Burgfestspiele Mayen
„Die Liebe – und immer wieder die Liebe“
Die Liebe und immer die Liebe – Andrea Wolf und Hartmut Volle spielten anlässlich der Burgfestspiel Exxtras ein sehr persönliches Programm.
Elvira Bell

Gedichte und Chansons sind zwei der Hauptzutaten, aus denen ein äußerst kurzweiliger Abend rund um die Liebe bei den Burgfestspielen gemixt wurde. Auch ein Hexenschuss spielt eine Rolle. 

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Musik ist ein fester Bestandteil des menschlichen (Er-)Lebens und spielt insbesondere in der Liebe eine große Rolle. Ebenso wie die Liebe, so haben die Musik und auch Gedichte viele Gesichter. Sie können Emotionen verstärken, Beziehungen stärken und Erinnerungen wecken. An freudigen und auch an traurigen Momenten ihrer Liebe ließen die Schauspieler Hartmut Volle und Andrea Wolf die Gäste im Alten Arresthaus im Rahmen der Burgfestspiel Exxtras teilhaben.

Nicht nur ihr Beruf verbindet die Künstler, die oft gemeinsam auf der Bühne stehen – sondern vor allem die Liebe. Der literarisch-musikalische Abend war mit „Die Liebe – und immer wieder die Liebe“ umschrieben. Das Programm hat sich seit der Zeit, in der die beiden das Stück entwickelt haben, ebenso wie die Liebenden selbst verändert.

Auch in der Liebe gibt es, wie Hartmut Volle berichtete, Jahreszeiten. Einige Burgfestspielbesucher kannten den Künstler als Spurensicherer Horst Jordan des saarländischen Tatorts oder aus der humorigen Krimiserie Rentnercorps.
Elvira Bell

Das Publikum kam bei der Inszenierung voll auf seine Kosten: Punktgenau wurden die einzelnen Phasen der Liebe beschrieben. Es war eine Achterbahn der Gefühle. Ein Blick zurück: Hartmut Volle und Andrea Wolf haben von 1991 bis 1998 am Saarländischen Staatstheater gespielt. Der damalige Intendant habe seinerzeit zu ihnen gesagt, er wolle nicht, dass sich die beiden in der Stadt – wie normalerweise – in einem Zeitungsinterview vorstellen, berichtet das Paar. „Ich möchte, dass ihr einen Abend macht. Ihr könnt machen, was ihr wollt“, habe er gesagt.

„Wir waren zum damaligen Zeitpunkt, das ist knapp 35 Jahr her, fünf Jahre zusammen, also immer noch frisch verliebt“, berichten die beiden. Was haben sie damals also gemacht? „Wir haben einen Schuhkarton aufgestellt. Da haben wir alles reingeschmissen, was mit dem Thema Liebe zu tun hat. Und was uns bewegt.“ Das seien Sprichwörter, Lieder, Chansons und Texte verschiedener Autoren gewesen. „Wir haben alles durchgemengt und geschaut, was können wir daraus machen.“

Die Liebe verändert sich, sie wird kälter und wieder wärmer

Das Ergebnis: ein Abend, den man als einen Streifzug durch die Jahreszeiten der Liebe bezeichnen könnte, so etwa die Zeit, wenn die Liebe erwacht. Die junge frische Liebe gewinnt mehr und mehr an Kontur. „Dann die Zeit der prallen Liebe“, dann werde sie kühler, dann werde es ganz kalt, „und dann kommt man wieder in einem neuen Liebesfrühling zusammen“.

Diesen Abend haben die beiden oft so gespielt, wie sie sich verändert haben. „Wir sind älter geworden. Was Sie heute sehen, ist die Fassung Juni 2025“, so Hartmut Volle. Seine Frau kämpfe seit Wochen mit Ischias oder Hexenschuss, „es ist grauselig, aber sie ist da.“ Der heutige Abend lege beiden sehr am Herzen.

Das Lied von Herbert Grönemeyer "Flugzeuge im Bauch" stimmte die Künstlerin gleich zweimal an.
Elvira Bell

Deutlich anzumerken waren Andrea Wolf ihre Schmerzen, als sie an der Hand ihres Mannes die Bühne betrat. Nach den Liedern „Welchen Tag haben wir heute“ und „Vergissmeinnicht“ reihten sich nahtlos 40 Gedichte, Szenen und Lieder von Shakespeare bis Brecht, von Loriot bis Grönemeyer bis hin zu Udo Lindenberg und Elke Heidenreich aneinander. Da ging es auch um begrabene Lebensträume, um scheinbar stoisch ertragene Einsamkeit oder Genervt Sein voneinander.

„Der Menschheit größter Hochgenuss ist ohne Zweifel wohl der Kuss.“
Der Beginn eines Kussgedichts

Begleitet wurde Andrea Wolf am Klavier von ihrem Mann. Er hatte während seiner Ausbildungszeit zwei Finger der rechten Hand verloren. Bei den einzelnen Szenen konnte Andrea Wolf ihr schauspielerisches Potenzial voll ausschöpfen, so etwa bei den Liebesgedichten von Robert Gernhardt. Gesanglich brillierte sie unter anderem mit „Flugzeuge im Bauch“ von Herbert Grönemeyer. Sie stimmte das Lied gleich zweimal an.

Bemerkenswert die Schlussszene: Mit dem sentimental dargebotenen Song „Sah ein Knab‘ ein Röslein stehn, Röslein auf der Heide“ sorgte Andrea Wolf für Gänsehautfeeling. Das Lied bescherte den beiden minutenlangen Applaus. „Weil Sie so toll waren, kriegen Sie jetzt noch eine Zugabe – ein kleines Kussgedicht“, erklärte die Künstlerin. „Der Menschheit größter Hochgenuss ist ohne Zweifel wohl der Kuss. Er ist beliebt, er macht vergnügt, ob man ihn gibt, ob man ihn kriegt. Ein Kuss ist, wenn zwei Lippenlappen in Liebe aufeinander klappen und dabei ein Geräusch entsteht, als wenn die Kuh durch Matsche geht.“

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