Jetzt, wenn das Wetter freundlicher wird, sieht man sie. Nicht in Scharen, aber doch vereinzelt oder zu zweit, mit Rucksack auf dem Rücken, vom Rhein quer durch die Eifel, manchmal mit einem beseelten Blick: Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela. Dass sie sicher und zielgenau auf den Eifel-Camino zwischen dem Andernacher Stadtteil Namedy und Trier kommen, dafür sorgen auch Wegepaten. Einer von diesen ist Jürgen Weiss aus Kaisersesch.
„Die Pilgerzeit hat jetzt begonnen, und der Europäische Pilgerweg durch die Eifel wird von vielen Pilgern aus ganz Deutschland gern begangen, zumal er als besondere Herausforderung empfunden wird“, sagt Heinz Schäfer. Der Mayener sorgt sich seit Jahrzehnten um die Durchgängigkeit des 160 Kilometer langen Jakobswegs über den Höhenzug, als ehemaliger Brudermeister der St.-Matthias-Bruderschaft Mayen und Umgebung hat er gemeinsam mit einigen Mitstreitern vieles an Markierung und Information an den Weg setzen lassen. „Viele Wegepaten sorgen dafür, dass die Markierungen für die Pilger gute Orientierungshilfen sind“, sagt der 88-Jährige. „Wir legen Wert darauf, dass unser Weg dadurch eine gute Basis hat und nicht aus der Luft gegriffen ist“, betont Schäfer. Der Weg orientiere sich an einem historischen Vorbild.
„Der Europäische Pilgerweg durch die Eifel wird von vielen Pilgern aus ganz Deutschland gern begangen, zumal er als besondere Herausforderung empfunden wird.“
Heinz Schäfer (88), der sich um die Durchgängigkeit des Eifel-Camino verdient gemacht hat
Ihm ehrenamtlich zur Seite steht neben anderen Jürgen Weiss. Der agile Rentner aus Kaisersesch ist Wegepate vom Geisbüschhof nahe Monreal – dort steht die mehr als vier Meter hohe Jakobssäule aus Basalt – über Kaisersesch bis zum Kloster Maria Martental. „Meine Aufgabe ist es zu schauen, ob die Markierung in Ordnung ist, ob der Weg gut begehbar ist.“ Dazu zählen die Schilder mit der Jakobsmuschel als Richtungsweiser ebenso wie Hinweise in schriftlicher Form. Und Weiss zählt auch die Pilger, die sich anmelden, beispielsweise fürs Pilgerzimmer im Kaisersescher Heimatmuseum oder in Pilgerzimmern in einer nahe der Kirche gelegenen Ferienwohnung oder ins Yumi-Hotel am Alten Postplatz. „Mehr als 100 Pilger übernachten im Jahr bei uns“, hat Weiss festgestellt und erwähnt im Nebensatz, dass jene auch ein Wirtschaftsfaktor sind.
Wer von Monreal über Urmersbach nach Kaisersesch kommt, hat zwei Optionen: vor der Neumühle links durch die Stadt oder geradeaus über Schöne Aussicht nach Martental. Von diesen Pilgern hat Weiss auch eine Umfrage gestartet, in der er nach der Motivation für die lange Wanderschaft gefragt hat. Sind die Gründe sportlicher Natur, religiös motiviert oder haben sie einen quasi meditativen Anstrich? „Die meisten geben religiöse Gründe an“, so Weiss.

Anderenorts wird das anders empfunden: In Frankreich ergab eine Umfrage am Jakobsweg, dass der sportliche Aspekt des Pilgerns mindestens gleich wichtig ist. Weiss hat ebenfalls herausgefunden, dass die meisten Pilger die Strecke Andernach-Trier zu Ende laufen. Der Eifel-Camino ist eine Zubringerverbindung zu den mannigfachen Pilgerwegen in Frankreich und von dort nach Santiago. Danach jedoch beginnt ein neuer Entscheidungsprozess, ob man weitergeht. Wichtig ist es für Weiss, darauf hinzuweisen, dass überall entlang des Weges Stempelstellen sind, wie zum Beispiel in der Kaisersescher Waldkapelle oder in Martental. „Die für die Pilgerpässe zu nutzen, ist wichtig, denn in Trier und in Santiago wird das lückenlos kontrolliert.“ Auch an Übernachtungsstellen bekommt man den Stempelnachweis – und erlebt am 2600 Kilometer entfernten Ziel kein böses Erwachen.
Zum Weg gibt es eine handliche Lektüre: „Eifel-Camino: von Andernach nach Trier (Der Weg ist das Ziel)“ von Wolfgang Scholz, Franz Blaeser und anderen, mit Karten, GPS-Track zum Download und Infos für Radpilger, 12,90 Euro, Conrad-Stein-Verlag, zweite, überarbeitete Auflage. Infos zum Eifel-Camino: www.eifelcamino.de