Von unserer Reporterin Agatha Mazur
Nun wurden Schwester Teresa, Schwester Lucella, Schwester Adeltrudis, Schwester Erika und Schwester Edeltrud mit einem feierlichen Gottesdienst und Empfang verabschiedet. Die erkrankte Schwester Maria-Theresia konnte nicht dabei sein, sie wird zurzeit im Mutterhaus des Ordens gepflegt.
Die Kirche war voll, viele Menschen waren gekommen, um sich von den Schwestern zu verabschieden. Auch die Ordensschwestern aus dem Mutterhaus der Borromäerinnen in Trier waren anwesend. Weihbischof Jörg Michael Peters bedankte sich für die Arbeit der Schwestern: „Mit Ihnen wird ein Vermächtnis zurückbleiben. Ihre Präsenz wird prägend für die kommenden Generationen sein.“ Auch Geschäftsführerin Cornelia Kaltenborn nahm schweren Herzens Abschied: „Das trifft mich ganz tief in der Seele“, bekennt Kaltenborn. „Wir werden Sie alle sehr vermissen, die Patienten, aber auch die Bewohner des Seniorenzentrums.“ Es wird nicht von heute auf morgen einen Ersatz für die Schwestern geben. „Das würde der Sache nicht gerecht werden“, sagt Kaltenborn. 170 Jahre seien doch eine lange Zeit.
Seit 1845 sind die Borromäerinnen fester Bestandteil des St.-Nikolaushospitals. Ihr Ruf nach Andernach geht zurück auf Friedrich Kaspar von Mering, einen wohlhabenden Andernacher Bürger. Er hatte in seinem Testament festgelegt, dass eine Krankenanstalt unter der Leitung „barmherziger Schwestern“ errichtet werden solle. So kamen im Mai 1845 die ersten drei Schwestern ins Stiftshospital und nahmen ihre Arbeit auf – getreu dem Grundsatz, „da zu sein für Arme, Kranke und Kinder“. Zu ihren Aufgaben gehörte die Pflege der Kranken, sie beaufsichtigten das Hauswesen und den Haushalt, die Feld- und Gartenarbeiten und sorgten sich um Essenszubereitungen. Auch während der beiden Weltkriege kam den Borromäerinnen und ihrer Pflegetätigkeit besondere Bedeutung zu. Im Zweiten Weltkrieg gab es die höchste Zahl an Schwestern: 35 von ihnen halfen im Krankenhaus und kümmerten sich um Patienten.
Zehn Jahre lang war Andernach ihre Heimat: Jetzt bricht Schwester Teresa zu neuen Ufern auf. Die 67-Jährige wird nach Trier ins Priesterseminar versetzt. In den vergangenen Jahren hat sie im St.-Nikolausstift im Aufnahmebüro gearbeitet, die Patientenbibliothek betreut und Sakristeidienst versehen. „Ich gehe mit gemischten Gefühlen. Man hat sich im Laufe der Jahre mit Menschen vertraut gemacht. Der Abschied ist schon schmerzhaft.“ Je älter man werde, umso einschneidender sei es auch, irgendwo neu anzufangen. „Der Kopf sagt ja, das Herz muss sich erst lösen“, beschreibt Schwester Teresa ihre zwiespältigen Gefühle. Nichtsdestotrotz blickt die gebürtige Neubrandenburgerin der neuen Aufgabe positiv entgegen.
Die Versetzung ist auch nichts Ungewöhnliches für sie: Schwester Teresa hat schon an verschiedenen Orten deutschlandweit gearbeitet, unter anderem auch in Berlin. „Die Ordensschwestern leben in der Gemeinschaft“, erklärt sie, „wir sind von jung auf damit vertraut.“ Sie sei wie ihre Mitschwestern bereit, sich dort einsetzen zu lassen, wo die Gemeinschaft sie brauche.
Barmherzige Schwestern
Der Orden des heiligen Karl Borromäus wurde 1652 in Nancy gegründet. Die Schwestern wollten Menschen „in ihren verschiedenen Nöten beistehen und ihnen Zeugnis geben von der Liebe Gottes“. 1810 kam die Gemeinschaft von Frankreich nach Deutschland und wurde 1872 eine selbstständige Kongregation. Das Mutterhaus und somit Mittelpunkt des Ordens in Deutschland befindet sich in Trier. Weitere Gemeinschaften gibt es in den Niederlanden, Korea und Tansania.