Auch in der Verbandsgemeinde Maifeld steht der Ausbau der erneuerbaren Energien – wie in der jüngsten Ratssitzung – ganz oben auf der Tagesordnung. Aktuell geht es um Freiflächen-Photovoltaik. Wir beantworten wichtige Fragen.
1Was ist Freiflächen-Photovoltaik überhaupt? Bei Freiflächen-Photovoltaik handelt es sich um Solarzellen, die nicht auf Gebäuden, sondern auf freien Flächen stehen, oft auf Ackerflächen. Die Module werden in einem optimalen Winkel zur Sonne ausgerichtet und haben eine hohe Effizienz: Solarparks liefern pro Flächeneinheit etwa 25- bis 65-mal so viel Strom wie Energiepflanzen. Dennoch soll mit Grund und Boden sparsam umgegangen werden.
Nur 2 Prozent der Ackerflächen dürfen landesweit für Freiflächen-Photovoltaik genutzt werden. Das alles ist geregelt im Erneuerbare-Energien-Gesetz. Als Standorte für Freiflächenanlagen müssen primär vorbelastete Flächen ausgewählt werden, denn im juristischen Sinne gilt Freiflächen-Photovoltaik als versiegelte Fläche, auch wenn bei einer Agri-Photovoltaik-Anlage weiterhin eine landwirtschaftliche Nutzung möglich ist. Dabei handelt es sich um hoch aufgeständerte Anlagen, unter denen ein Obst- oder Gemüseanbau stattfinden kann. Gleichzeitig schützen die Anlagen vor zu großer Hitze oder Starkregen.
2 Wie geht die Verbandsgemeinde Maifeld vor? Städte und Gemeinden erhalten vermehrt Anfragen von Projektentwicklern, die Grundstücke für Freiflächen-Photovoltaikanlagen suchen. Damit die Entwicklung gesteuert wird, hat die Verbandsgemeindeverwaltung Maifeld eine Potenzialflächenanalyse machen lassen. Das Maifeld ist zwar bekannt für seine ertragreichen Felder, trotzdem gibt es auch hier in einigen Lagen weniger gute Böden. In der Summe handelt es sich um 245 Hektar, verteilt auf neun potenzielle Flächen. Die meisten liegen bei Polch nahe den Autobahnauffahrten zur A 48. In den Fokus nimmt die Verbandsgemeindeverwaltung nun eine Fläche bei Wierschem.
Wir als Verbandsgemeinde tragen die Investition. Die Eigentümer bekommen eine Pacht von uns, wir haben den Gewinn durch die Einspeisevergütung. Das ist gut für unseren Haushalt, und wir können die Umlage senken.“
3 Was ist jetzt konkret im Maifeld geplant? Eine große landwirtschaftliche Fläche von 35 Hektar südlich der Gemeinde Wierschem gehört Karl Graf und Sophie Gräfin von und zu Eltz. Das Land war bisher an Bauern verpachtet, brachte aber nicht sehr viel Ertrag.
Also verhandelte Maximilian Mumm, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Maifeld, mit der gräflichen Familie, und man kam recht schnell überein, dass es künftig einen neuen Pächter für das Ackerland geben wird: die Verbandsgemeinde Maifeld, vielleicht in Form einer Anstalt öffentlichen Rechts. Das sagte Bürgermeister Mumm gegenüber unserer Zeitung. Sein Plan sieht so aus: „Wir als Verbandsgemeinde tragen die Investition. Die Eigentümer bekommen eine Pacht von uns, wir haben den Gewinn durch die Einspeisevergütung. Das ist gut für unseren Haushalt, und wir können die Umlage senken. Das wiederum kommt dann all unseren Gemeinden zugute.“ In der Dezember-Sitzung des Verbandsgemeinderats soll dann alles spruchreif sein und das Projekt möglichst beschlossen werden.
Obwohl Freiflächen-Photovoltaik ein Thema mit großem Konfliktpotenzial ist, geht es in der Verbandsgemeinde Maifeld geräuschlos über die Bühne. Wie macht VG-Bürgermeister Maximilian Mumm (SPD) das? RZ-Redakteurin Birgit Pielen kommentiert.RZ-Kommentar: Warum die Energiewende im Maifeld geräuschlos läuft
4Was haben die Menschen in der VG Maifeld von dem Freiflächen-Photovoltaik-Projekt? Abgesehen davon, dass alle Kommunen aufatmen werden, wenn die Umlage aufgrund von Mehreinnahmen gesenkt werden kann, kann mit dieser einen Freiflächen-Photovoltaikanlage bei Wierschem rechnerisch die ganze Verbandsgemeinde Maifeld – 11.000 Haushalte mit 25.000 Einwohnern – mit grünem Strom versorgt werden. Davon geht jedenfalls Bürgermeister Mumm aus.
Ihm schwebt außerdem noch ein Bürgerprojekt vor, um die Menschen einzubinden. Der SPD-Politiker ist überzeugt: Konfliktvermeidung beim Ausbau der Erneuerbaren funktioniert nur mit echter Teilhabe. Deutschlandweit gibt es deshalb bereits mehr als 950 Energiegenossenschaften.
5 Wie ist der Stand der Dinge bei den erneuerbaren Energien in Rheinland-Pfalz? Um das Ziel, den Strombedarf in Rheinland-Pfalz bis 2030 bilanziell zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu decken, müssen jährlich (netto) jeweils 500 Megawatt Photovoltaik und Wind zugebaut werden. Die Anzahl der Photovoltaikanlagen muss sich also nahezu verdoppeln, die der Windenergieanlagen verdreifachen.