Digitaler Bienenstock und Versuchsbeete: Auf dem Gelände rund um den Schlossgarten hat sich einiges getan
Digitaler Bienenstock und Versuchsbeete: Auf dem Gelände rund um den Schlossgarten hat sich einiges getan
Imker Andreas Goedde gewährt den Besuchern der Führung einen Einblick in den digitalen Bienenstock.
Patrick van Schewick

Zum „Tag der offenen Gärten“ öffneten auch die Gärten der Stadt Andernach ihre Tore für Führungen und Vorträge. Eine dieser Führungen führte durch die Essbare Stadt, zu den digitalen Bienenstöcken und zu den erst Mitte April angelegten Klimabeeten.

Letztere bieten die Möglichkeit, einen klimafreundlich angelegten Garten mit einem Schotterbeet zu vergleichen, wie die Andernacher Klimaschutzmanagerin Mona Maar verriet. So hat die Stadt unweit der Stadtmauer zwei Beete angelegt: ein Schotterbeet und ein grün bepflanztes. Maar erläuterte die Nachteile von Schottergärten. So sei es ein Irrtum, dass Schottergärten kostengünstiger und pflegeleichter sind. Aber auch für das Mikroklima sind Schottergärten schlecht. Die Steine kühlen sich nachts kaum ab. Dadurch heizt sich die Temperatur im Sommer immer weiter auf. Daneben ist ein Vorteil von Pflanzen, dass sie Feinstaub herausfiltern und Sauerstoff produzieren.

Um sich nicht nur optisch ein Urteil erlauben zu können, befinden sich in beiden Beeten Sitzgelegenheiten, die zum Verweilen einladen, sowie Temperaturanzeigen. Allerdings schränkte Maar ein, dass sich der Unterschied erst im Hochsommer bei strahlendem Sonnenschein erkennen lässt.

Johannes Mader von der Stadt Andernach erklärte das Bewässerungssystem des bepflanzten Beetes. So nutzt die Stadt einen 70 Liter fassenden Wassersack. Dieser hängt mitten im Beet und ist leicht perforiert. Dadurch verteilt sich das Wasser langsam im Boden. Zu den Schottergärten fügte Mader hinzu, dass die in neueren städtischen Bebauungsplänen bereits verboten sind. Außerdem werden Flyer zu dem Thema verteilt, sobald es Bauvorhaben gibt.

Da sich auch einige Touristen unter den Gästen befanden, erklärte Mader beim Rundgang durch die Essbare Stadt auch einiges zum historischen Ursprung dieser Idee. Hinsichtlich der damaligen Befürchtungen, die Essbare Stadt könnte Vandalismus zum Opfer fallen, erklärte er, es gebe weit weniger Schäden als am Anfang befürchtet. Dies liegt zum einen an der nahen Polizeiinspektion: „Das schreckt ja schon ein bisschen ab.“ Aber auch Respekt vor der Nutzpflanze nannte Mader als Grund. Er ist sich sicher: „Mit der Essbaren Stadt ist auch irgendwie eine Bewusstseinsänderung eingetreten.“ In diesem Jahr ist das ein oder andere in der Essbaren Stadt liegen geblieben. „Corona war leider auch für die Essbare Stadt ein Thema“, so Mader. Momentan arbeitet die Stadt an Plänen, die Bewässerung umzustellen, da diese momentan einen großen logistischen Aufwand bedeutet und die Stadt ressourcenschonender arbeiten möchte.

Zuvor hatte der Vorsitzende des Andernacher Imkervereins, Andreas Goedde, bei den digitalen Bienenstöcken im Schlossgarten den Teilnehmern der Führung das Einmaleins der Imkerei erklärt. Die digitalen Bienenstöcke liefern nicht nur Honig, sondern über Sensoren auch Daten. Goedde erklärte, dass sich im Inneren unter anderem ein Wärmesensor befindet, anhand dessen die Imker erfahren können, wann ein Schwarmflug droht. Außerdem erläuterte er, welche Bedeutung den Bienen bei der Bestäubung von Obstbäumen zukommt. „Ohne die Bestäubungsleistung der Bienen würden wir viele Sachen gar nicht haben!“ so Goedde. Eine große Überraschung erlebte so mancher Teilnehmer der Führung, als Goedde ein Foto eines Supermarktregals durch die Reihen reichte. Darauf zu sehen war, dass lediglich eines der angebotenen Gläser reinen Honig aus Deutschland enthielt. Goedde erklärte, dass dies logisch ist, da die deutschen Imker rund 20.000 Tonnen Honig pro Jahr ernten. Der Verbrauch liege allerdings hierzulande bei 80.000 Tonnen.

Die digitalen Bienenstöcke sind nicht der einzige Bereich im Schlossgarten, in dem Bienen leben. Goedde zeigte, dass sich im oberen Teil der Stadtmauer ein Bienenschwarm eingenistet hat. Mit Verweis auf einen natürlichen Feind der Bienen erklärte er allerdings: „Wir müssen überlegen, ob die Stadt die nicht irgendwann herausholt, weil die sonst durch die Varroamilbe kaputtgehen.“

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