Andernacher Ortsverein beobachtet Situation im Corona-Jahr mit Sorge und warnt vor Gefahren
DLRG Andernach warnt: Der Rhein ist kein Schwimmbadersatz
Am "kleinen Deutschen Eck" in Andernach gibt es eine sandigen Uferbereich, dessen Breite je nach Pegelstand schwankt. Dort nehmen Erholungssuchende gern ein Sonnenbad oder schwimmen im Rhein. Letzteres ist äußerst gefährlich, warnt die DLRG Andernach.
Martina Koch

Andernach. Mit den steigenden Temperaturen wird das Rheinufer am sogenannten kleinen Deutschen Eck in Koblenz wieder öfter als Badestrand genutzt: Ganze Familien wurden jüngst im Fluss planschend gesichtet, darunter auch Kinder, die sich nur mithilfe von Schwimmflügeln über Wasser halten können. Der DLRG Andernach verfolgt diese Entwicklung mit großer Sorge.

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Man befürchtet, dass die Menschen in Zeiten, in denen die Freibäder aufgrund der Corona-Auflagen nur eingeschränkt zugänglich sind, verstärkt offene, unbewachte Badestellen aufsuchen, um dort Schwimmen zu gehen. Damit gehen diese ein hohes Risiko ein, warnt die DLRG Andernach in einer Pressemitteilung: „Neben den unberechenbaren Strömungen stellen vor allem Schiffe, die auf dem Rhein verkehren, eine ernst zu nehmende Gefahr für Leib und Leben dar. Auch die zahlreichen Steiger, Anlegestellen für Schiffe, und Buhnen, mehr oder minder große Dämme, können zu lebensgefährlichen Fallen werden“, heißt es darin.

„Der Rhein ist kein Schwimmbadersatz“, betont Michael Seimetz von der DLRG. In einem öffentlichen Facebook-Post schildert der Leiter Einsatz und Ausbildung der Ortsgruppe seine am kleinen Deutschen Eck gemachten Beobachtungen. Bei einer Ausbildungsübung in den Rheinanlagen sah man mehrere Schwimmer im Rhein, unter anderem eine Erwachsene mit mehreren Kindern. Die Kinder befanden sich teilweise mehrere Meter von der Frau entfernt, so dass diese nicht hätte eingreifen können, wenn ein Kind in Schwierigkeiten geraten wäre, berichtet der erfahrene Rettungsschwimmer.

Seinen Ärger über diese Leichtsinnigkeit drückt Seimetz in aufrüttelnden Worten aus: „Ich muss mich fragen, ob diese Frau auch mit verbundenen Augen über eine Autobahn laufen würde. Das ist in etwa genauso gefährlich.“ Mit den schlimmen Folgen, die drohen, wenn die im Rhein lauernden Gefahren unterschätzt werden, wurden die DLRG-Mitglieder mehrfach konfrontiert: „Wir haben in den letzten Jahren einige Leichen aus dem Rhein geholt und warnen regelmäßig vor den Gefahren“, betont Seimetz.

Auch die Wasserschutzpolizeistation (WSP) Andernach ist im Hinblick auf die bevorstehenden hochsommerlichen Wochen alarmiert. Bisher habe man zwar noch nicht festgestellt, dass mehr Menschen als in den Vorjahren im Rhein schwimmen. Das könne sich aber schnell ändern, sobald die Sommerferien beginnen und die Temperaturen auf deutlich über 30 Grad steigen.

Deswegen setze man derzeit auf Präventivmaßnahmen erklärt Norman Müller von der WSP Andernach: „Wir fahren die entsprechenden Uferbereiche ab und sprechen die Leute an.“ Wenn man Badende in Bereichen entdeckt, in denen das Schwimmen grundsätzlich verboten ist, kann auch ein Verwarngeld verhängt werden.

Mit solchen Verstößen habe man es im Dienstgebiet aber in der Regel nicht zu tun: „Es gibt nur wenige Stellen, an denen ein Badeverbot gilt“, sagt Müller. So ist es etwa untersagt, 100 Meter oberhalb sowie 50 Meter unterhalb von Hafeneinfahrten und Schiffsanlegern zu schwimmen. An fahrende Schiffe oder Schifffahrtszeichen, wie beispielsweise Bojen, dürfen Badende nicht heranschwimmen.

Man setzt seitens der WSP auf das Verantwortungsbewusstsein der Menschen und insbesondere darauf, dass Eltern die Aufsichtspflicht über ihre Kinder wahrnehmen. „Wir weisen auf die Gefahren hin und verteilen Flyer“, erzählt Müller. Indem man die Menschen für das Risiko sensibilisiert will man Badeunfälle vermeiden: „Wir hoffen, dass wir niemanden rausziehen müssen.“

Michael Seimetz und seine Vereinskollegen von der DLRG Andernach fordern dazu auf, komplett auf das Schwimmen im Rhein zu verzichten: Selbst für erfahrene Rettungsschwimmer stelle die Strömung im Rhein immer wieder eine Herausforderung dar. Für den Badeausflug eigne sich „Ons Schwemmbad“, wo der Betrieb unter den Coronaschutzauflagen inzwischen wieder läuft.

Von unserer Redakteurin
Martina Koch

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