Wilfried Manheller kennt die Eifelstadt Mayen seit seiner frühen Kindheit. „Wir sind früher von Nitz nach Mayen zum Einkaufen und zum Arzt gefahren.“ Vor allem der Lukasmarkt sei für ihn eine Welt der Überraschungen gewesen. Seine Mutter habe stets zu ihm gesagt: „Wilfried, du musst Hochdeutsch sprechen.“ Dabei ist es gerade die Sprache, also das Mayener Platt und der Charakter der Mayener, die den Krimi-Autor faszinieren. „Sie sind hart und grad.“ Im wahren Leben war Manheller sehr nah am „kriminellen“ Geschehen: Als Kriminalbeamter hatte er mit spektakulären Fällen zu tun, die nur durch den Blick ins Detail und mit Ausdauer geklärt wurden.
Manheller war seit 1977 im Polizeidienst des Landes Rheinland-Pfalz tätig. In Mayen ermittelte die Spürnase aus der Grafschaft als Leiter des Kommissariats zur Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität, was ihm einen intensiven Einblick in die Mayener Unterwelt bescherte. Ab 2006 war Manheller dann Leiter der Kriminalpolizei in Bad Neuenahr-Ahrweiler. In den insgesamt 40 Dienstjahren blickte er intensiv in die Seele der Menschen, die auf furchtbare Weise straffällig wurden. Im Ruhestand widmet er sich inzwischen mit Leidenschaft der Schriftstellerei. Manheller verfasste zwei historische Romane über die Zeit der Bauernkriege und absolvierte ein dreijähriges Fernstudium „Roman-Schriftstellerei“.

Bei seinem neuem 360 Seiten umfassenden Buch handelt es sich um einen historischen Eifelkrimi aus der Zeit nach 1918, mit dem Titel „In den dunklen Gassen von Mayen“. Der Schmöker ist der Beginn einer zehn Werke umfassenden Reihe um den Ermittler Jakob van de Molen. Dieser ist im Alter von 24 Jahren von Berlin nach Mayen versetzt worden und durchaus noch sehr jung für die Position des leitenden Kommissars. Verantwortung und Pflichtbewusstsein prägen seine Arbeit, die angesichts der katastrophalen Versorgungslage ein täglicher Kampf ums Überleben ist.
Warum Manheller in seinem Krimi die Geschichte Deutschlands unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg aufgreift? Das ist schnell erklärt. Ihn habe schon immer die Frage beschäftigt, wie sich der einzelne Mensch beziehungsweise die Gesellschaft in Zeiten, von denen man sagt, sie seien aus den Fugen geraten, verhalten hat. „Das Ende des deutschen Kaiserreichs und die Geburt der Weimarer Republik waren Entwicklungen, die an Dramatik kaum zu überbieten sind. In dieser Zeit den Mord an einem Hausmädchen anzusiedeln, das für einen kaisertreuen Mann aus der Stadtelite arbeitete, fand ich in der Kombination spannend und im Hinblick auf die gesellschaftliche Entwicklung auch lehrreich.“
Eine Leiche vor der Genovevaburg
Manheller sagt weiter: „Die dunklen Gassen stehen sinnbildlich für die schwierigen Zeitumstände, den scheinbar undurchdringlichen Filz eines Teils der Stadtelite und der geheimnisvollen Mayener Unterwelt.“ Finstere Zeiten tun sich auf. Der Mörder schlägt schnell, skrupellos und – wie er glaubt – unbeobachtet zu. Van de Molen kennt die junge Frau, deren Leiche vor der Genovevaburg gefunden wird. Sie war kein Kind von Traurigkeit. Wer hat sie ermordet?
Für die Recherche seines Debüt-Krimis war der 69-Jährige immer wieder in Mayen unterwegs. Unterstützt wurde er von Stefan Wilden vom Geschichts- und Altertumsverein sowie von Mundartkenner Werner Blasweiler. Letztgenannter zeigte ihm nicht nur die ältesten Häuser der Stadt, sondern übersetzte zudem auch einige Passagen ins Mayener Platt.
Hat Manheller Ähnlichkeiten mit der Hauptfigur?
Ob es Ähnlichkeiten zwischen Wilfried Manheller und seinem Kommissar gibt? „Ja und nein. Ja, weil ich beim Schreiben meine eigene Persönlichkeit und meine Gefühle nicht gänzlich unterdrücken kann und will und weil ich meine Berufserfahrung natürlich mit einfließen lasse. Nein, weil es in dem Roman nicht um mich geht, sondern um einen Kommissar, der in den Wirren der Zeit mit aufrechtem Charakter, Mut und Hartnäckigkeit die dienstlichen und privaten Herausforderungen meistert.“
„In den dunklen Gassen von Mayen“ (ISBN 978-3-95441-725-4) kostet 15 Euro, als E-Book (ISBN 9783954417322) 12,99 Euro.