Krufter lebt für Motorsport
Die Liebe zum Rennfahren kennt kein Alter
Horst Kowalski hat Benzin im Blut und schraubt leidenschaftlich gern an schnellen Maschinen.
Wolfgang Lucke

Seine Liebe für Motoren und Geschwindigkeit lebte der Krufter Horst Kowalski jahrzehntelang als international erfolgreicher Sidecar-Fahrer aus. Seine Begeisterung für schnelle Maschinen treibt den über 80-Jährigen bis heute an. Ein Hausbesuch.

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Wenn Horst Kowalski mit blitzenden Augen von seinen Abenteuern auf den Rennstrecken dieser Welt erzählt, spürt man sofort: Dieser Mann lebt für den Motorsport. Bald feiert er seinen 83. Geburtstag – und denkt keineswegs ans Bremspedal.

Die erste Begegnung mit ihm verläuft spektakulär. Als Reaktion auf die Rufe „Hallo Herr Kowalski“ auf seinem Grundstück in Kruft ist zunächst nur ein dumpfes „Moment“ zu hören. Augenblicke später rollt ein fröhlich lachender, ölverschmierter Senior unter einem Auto hervor. „Bisschen schrauben macht immer noch Spaß“, so seine Begrüßung.

Das ganze Haus ist voller Pokale und Ehrungen und damit auch ein Ort vieler Erinnerungen.
Wolfgang Lucke

Mitten in seiner Geburtsstadt Kruft lebt Horst Kowalski seine Liebe zu Motoren und Geschwindigkeit. Die Region hat eine lange Motorsporttradition, nicht zuletzt durch die Nähe zum legendären Nürburgring, das färbt ab. Schon als Junge faszinierte ihn alles, was schnell fuhr. „Ich habe als Kind jede Schraube und jeden Funken an alten Mopeds bewundert“, erinnert er sich.

Sein Kindheitstraum war es, einmal ein großer Rennfahrer zu sein und die Rennstrecken der Welt kennenzulernen. „Früher haben mich alle für verrückt erklärt. Jetzt bin ich nicht nur der älteste, sondern auch einer der schnellsten Sidecar-Fahrer Europas“, sagt er heute. Für „Mr. Sidecar“, dem der Renn-Arzt das Reaktionsvermögen eines Düsenjägerpiloten zusprach, sind das Schrauben an Rennmaschinen, das Geräusch aufheulender Motoren und der Rausch der Geschwindigkeit ein wahres Lebenselixier. Über 500 Pokale und weitere Auszeichnungen legen Zeugnis ab über eine jahrzehntelange erfolgreiche Karriere.

In den 60er-Jahren erste Rennen gefahren

Wobei sein Weg auf die internationalen Rennstrecken nicht vorgezeichnet war. In der Nachkriegszeit war das Geld knapp, der Motorsport ein ferner Traum. Doch Kowalski war nicht nur schnell auf der Piste, sondern auch im Kopf: Er absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Metzger, sparte aber schon jeden Pfennig und schraubte nachts an seinem ersten Rennwagen – einem gebrauchten NSU TT, der mehr Rost als Lack aufwies. „Das war mein Baby. Damit fing alles an.“

In den 1960er-Jahren fuhr Kowalski erste Rennen auf kleineren regionalen Rundstrecken. Sein Talent sprach sich schnell herum. „Horst ist einer, der dir in der Boxengasse einen Kaffee reicht, dich aber auf der Strecke keine Sekunde in Ruhe lässt“, erinnert sich Manfred Böhme, ein langjähriger Konkurrent und Freund aus der aktiven Zeit.

Die Sidecar-Rennen sind actionreich und superschnell. Hier rauscht Horst Kowalskis Sohn Sandro über die Rennstrecke.
Manfred Meier

Dann kam die Zeit für die Realisierung des ganz großen Traums. Horst Kowalski wechselte vom Rennwagen in die Sidecar-Szene. In den folgenden Jahrzehnten war Horst Kowalski auf nahezu allen Kontinenten unterwegs: Ob in Italien, Japan, Thailand oder Australien: Der Krufter blieb stets bodenständig. „Ich habe viele Hotels gesehen, aber am liebsten schlafe ich noch immer in meinem alten Wohnmobil“, verrät er schmunzelnd.

Neben dem Motorsport engagierte sich Kowalski stets auch für den Nachwuchs. Er gründete eine kleine Rennschule, unterstützte junge Talente mit Material und Erfahrung, und war für viele ein väterlicher Mentor. 2019 beendete er seine offizielle Rennfahrerkarriere, unterstützte aber weiterhin tatkräftig als Teamchef seinen Sohn Sandro, war in dieser Rolle weiterhin immer in der Rennwelt dabei und mittendrin im Geschehen.

Er genießt es, wenn der Motor röhrt

Obwohl er offiziell im Ruhestand ist, fährt Horst Kowalski noch regelmäßig bei historischen Rennen mit. Dabei geht es ihm längst nicht mehr um Platzierungen. „Ich genieße es einfach, wenn der Motor röhrt und ich Lenkrad oder Lenker in der Hand habe“, sagt er. Noch heute wirkt er dabei fitter als viele jüngere Kollegen.

Vielleicht trifft man ihn mal irgendwo auf der Rennstrecke, vermutlich in seiner alten Lederjacke, bereit für den nächsten Plausch über Motoren, Menschen und die Magie der Geschwindigkeit. Denn eines ist sicher: Horst Kowalski hat die Zielflagge seines Lebens noch lange nicht in den Blick genommen.

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