Was das Heimatbuch des Kreises zu bieten hat
Ein Buch, über 350 Seiten und 97 Autoren: Heimatbuch des Kreises vorgestellt
Nach den Worten von Landrat Alexander Saftig (5. von links) war die Präsentation des Heimatbuchs immer einer seiner Lieblingstermine. Auf unserem Foto zu sehen sind außerdem die drei Kreisbeigeordneten, die anwesenden Sieger des Fotowettbewerbs und der Referent der Veranstaltung Lutz Grunwald (links). Foto: Winfried Scholz
Winfried Scholz

Ein letztes Mal präsentiert Alexander Saftig als Landrat das Heimatbuch des Kreises Mayen-Koblenz. Zukünftig wird das sein Nachfolger Marko Boos übernehmen. Ein Überblick über das neue Buch.

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Die Präsentation des Heimatbuchs aus dem Landkreis Mayen-Koblenz gehöre ohne Zweifel zu seinen Lieblingsterminen, sagte Landrat Alexander Saftig. Im voll besetzten Sitzungssaal des Kreishauses hatten sich die meisten der 97 Autoren versammelt, die für 2025 ein Werk von mehr als 350 Seiten erstellt hatten. Dazu kamen noch Preisträger des verbundenen Fotowettbewerbs. In den Worten Saftigs klang aber auch Wehmut durch. Es sei seine letzte Präsentation. Die nächste werde der neu gewählte Landrat Marko Boos (SPD) vornehmen.

Doch der für Kultur zuständige ehrenamtliche Kreisbeigeordnete Achim Hütten (SPD), konnte seinen „seit Jugendtagen freundschaftlich verbundenen“, langjährigen politischen Mitstreiter beruhigen: „Du wirst dann demnächst unser Ehrengast sein.“ Saftig erklärte, es sei beeindruckend und erfülle ihn mit Stolz, dass soviel Autoren die Menschen, die Bräuche, die Geschichte und die Landschaft des Kreises vortrefflich beschreiben. Hütten betonte, der Mayen-Koblenzer Almanach stärke das „Wir-Gefühl“ in der Region.

Brücken – so lautete das Thema des Fotowettbewerbs – dienten in Friedenszeiten seit jeher der Verbindung zwischen den Menschen und ermahnten uns für den Frieden einzustehen. Das gelte, so Hütten, auch für den Beitrag „Die Schlacht bei Andernach von 876“ von Hartmut Nagel. Damals kämpften zwei Nachkommen von Karl dem Großen um den Besitz des Rheinlands. In den folgenden Jahrhunderten kam es immer wieder zu Kriegen zwischen den „Erbfeinden“ Deutschland und Frankreich. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg zogen die damaligen politisch Verantwortlichen beider Länder die Lehren und durchbrachen die Spirale von Hass und Gewalt. Die deutsch-französische Freundschaft zu bewahren sei eine wichtige Aufgabe kommender Generationen, mahnte Hütten.

Dass insbesondere der Zweite Weltkrieg die Menschen immer noch bewegt, zeigen Beiträge wie der von Michèle Halfmann über den Bombenangriff auf Bendorf an Sylvester 1944. Das Schicksal von Karl Hammes aus Bassenheim als junger Soldat und Kriegsgefangener in Russland beschreibt Leonhard Janta. Beispielhaft für die 14.000 von den Nazis ermordeten behinderten Menschen erinnert Pascal Nachtsheim an Ludwig Otto Brück, der in der Klinik der Barmherzigen Brüder in Saffig lebte. Die Geschichte einer jüdischen Familie aus Mayen wird in dem Beitrag „Aus des Lebens Rätselweiten“ von Daniel Scheidsteger in Erinnerung gehalten. Viele Beiträge widmen sich der regionalen Kultur und Geschichte. Von Günther Werner aus Spay gibt es neue Erkenntnisse zur dortigen Peterskapelle.

Dietrich Schabow aus Bendorf schildert wie die Sayner Hütte mehrfach vor dem Abriss bewahrt wurde. Adolf T. Schneider aus Vallendar erinnert an den dortigen Besuch Goethes vor 1250 Jahren. Den Musikern der Familie Beauboir widmet sich Franz G. Bell. Winfried Henrichs aus Mülheim-Kärlich berichtet unter anderem über die Kirche Maria Himmelfahrt und das dortige Stadtmuseum. Wolfgang Höpp beschreibt die Stadtbefestigung von Mayen. Janna Mittler aus Mendig widmet sich dem Bildhauer Peter Mittler und dem Maler Curt Drewes.

700 Jahre Nörtershausen und Geschichten rund um die Winninger Brück schildert Wolfgang Schmid.Von Beate Freitag-Prößler erfährt der Leser, dass in dem Landkreis der zahlreichen Spitzenwinzer im Jahr 1899 auch in Trimbs Wein angebaut wurde. Martina Kröber aus Winningen erinnert an die Vielfalt des Einzelhandels in ihrem Dorf noch in den 1960er Jahren. Es gibt auch Schmunzelgeschichten wie „Die Hexe, die keine war“ von Barbara Böhlandt oder „Der schöne Peter“ von Reiner Degen. En Müllem-Käelescher Dialekt beschreibt Peter Schmorleiz „Oohs Mülleme Kärrmes“. Wie bescheiden die Schultüte im Jahr 1951 war, erkennt man auf dem Foto zu einer Geschichte von Gerhard Drawas.

In einem beachtenswerten Vortrag beschrieb Dr. Lutz Grunwald vom Mayener Leibniz-Zentrum für Archäologie das soziale, politische, militärische und wirtschaftliche Leben in Kobern-Gondorf, Koblenz und Andernach in der römischen, merowingischen und karolingischen Zeit. Ein Schwerpunkt bildete die Beschreibung der Grabanlagen. Daraus leitete er die damaligen Bevölkerungszahlen ab. Demnach lebten in Koblenz und Andernach zwischen 1500 und 3000 Menschen pro Generation, in Kobern-Gondorf waren es knapp 1000 Einwohner. Koblenz sei eine wohlhabende Stadt mit hohem Lebensniveau und ein Ort der allgemeinen Lebensfreude gewesen sagte Grunwald.

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