zeitungsbericht dargestellt wurde. Besonders wurde dabei immer wieder der Mut hervorgehoben, offen über die Erkrankung zu sprechen und trotz alledem so aktiv und engagiert zu sein“, erzählt Nicolas Cordes. Auch im Fitnessstudio sei es zu einem sehr persönlichen Gespräch gekommen, „in dem mir jemand von einer eigenen familiären Betroffenheit im Zusammenhang mit einem Hirntumor berichtete. Solche Begegnungen haben mich sehr bewegt und zeigen, wie viel Resonanz das Thema bei anderen auslöst.“

Fitnesstrainer Sebastian steht Nicolas Cordes zur Seite.
Elvira Bell

Auch Kolleginnen und Kollegen der Realschule plus in Mayen haben sich bei ihm gemeldet. Neben persönlichem Interesse standen hier vor allem Anerkennung, Wertschätzung und Respekt im Vordergrund. „Es wurde mir aber auch gesagt, dass man vermutet, dass der Bericht sicher dazu führen wird, dass andere lästern. Ich fokussiere mich darauf nicht! Ich stehe voll und ganz dahinter!“ Zusätzlich habe er mehrere sehr ergreifende Nachrichten erhalten. „Viele der Rückmeldungen zeigen große Betroffenheit, aber auch hohen Respekt für meinen bisherigen Weg und den Umgang mit der Situation." Häufig sei auch betont worden, „dass mein offener Umgang anderen Betroffenen Mut macht und Hoffnung gibt, selbst auch schwierige gesundheitliche Situationen zu meistern."

„Mir war gar nicht bekannt, dass du eine solche Tortur erleiden musstest. Umso mehr freut es mich, dass es dir gut geht und du motiviert und zielstrebig deinen Weg gehst.“
Das ist eine der vielen Reaktionen auf den RZ-Artikel über Nicolas Cordes.

Eine sehr persönliche Nachricht kam aus Bayville in den USA. Eine dort lebende Seniorin hat Nicolas Cordes geschrieben: „Ich habe immer für dich gebetet und freue mich, dass du alles so gut überstanden hast. Ich bin sehr stolz auf dich und deine Familie.“ Jemand anders hinterließ in einem sozialen Netzwerk den Post: „Schöner Artikel: Kopfweh, Ängste und Erschöpfung sind nicht sichtbare Anzeichen, anders als Verbände oder eine Blindenbinde. Viel Kraft dir weiter, und du hast es richtig gesagt: Setze dir selbst nicht so hohe Maßstäbe.“ Ein anderer Nutzer hat anerkennende Grüße geschickt: „Mir war gar nicht bekannt, dass du eine solche Tortur erleiden musstest. Umso mehr freut es mich, dass es dir gut geht und du motiviert und zielstrebig deinen Weg gehst. Ich habe großen Respekt davor, was du geschafft hast. Wir werden dich auf deinem Weg und vor allen Dingen in den Landtag unterstützen.“

In einer sehr rührenden Nachricht heißt es: „Der Artikel hat mich zu Tränen gerührt. Ich habe in meiner Familie seit meinem 40. Lebensjahr viele ähnliche Situationen erlebt und bitte dich, passe auf dich und deine Frau auf. Man erlebt als Frau alles mit, auch wenn man selbst nicht erkrankt ist. Aber: Diese Angst um einen geliebten Menschen ist unerträglich!“ Nicolas Cordes weiß, welche Last auf seiner Familie liegt. „Ohne meine Frau, meine Eltern und Schwiegereltern hätte ich es nicht geschafft“, sagt er. „Bianca hielt den Alltag am Laufen, kümmerte sich um Kind, Haushalt, mich – ein Jahr lang quasi alleinerziehend.“ Inzwischen hat die junge Familie ein zweites Kind. 

Sport ist nicht nur eine gute Vorbereitung auf eine Operation, sondern kann wie bei Nicolas Cordes auch die Genesung beschleunigen.
Elvira Bell

Insgesamt ist Cordes sehr ergriffen, wie viele Menschen den RZ-Artikel gelesen, sich in irgendeiner Form gemeldet oder ihre Unterstützung ausgesprochen haben. „Die Rückmeldungen haben mich sehr bestärkt und mir gezeigt, dass Offenheit in solchen Situationen nicht nur wichtig ist, sondern auch sehr verbindend“, sagt Nicolas Cordes. Bemerkenswert findet er auch, auf wie viele Freundschaften er seit der Diagnose zurückgreifen kann. Das hilft ihm auch bei der Genesung.

„Ich möchte auch jetzt vorbereitet sein, falls es wieder passiert.“ 
Nicolas Cordes über sein Fitnessprogramm

So oft es ihm seine Zeit erlaubt, ist Nicolas Cordes im Fitnessstudio „Vulkan Sports" in Mayen. „Ich bin in der Woche fünfmal bis sechsmal hier“, sagt er. Im „Vulkan Sports“ hat er sich auch 2021 mit einem intensiven Training auf die Operation vorbereitet und ist im Anschluss, wie er berichtet, dort optimal betreut worden. „Die Ärzte sagten mir damals, dass meine sehr gute sportliche Fitness ausschlagend für meine Genesung war. Ich möchte auch jetzt vorbereitet sein, falls es wieder passiert.“

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