Die etwa 100-minütige Dokumentation „Nicht in Gottes Namen“ des Filmemachers Adolf Winkler zeigt die Verfolgung von Priestern und Ordensangehörigen sowie das Schicksal des letzten Oberrabiners der Stadt Trier. Szenen des Films spielen auch in Maria Laach, Nickenich und Mendig. Ein Teil des Films wurde an der Grundschule Pfarrer-Bechtel in Mendig gedreht. Der Film soll ein Dokument sein – gegen das Vergessen und zur Mahnung, wohin Menschenverachtung, Antisemitismus und Rassismus führen.
Der aus Bitburg stammende Winkler, der ursprünglich als Naturfilmer aktiv war, zeichnet als Autodidakt die Biografien von rund einem Dutzend verfolgter Geistlicher und Ordensleuten im Gebiet des Bistums Trier nach – darunter auch Ordensschwestern, evangelische Pfarrer sowie der letzten Oberrabbiner von Trier, Adolf Altmann. Unsere Zeitung hat mit dem gelernten Kardiotechniker wenige Tage nach der Filmpremiere ein Telefoninterview geführt.
An Originalschauplätze gereist
Zwei Jahre hat der heute 75-Jährige an der Dokumentation gearbeitet, für die er an die Originalschauplätze gereist ist, so auch in unsere Region nach Mendig, Nickenich und Wassenach. „Ich bin insgesamt 23.000 Kilometer gefahren und habe unter anderem auch für Filmaufnahmen die Konzentrationslager in Dachau und Buchenwald besucht“, sagt Winkler. Darüber hinaus hat der Filmemacher Dreharbeiten in Amsterdam und in England anberaumt, wo in einem Archiv bedeutende historische Briefe des Rabbiners Altmann aufbewahrt werden.
Nach der Dokumentation „Den Toten ein Gesicht geben“ und nach insgesamt 80 weiteren Filmen ist die Idee zu „Nicht in Gottes Namen“ entstanden. Und zwar genau vor dem Priesterseminar in Trier, als Winkler die Stolpersteine für verfolgte und ermordete Priester entdeckt hatte. „Es war der auslösende Moment. Bis dahin war mir neu, dass es auch Stolpersteine für Priester gab, die in der NS-Zeit verfolgt wurden“, sagt er. So auch die Pfarrer Johannes Schulz aus Nickenich und Josef Zilliken aus Wassenach, die am Nachmittag des 27. Mai 1940 auf der Terrasse des Gasthauses Waldfrieden bei Maria Laach saßen.

Sie ahnten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass sich ihr Leben in nur wenigen Augenblicken auf dramatische Weise verändern würde. Während die anderen Gäste aufsprangen, um den plötzlich aufgetauchten Reichsmarschall Hermann Göring mit dem Hitlergruß zu begrüßen, blieben Zilliken und Schulz demonstrativ sitzen. Es war ein deutlicher Akt des Widerstandes, der nicht ohne Folgen blieb. Schon vor der Verweigerung des Hitler-Grußes hatten sich die beiden Geistlichen kritisch über den Nationalsozialismus geäußert. Noch am gleichen Abend nach dem Besuch im Waldfrieden ließ Göring Zilliken und Schulz verhaften. Nach Monaten harter Zwangsarbeit starben sie 1942 kurz nacheinander in Dachau.
Anklage des Regimes
Die Anklage des NS-Regimes richtete sich auch gegen weitere Widerständige, darunter Pfarrer Josef Bechtel und sein Kaplan Peter Schlicker (beide Mendig), die Pfarrer Jakob Zigeler, Wilhelm Caroli, Fritz Seitz und Johannes Ries. Die Anklage lautete: Wehrkraftzersetzung, Feindbegünstigung und Volksverhetzung. Pfarrer Joseph Bechtel war Mitglied der Zentrumspartei und war in den Fokus der Gestapo gerückt. Beide wurden im November 1940 von der Gestapo verhört, nach Koblenz in Schutzhaft gebracht und am 7. Februar nach Dachau deportiert.
„Historische Filmaufnahmen und schwarz-weiß Fotos wechseln sich in der Dokumentation mit nachgestellten Szenen an Originalschauplätzen und Interviews ab“, so Winkler. Die Produktion war sehr aufwendig und teuer: Recherche Drehbuch Text sowie die Dreharbeiten lagen in den Händen des Filmemachers. Die hochwertige Postproduktion, also Schnitt, Musik, Tonmischung und so fort, erfolgte, im Studio Soundlabmedia von Ralf Hess. Erheblich waren anfallende Kosten für Honorare und Bildrecht. „Ich musste teilweise für jedes einzelne Fotos bezahlen und mir alles genehmigen lassen.“
Keine einfache Finanzierung
In Verbundenheit zu seiner Heimat hatte ihn Felix Genn aus Wehr, emeritierter Bischof von Münster, finanziell unterstützt. „Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hatte mich geistig unterstützt. Ich hätte mir gewünscht, dass die katholische Kirche die Sinnhaftigkeit dieses Projektes stärker erkannt hätte“, so Winkler. Auch die Antisemitismusbeauftragte des Landes Rheinland-Pfalz habe das Projekt nicht unterstützt. Es war ein mühevolles Akquirieren des Filmfonds, so Winkler „bin ich für die Unterstützung der Kulturstiftung Rheinland-Pfalz, Unionstiftung Saarbrücken, dankbar, sowie der Zentrale für Politische Bildung Rheinland-Pfalz.“ Für die nachgestellten Szenen hatte Winkler zum Teil ehemalige Kollegen aus dem Trierer Brüderkrankenhaus angesprochen.
„So eine Dokumentation funktioniert nur dann, wenn man Leute mit einem glaubwürdigen Charakter hat. Für Pfarrer Zilliken, der groß und kräftig war, und daher im Priesterseminar ’Pferd’ genannt wurde, habe ich bewusst jemanden mit dem entsprechenden Körpermaß und Größe gewählt.“ Am Samstag, 22. März, ist es im Übrigen 92 Jahre her, dass das KZ Dachau – in das man die meisten Pfarrer inhaftierte – eingerichtet wurde.