Von unserer Redakteurin Yvonne Stock
Heute sind nach Angaben von Rüdiger Schäfer, dem Ehrenamtsbeauftragten der Stadt, 150 bis 200 Menschen in rund 20 Gruppen aktiv. Und es sollen noch mehr werden, wie er bei der achten Projektwerkstatt mit rund 50 Teilnehmern im Historischen Rathaus verriet: „Es geht jetzt erst so richtig los.“
Die zweite Staffel der Ehrenamtsinitiative des Landes „Ich bin dabei“ ist zwar jetzt offiziell zu Ende und die Unterstützung des Landes fällt weg. „Aber wir wollen das Engagement nachhaltig machen“, sagte Bürgermeister Claus Peitz. Deshalb sei auch im Andermacher Haushalt ein Betrag eingeplant, um die regelmäßigen Treffen und Workshops weiter zu ermöglichen. „Es war gut“, sagte Peitz, „dass die Politik nur begleitend dabei war.“ Das habe den Andernachern ermöglicht, sich frei zu entfalten.
Und diese Freiheit haben die Beteiligten augenscheinlich genutzt. Es sind sehr unterschiedliche Gruppen entstanden, nicht alles ist ehrenamtliche Hilfe im eigentlichen Sinn. Schon fast etabliert sind das Reparaturcafé und die Computergruppe Häcker 60 plus, die Senioren bei PC-Problemen helfen. Auch die geplante lange Tafel wurde bereits zum Tag der offenen Stadt aufgebaut und hat viele Menschen vernetzt (die RZ berichtete). Die Reisegruppe konnte beim Treffen im Historischen Rathaus bereits die Fotos ihres ersten Urlaubs auf Sizilien präsentieren. Die Gruppe organisiert nach Angaben Schäfers aber auch Ausflüge für gehbehinderte Menschen. Auch die Gruppe, die Flüchtlingen hilft, ist im Haus der Familie sehr gefragt.
Dorothee Schünemann-Diederichs ist in der Tierschutzgruppe aktiv und verteilte den ersten Tierschutz-Boten mit Nachrichten aus dem Tierheim. Im nächsten Jahr, erzählte sie, will sie drei Monate lang einmal pro Woche eine Stunde mit 25 Kindern der Grundschule St. Stephan über Tierschutz sprechen und arbeiten. Peter Nold hat eine Spaziergehgruppe ins Leben gerufen, die sich spontan bei Sonnenschein verabredet.
Der Kita-Streik hat Edith Höfer auf die Idee gebracht, eine Gruppe Leihgroßeltern für Kinder bis zehn Jahre zu gründen. „Wir können einspringen, wenn die Mutter mal zum Arzt muss oder in Ruhe einkaufen möchte“, erzählt Höfer, die weitere Mitstreiter sucht, weil sie von einem großen Bedarf in Andernach ausgeht. Die 64-Jährige hatte schon mal Leih-Zwillinge und gibt ehrenamtlich Flüchtlingen Deutschunterricht. Die Gruppe, die den Deubach renaturieren will, konnte nach eigenen Angaben noch nicht richtig loslegen. Wegen der Tierschutzauflagen, etwa zum Schutz brütender Vögel, kann erst ab dem 1. Oktober aufgeräumt werden.
„Mit so vielen Teilnehmern haben wir wirklich nicht gerechnet“, erzählt Schäfer. Aber für ihn und die anderen drei Moderatoren, Albrecht Schmitz, Axel Bauer und Wolfram Richter, sei es am Anfang auch eine Menge Arbeit gewesen. Sie haben an Weiterbildungen vom Land teilgenommen, die Projektwerkstätten organisiert und alle Teilnehmer bei ihrer Organisation unterstützt. Nicht immer sei alles glatt gelaufen, in einigen Gruppen habe es Meinungsverschiedenheiten gegeben, über die Art und Weise, wie man ans gemeinsame Ziel kommt, oder über die Schwerpunkte der Arbeit. Nicht alle Gruppen aus der ersten Projektwerkstatt mit rund 60 Teilnehmern haben bis heute überlebt, dafür sind andere hinzugekommen.
Und es sollen noch mehr werden. Denn Schäfer und seine drei Moderatorenmitstreiter bleiben am Ball. Am Montag, 9. November, um 17 Uhr wird es in der Mittelrheinhalle das nächste große Treffen für alle Andernacher geben, die sich ehrenamtlich engagieren möchten. Dabei stellen sich die bestehenden Gruppen vor, aber es sollen auch neue hinzukommen, sagt Schäfer. Die Zahl der Teilnehmer könne sich gerne verdoppeln. Die Idee, einen regelmäßigen Kinoabend in Andernach zu veranstalten, stehe zum Beispiel noch im Raum. Auch könnte ein Kulturkreis Unterstützung bei der Organisation von Veranstaltungen in Andernach leisten. Jeder könne seine Ideen und Interessen einbringen – und das unabhängig vom Alter. Während die Ehrenamtsinitiative des Landes vor allem die Gruppe 60 plus im Fokus hatte, möchte Rüdiger Schäfer die Andernacher Gruppen für jede Altersgruppe öffnen und alle Ehrenamtlichen in der Stadt stärker vernetzen.
Initiativen suchen noch ehrenamtliche Mitstreiter
Tastbare Stadt: Schaffung eines Modells für sehbehinderte Menschen
Anfertigen eines Andernacher Lesebuchs mit Märchen und Legenden
Koch-Atelier
Spazieren gehende Sonnensucher
Leihgroßeltern für Kinder bis zehn Jahre
Reparatur-Café
Besuche im Katharina-Kasper-Seniorenhaus
Lange Tafel (zum Tag der offenen Stadt umgesetzt)
Gripsgymnastik mit Skat
Gruppe von Familien mit Kindern mit Downsyndrom
Freundschaftskreis für den Senegal
Stricken für Kinder in Tschernobyl
Senioren unterstützen psychisch kranke Menschen in der Rhein-Mosel-Fachklinik
Pilgerforum Andernach und Umgebung
Computerhilfe 60 plus
Reisend Europa erkunden
Hilfe für Migranten im Haus der Familie
Engagement für den Tierschutz
Basteln für Jung und Alt
Bachpatenschaft für den Deubach
Ansprechpartner im Internet unter www.andernach.de, oben rechts unter Ehrenamtsinitiative.