„Beim ersten Mal regnete es, beim zweiten Mal war es zu heiß, nun beim dritten Mal ist das Wetter ideal für den Biergenuss.“ Mit diesen Worten eröffnete Bürgermeister Claus Peitz die Bierbörse in Andernach. Damit sei nach altem rheinischen Brauch eine echte Tradition geschaffen.
Anschließend reichten zwei kräftige Hammerschläge aus Bürgermeisterhand für den offiziellen Bieranstich. „Freibier für alle, getreu unserem Sprichwort: ,Gut gastlich Dach gibt allzeit die Stadt Andernach.’“ Und die Prophezeiung des Bürgermeisters sollte Wirklichkeit werden. Das Wetter war an allen drei Veranstaltungstagen mit viel Sonne und 20 bis 23 Grad tatsächlich ideal für den Biergenuss.

Wie die Gäste so kamen auch die Hopfenprodukte von nah und fern. Das Bier zum Fassanstich zum Beispiel stammte aus der Brauerei Zipfer aus Zipf in Österreich. Marvin und Aylin standen hinter der Theke und freuten sich auf Besucher. „Die Atmosphäre direkt am Rhein ist sehr schön, die Stimmung sehr familiär.“ Sie verrieten, dass sie nach Feierabend am liebsten zu ihrem Gösser Naturradler greifen. „Das erfrischt richtig.“ Weitere Herkunftsländer waren Tschechien, Spanien, Kroatien, Singapur, aber auch heimische Produkte fand man im Angebot, zum Beispiel von der Vulkan-Brauerei aus Mendig oder einer jungen Craftbeer-Brauerei aus Grenzau im Westerwald.
Viele Gäste kamen von weit her ganz gezielt zur Bierbörse nach Andernach. Die Kölner Marcus, Bernd und Jacqueline outeten sich als echte Bierbörsen-Fans. „Wir reisen zu jeder Bierbörse, die mit dem Zug erreichbar ist.“ Und sie tranken, nein, kein Kölsch, sondern bayerisches Bier. „Das machen wir auch in Kölle”, gestanden sie lachend, das sei einfach das beste Bier. „Und wir lieben die Atmosphäre hier direkt am Rheinufer.“ Ihre Bierbörsenbesuche stehen für die drei gut gelaunten Rheinländer stets unter dem Motto Genuss, Geselligkeit und Vielfalt.

Zum ersten Mal mit eigenem Stand vertreten waren Matthias und Davide mit ihrem Brexx-Bier aus Grenzau im Westerwald. Ihre Craftbeer-Minibrauerei bestehe seit 2016 und laufe gut, erzählten sie. Regelmäßige Abnahme finden sie zum Beispiel im Hotel Zugbrücke im Thekenausschank. „Wir produzieren so etwa 500 Liter pro Woche, alles in Handarbeit“, sagte Matthias nicht ohne Stolz. „Das macht richtig Spaß, aber wir arbeiten alle noch in anderen Berufen.“
So wie es Stammgäste vor der Theke gibt, gibt es auch welche hinter der Theke. Der Stand vom Hofbräuhaus ist schon so lange fester Teil der Bierbörse, dass die Leitung vom Vater auf den Sohn Tim verlagert wurde. Tim war jetzt zum ersten Mal an verantwortlicher Stelle dabei und fühlte sich sehr wohl in Andernach.

Die gute Grundlage im Magen ist und bleibt das große Geheimnis für den ungetrübten Biergenuss. Neben den Klassikern Bratwurst, Pommes und Brezeln wurde auch hier Internationales geboten. Sehr zu empfehlen waren die Piroggen am polnischen Imbiss. Die Teigtaschen mit Kartoffel- und Weißkäsefüllung plus einem würzigen Sauerkraut machten richtig Appetit auf Bier.
Gleich am Freitagabend gab die Band Hörgeräte den Startschuss in ein unbeschwertes Partywochenende. Als Hörgerätchen bildete sie auch den sonntäglichen Schlusspunkt. Am Samstag wurde schon früh das ein oder andere Tänzchen gewagt, zunächst auf knackige Rock-Klassiker der Coverband Hillmen, bevor die Lokalmatadoren von Just2Jam für den musikalischen Höhepunkt sorgten.

Im 38. Jahr ihres Bestehens hat sich die Bierbörse zu einem bundesweiten Hit entwickelt. Entstanden in Opladen, werden heute in der Sommersaison insgesamt 17 Orte bereist. Veranstalter Werner Nolden zeigte sich über die diesjährige Andernacher Bierbörse sehr zufrieden und hat gemeinsam mit den Verantwortlichen der Stadt die Terminierung für das nächste Jahr schon fest in den Blick genommen.