Aussagen von früher wie „Technik ist Männersache" oder „Kindererziehung ist Frauensache" kennt in der modernen Arbeitswelt heute fast noch jeder. Dazu zählen auch Jugendliche, die sich Gedanken machen, welchen Beruf sie nach der Schule einmal ausüben wollen. So wie es klassische Frauenberufe in der Wahrnehmung Einzelner gibt, existieren auch typische Männerberufe, in denen das starke Geschlecht die Oberhand hat. Um solche Klischees bei der Berufs- oder späteren Studienwahl zu durchbrechen, findet seit 2001 bundesweit der Girls’ Day statt. Als Pendant dazu gibt es seit 2011 den Boys‘ Day.
Unternehmen, Institutionen und Behörden wie die Stadtverwaltung Mayen hatten kürzlich anlässlich des bundesweiten Aktionstags Jugendliche eingeladen, um ihnen frei von jeglichen Geschlechterklischees Einblicke in frauen- und männerdominierte Berufe zu ermöglichen. „Insgesamt zwölf Jugendliche nehmen das Angebot an“, berichtet Mayens Pressesprecherin Janine Pitzen. So waren Jungs für einen Tag willkommen, in die Arbeit der städtischen Kindertagesstätten, der Jugendhilfe und der Verwaltungsfachangestellten reinzuschnuppern. Mädchen konnten verschiedene Berufsfelder beim städtischen Betriebshof kennenlernen oder den Oberbürgermeister in seinem Amt begleiten.

Unsere Zeitung hat mit den Siebtklässlerinnen Marta Szymborska (13) aus Lind-Ahrbrück (Kreis Ahrweiler) und Josephina Lehmann (12) aus Düngenheim (Kreis Cochem-Zell) gesprochen. Die beiden jungen Frauen packten auf dem Friedhof in der Kernstadt beim Herstellen einer neuen kleinen Gedenkstätte, soweit dies möglich war, mit an. Unter anderem verteilten sie Splitt rund um den von Steinmetz Hans-Joachim Hippel vor vielen Jahren geschaffenen guterhaltenen Stein aus Mayener Basalt. Rund um den ehemaligen Grabstein sorgen Basaltplatten und Pflastersteine für ein harmonisches Gesamtbild. Wie die beiden an ihre Praktikumsplätze kamen, schildern sie so: „Ich habe auf der entsprechenden Webseite geschaut und den Betriebshof gefunden. Das hat mich interessiert“, berichtet Marta Szymborska, Schülerin der Ahrtalschule in Gelsdorf. Und auch bei Josephina Lehmann, die die Realschule plus mit Fachoberschule in Kaisersesch besucht, war es, wie sie erzählt, ähnlich. Beide streben jedoch keine Ausbildung im Bereich eines Betriebshofes an. Dies wäre ohnehin in Mayen nicht möglich. „Wir decken sieben Berufsfelder ab", erläutert Wolfgang Saur. „Wir können jedoch an unserem Standort nicht selbst ausbilden“, betont der Leiter des Betriebshofes. „Die betrieblichen Möglichkeiten für die technischen Berufe sind aktuell nicht gegeben. Früher wurden bei uns Garten- und Landschaftsbauer ausgebildet, aber die Anforderungen sind wegen des breiten Spektrums stark angestiegen. Allerdings sind wir für Praktika immer offen und haben auch immer mal wieder Praktikanten von der Gärtnerei des Jugendhilfezentrums Bernardshof, sei es für ein Jahr oder für mehrere Wochen.“

Die beiden Schülerinnen schmieden indes ganz andere berufliche Pläne. Marta, die aus Polen stammt, möchte gern Dolmetscherin für Deutsch, Polnisch, Englisch und Französisch werden, Josephina lieber Meeresbiologin. „Dennoch hat es mich interessiert, was hier so gemacht wird“, versichert Marta. Interessiert hörten beide den Ausführungen von Wolfgang Saur und der gelernten Floristin und Mitarbeiterin der Gartenkolonne, Hanna Kretzer, zu. Beide berichteten voller Leidenschaft von ihren abwechslungs- und facettenreichen Tätigkeiten innerhalb des Betriebshofes. Eine weitere Praktikantin war beim Girls' Day im Bereich der Kfz-Instandsetzung im Betriebshof eingesetzt. Sowohl für Wolfgang Saur als auch für Hanna Kretzer war der Girls’ Day nicht neu - und eine willkommene Gelegenheit, Einblicke in ihre Berufe zu gewähren. „Wir hatten auch im vergangenen Jahr motivierte junge Frauen, die im Bereich der Gärtnerei eingesetzt waren. Sie haben beim Wegebau und beim Anpflanzen der Beete geholfen. Wir sind sehr flexibel, je nachdem, was gerade zu tun ist.“