Normalerweise sind der Advent, die Weihnachtsfeiertage sowie Silvester und Neujahr absolute Hochsaison für die Gastronomie, doch diesmal haben viele Restaurants mit Stornierungen und enormen Umsatzrückgängen zu kämpfen – mit unterschiedlichen Folgen.
Das Minus in der Skybar im Hotel Am Römerpark in Andernach ist jedenfalls gewaltig. „Unser Minus liegt bei 75 Prozent“, sagt Hoteldirektor Wolfgang Jung, beim Hotelbetrieb sind es rund 60 Prozent. Seine Erfahrung: Für viele ist es ein echtes Hindernis, sich auch als Geimpfter testen lassen müssen, auch wenn dies im Restaurant selbst möglich ist. Das Adventsgeschäft sei jedenfalls fast vollständig eingebrochen.
Zu Weihnachten will Jung das Restaurant offenlassen, die Buchungen sind bislang gut. Aber an Silvester? „Noch haben nur zwölf Personen reserviert, Platz ist für 250 …“ Der Direktor geht davon aus, dass die Skybar dann geschlossen bleibt, will aber die aktuellen Entwicklungen noch abwarten. Das Hotel bleibt geöffnet, hier gibt es bereits Buchungen, wenn auch „ganz verhalten“. Sein Fazit in diesen Wochen: „Das ist zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel.“
Klein‘s Fronhof in Winningen kann man nach wie vor am ersten und zweiten Weihnachtstag sowie an Silvester und Neujahr besuchen. Aber auch hier gilt: „Seit der Einführung von 2G+ ist die Zahl der Stornierungen enorm“, sagt Inhaber Michael Klein. 250 waren es allein in den ersten Tagen, gerade viele Weihnachtsfeiern wurden abgesagt. Eine Reservierung für 30 Personen wurde erst einen Tag vorher storniert – weil ein Test positiv ausgefallen war.
„Weihnachten waren wir eigentlich ausgebucht“, sagt Klein, jetzt aber trudeln nach und nach die Absagen ein, und der Gastronom hofft, dass sich die Feiertage irgendwie rechnen. „Wir haben das im Team durchgesprochen, und wir ziehen das jetzt durch.“ Vor Ort können sich die Gäste testen lassen, nur den Test müssen diese mitbringen.
Im Vergleich zu 2019 hat Ricardo Amico, Inhaber des Restaurants Caravella in Mayen, gerade mal die Hälfte zu tun: „Wir haben 50 Prozent Einbußen.“ Auch er klagt über viele Absagen, „erst gerade haben wieder 16 Personen storniert“, berichtet er beim Telefonat am Montag. Trotzdem wird es im Caravella auch diesmal wieder eine Weihnachtskarte und ein Silvestermenü geben, und bestellen und abholen kann man weiterhin, „aber das läuft mau“. Amico sieht die Lage nüchtern „Das kann man halt nicht ändern.“
Für Andreas Kölsch war vor einigen Tagen endgültig klar: In diesem Jahr bringt es nichts mehr, das Hotel-Restaurant „Zum Schwarzen Bären“ in Koblenz-Moselweiß offen zu halten. Heute (ACHTUNG: 23. Dezember!!!) wird das Haus bis Ende Januar geschlossen. Am 1. Februar soll der Betrieb wieder losgehen – vielleicht auch früher, wenn es dann Klarheit gibt, aber wegen der Omikron-Variante sehe es ja nicht danach aus.
Vor allem in den vergangenen zwei, drei Wochen war es für Kölsch und sein Team kaum möglich, wirtschaftlich zu arbeiten. „Es gab einfach zu wenig Kundschaft“, außerdem könne man in einem Restaurant auch nicht so kurzfristig planen, gerade weil man die Ware vorbestellen muss. Deshalb haben die Kölschs entschieden: „Wir halten jetzt die Füße ruhig“, feiern in Ruhe Weihnachten, ohne wie sonst im Hotel und Restaurant zu arbeiten – und sammeln Energie fürs neue Jahr.
Eine „totale Katastrophe“ hat Georg Gerhards, Inhaber von Gerhards Genussgesellschaft in Koblenz, in der ersten Woche der 2G+-Regelung erlebt. Zig Stornierungen prasselten auf das Team ein, „das war brutal“. Vor allem Weihnachtsfeiern wurden auch hier abgesagt. Und so waren im Restaurant, das sechs Wochen vor Weihnachten komplett ausgebucht war, auf einmal wieder Tische frei. Auf 60 Prozent des normalen Umsatzes kommt Gerhards Genussgesellschaft in diesem Dezember letztendlich. An den beiden Weihnachtsfeiertagen waren 600 Plätze reserviert, jetzt sind es 500, „das ist noch ganz gut“. Aber: Planungssicherheit gebe es nicht, neue Corona-Maßnahmen würden immer viel zu kurzfristig verkündet. Bestellt wurden die Waren fürs Fest jedenfalls längst, „und mir wurde schon gesagt, dass ich sie egal wie abnehmen muss.“
Zumindest eine positive Rückmeldung erhalten wir dann doch noch bei der Recherche. „Wir sind sehr froh, dass wir gut ausgelastet sind“, sagt Felix Großer, stellvertretender Restaurantleiter im Landgang im Hotel Fährhaus in Koblenz. Das Team bemerkt zwar einen leichten Rückgang, aber „wir sind immer noch sehr zufrieden“ und besonders glücklich über die vielen Stammgäste.
Die eigene Teststation am Hoteleingang trägt zu der positiven Entwicklung bei, hier können sich Gäste des Hauses kostenlos testen lassen. An den Feiertagen ist das Restaurant jedenfalls wie geplant geöffnet. Das Silvesterdinner ist bereits ausgebucht, für Heiligabend sowie den ersten und zweiten Weihnachtstag können noch Tische reserviert werden.