Während der modernere Gebäudetrakt der Namedyer Pfarrkirche binnen diesen Jahres abgerissen wird, laufen nebenan in den gotischen Gemäuern umfangreiche Sanierungsarbeiten. Voraussichtlich ab Oktober werden die Gemeindemitglieder dort wieder ihre Gottesdienste feiern können. Der Abschied von dem im schlichten weiß gehaltenen Anbau mit dem Türmchen, das auf einer aufwendig gestalteten Dachkonstruktion thront, fällt nicht jedem Namedyer leicht: Viele alteingesessene Stadtteilbewohner hatten die Erweiterung der gotischen Kirche einst mit ihren Spendengeldern erst ermöglicht. Doch ein Erhalt hätte wirtschaftlich gesehen keinen Sinn ergeben, erläutert Pastor Stefan Dumont: „Das Dach ist undicht. Wenn es stark regnet, müssen wir hier überall Eimer aufstellen.“ Mit dem finanziellen Spielraum der Gemeinde sei eine Sanierung nicht zu stemmen gewesen.
Deswegen fasste man bereits vor einigen Jahren den Beschluss, einen Rückbau in den Blick zu nehmen. Wenn an Pfingstmontag die letzte Andacht gefeiert ist, wird nach und nach das Inventar aus dem Kirchenanbau geräumt: Die bestehende Orgel ist zu groß für den gotischen Altbau, weswegen sich die Gemeinde von dem Instrument trennen wird. Ein Orgelbauer aus der Eifel wird es einlagern und der Gemeinde im Gegenzug eine sogenannte Truhenorgel zur Verfügung stellen.
Auch der Altar ist für den verbleibenden Kirchenraum überdimensioniert und muss abgebrochen werden. Für die Kirchenbänke hat man bereits einen Abnehmer gefunden: Die in der ehemaligen Pfarrkirche St. Albert ansässige koptische Gemeinde wird sie abholen und künftig nutzen.
Denn auch für die Bänke wird es in dem gotischen Altbau, der derzeit saniert wird, keinen Raum mehr geben. Um bei der Gestaltung des Sitzplatzangebots für verschiedene Veranstaltungsarten flexibel zu sein, nutzt man dort künftig Stühle.
Noch vermittelt der Innenraum des historischen Gebäudes keinen sehr einladenden Eindruck: Die Buntglasfenster sind größtenteils ausgebaut und durch einfaches Glas ersetzt worden, um Beschädigungen im Zuge der Arbeiten zu vermeiden. An den Mittelpfeilern stapelt sich Baumaterial, die Figuren, die den Kirchenraum schmückten, hat man eingelagert.
Doch Pfarrer Dumont hat die Kirche, wie sie sich nach der umfangreichen Sanierung den Besuchern zeigen wird, trotz der Baustellentristesse schon deutlich vor Augen: „Das wird wunderschön“, schwärmt er. Bei der Gestaltung wird sich das historische Erbe der Zisterzienser wie ein roter Faden durch das Gebäude ziehen. Die mittelalterlichen Klosterbauten des Ordens charakterisierten sich durch ihre Einfachheit, dementsprechend schlicht wird sich auch der Innenraum von St. Bartholomäus künftig präsentieren. Pfeiler und Gurtbögen werden in einem warmen Tuffton, die Wände in Kalkweiß gestaltet. Zum Abschluss der Sanierungsarbeiten werden die Buntglasfenster wieder eingebaut.
Wo sich der derzeit der mit Spanplatten abgetrennte Übergang zum Anbau befindet, entsteht eine neue Giebelwand, die von Glasrohren durchsetzt ist, durch welche Licht ins Kircheninnere fällt. Altar und Ambo werden aus Holz gefertigt, die Bestuhlung wird aus schlichten Kirchenstühlen aus Holz bestehen, die für die flexible Raumgestaltung stapelbar sein werden. Die Stühle werden den Kirchenraum etwa bis zur Hälfte füllen, sodass Platz für einen Begegnungsraum im rückläufigen Bereich bleibt. „Das wird ein echtes Kleinod mit bewegter Vergangenheit“, ist Dumont überzeugt. Der neu gestaltete gotische Bau biete sich künftig nicht nur als Ort für Gottesdienste und Andachten, sondern auch für kirchliche Trauungen oder Kulturveranstaltungen an.
Im Zuge der umfangreichen Sanierung verzichtet man übrigens auf eine Angleichung des Bodenniveaus: „Namedy ist die einzige Kirche in der Pfarreiengemeinschaft, in der es bergauf geht“, schmunzelt Pfarrer Dumont über das sichtbare Gefälle zwischen Altarraum und Westfassade. Finanzielle Gründe haben die Gemeinde dazu bewogen, auf einen Ausgleich des Gefälles zu verzichten.
Die Finanzierung des Vorhabens stellt die Gemeinde ohnehin vor eine nicht kleine Herausforderung: Rund 630.000 Euro wird das Bauprojekt voraussichtlich kosten. Das Bistum Trier beteiligt sich mit einem großzügigen Zuschuss in Höhe von gut 445.000 Euro, die Gemeinde trägt einen Eigenanteil von 185.000 Euro.
Der Abriss des modernen Anbaus soll im Herbst beginnen und wird sich vermutlich bis ins kommende Jahr hinziehen. Danach wird der Übergang zwischen Kirche und Pfarrheim neu konzipiert. Dieser soll möglichst transparent gestaltet werden, damit der gotische Altbau als freistehende Kirche wahrgenommen wird. Nach Abschluss der Arbeiten steht die Neugestaltung des Kirchenumfelds an. Genaue Pläne gibt es hierfür noch nicht. „Darauf bin ich selbst am meisten gespannt“, sagt Pfarrer Dumont.