Wäre da nicht der Papa gewesen, dann wäre vieles anders, vielleicht auch vieles falsch gelaufen. Heute ist Thomas Klein dankbar für die Strenge des Mannes, der ihn förderte und forderte; der 1952 als Boxer Olympiakandidat für Helsinki war und dann zum Basketball wechselte – auf sanften Druck seiner Frau, die das Ballhandling dem Faustschlag vorzog. Als Vierjähriger hielt Thomas Klein dann selbst den ersten Basketball in der Hand.
Der Mann mit der Trikotnummer 8
Während der 59-Jährige von den sportlichen Anfängen erzählt, sitzt er entspannt in seinem Büro des Elsen-Standortes in Mülheim-Kärlich. Das international agierende Logistikunternehmen hat hier sein operatives Headquarter, in Wittlich den Hauptsitz und in Polch gerade erst ein neues Logistikzentrum eröffnet.
„Man muss lernen, mit Schwankungsgraden umzugehen. In der Summe können sie einen Aufwärtstrend haben.“
Der 59-Jährige spricht die typische Managersprache, die er gerne mit eigenen Erfahrungen anreichert. Ein typischer Thomas-Klein-Satz klingt so: „Man muss lernen, mit Schwankungsgraden umzugehen. In der Summe können sie einen Aufwärtstrend haben.“ Das heißt: Auch wenn es Rückschläge gibt, schließt es eine gute Entwicklung nicht aus. Das gilt nicht nur für Unternehmen, sondern das hat er persönlich früh erfahren.
Thomas Klein wächst im Saarland auf, schafft es mit Talent und Disziplin in den Jugend-Nationalkader der Basketballer und in die B-Nationalmannschaft. Für ihn ist klar: Er will Profisportler werden. Doch sein Vater schüttelt den Kopf: „Erst Ausbildung, dann Basketballprofi.“ Bei den damals bedeutenden Saarbergwerken, die zum „Industriellen Bundesvermögen“ gehörten, machte er nach dem Abitur eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann. „Dort habe ich mich erstmals mit den Prozessen der Logistik befasst und unter anderem Kohleschiffe weltweit disponiert.“
Anschließend schreibt er sich für ein Fernstudium der Betriebswirtschaftslehre ein. Doch vor allem macht er 1989 und 1990 als Mann mit der Trikotnummer 8 Furore: als Profibasketballer in der 2. Bundesliga beim TV Germania Trier. Doch dann kommt das Spiel im Deutschland Cup, und der damals 26-Jährige zieht sich eine schwere Knieverletzung zu. Seine Sportkarriere endet – von einem Tag auf den anderen. „Da musste ich mich anders positionieren“, sagt er.
Zum ersten Mal im Leben wird er mit seiner Verwundbarkeit konfrontiert, ein „schwieriges Unterfangen“. Er wollte doch in den USA spielen, hatte schon Kontakte zu US-Universitäten geknüpft! Alles in ihm rebelliert. „Ich habe fünf, sechs Stunden am Tag trainiert, sodass ich vier Monate später gegen Alba Berlin wieder im Kader war.“ Eine Woche später: erneute Knieprobleme.
Wenn Thomas Klein von dieser Zeit erzählt, dann erwähnt er oft seinen Vater. „Ich war immer bisschen gefährdet, zu überziehen, deshalb hielt mein Vater schützend seine Hand über mich.“ Erst jetzt könne er das richtig verstehen.
Fast mühelos schafft er sein BWL-Studium und macht bei Franklin Electric in Wittlich, einem US-Hersteller für Unterwassermotoren, ein Traineeprogramm für Management. „Die Leistungssportler-DNA hilft ungemein, nicht im Mittelfeld zu bleiben.“
Dann wechselt er zu General Electric Fanuc, ein amerikanisch-japanisches Gemeinschaftsunternehmen. Und auch hier erkennen die Chefs das Talent des jungen Deutschen. Sie wollen ihn weiter entwickeln für die obere Führungsebene. Doch es gibt einen Haken: Menschenführung ist zu diesem Zeitpunkt nicht unbedingt seine Stärke.
„Mir fehlten auf diesem Feld einfach die Spielregeln. Ich war ein ausschließlich gewinnorientierter Einzelkämpfer.“
Eine in den USA übliche Methode in Unternehmen ist, sich selbst zu bewerten und sich von Mitarbeitern und auch Vorgesetzten in einem sogenannten 360-Survey – aus zwei Perspektiven – fachlich und emotional bewerten zu lassen. „Die Ergebnisse waren desaströs“, sagt Thomas Klein. Er fand sich immer top, die anderen fanden ihn emotional unterdurchschnittlich, um es diplomatisch auszudrücken. „Mir fehlten auf diesem Feld einfach die Spielregeln. Ich war ein ausschließlich gewinnorientierter Einzelkämpfer.“
Doch aufgeben ist keine Option. „Du musst die Challenge aufnehmen“, macht er sich Mut. Heute weiß er, dass er damals zuweilen unerträglich gewesen sein muss. Das hat sich geändert. „Heute macht es mir viel Freude zu sehen, wie sich Menschen entwickeln und dass ich einen erheblichen Anteil daran habe. Dann klatsche ich innerlich Applaus.“ Heute sei Leadership seine Stärke und fast schon eine Berufung für ihn.
„Nur das Team hat Erfolg, nur das Team kann aufsteigen.“
1997 wird Thomas Klein Senior Logistic Manager bei TRW, einem Weltmarktführer für Autoersatzteile in Koblenz. Er ist verantwortlich für die Logistik der 180 Werke auf der ganzen Welt. „Die Karriere ging ballistischer Natur nach oben.“ Wieder so ein Thomas-Klein-Satz. Er ist ein Alphatier, ja, aber er ist inzwischen auch ein Mannschaftsmensch und weiß: „Nur das Team hat Erfolg, nur das Team kann aufsteigen.“ Er trainiert inzwischen die Treis-Kardener Drittliga-Basketballer und klopft mit der Mannschaft erstmals an die Tür zur 2. Bundesliga. Ein riesiger Erfolg. Das löst an der Mosel einen echten Basketballhype aus. 1500 Zuschauer kommen in der Treiser Schulsporthalle – das gab es seitdem nicht mehr.
2007 wechselt der Manager zur Elsen-Gruppe, 2011 wird er Vorstandsvorsitzender. Seinen Führungsstil beschreibt er als „hart, aber herzlich“. Das Konzept der Glastüren in allen Büros soll Offenheit und Gesprächsbereitschaft signalisieren. Immer wieder stellt er fest: „Alle Leistungssportler im Unternehmen sind überdurchschnittlich, gar herausragend in ihren Leistungen und ihrer Leistungsbereitschaft, viele sind geeignet fürs Topmanagement.“
Jetzt gilt „Mission next Level“
Ein bisschen mehr Topmanagement würde er sich im Übrigen auch von der aktuellen Bundesregierung wünschen. Die Debatte über ein gesetzlich festgeschriebenes Recht auf Homeoffice hat ihn aufgeregt. „Wie soll das gehen?“, fragt er. „Junge Menschen sozialisieren sich auch in ihrem Arbeitsumfeld. Wir sind hier in einem Hoch-Lohn-Land, aber es gibt zunehmend Unternehmen, die sich in Richtung Niedriglohnkostenländer orientieren. Das wird nicht besser durch mehr Freizügigkeit.“
Seit 2013 engagiert sich Thomas Klein als Sportmanager für die EPG Baskets Koblenz und entwickelte die „Mission 15/20“. „15 stand für den Durchmarsch in die Regionalliga 1, 20 für den Aufstieg in die 2. Bundesliga ProB. Das haben wir in Rekordzeit geschafft.“ Jedes Jahr kamen mehr Zuschauer, die Spielstätten mussten immer größer werden – und die Ziele auch. „Mission next Level“ soll jetzt dafür sorgen, bis zur Saison 2028/29 in die Basketballbundesliga aufzusteigen und mit der 2. Mannschaft mindestens in der 1. Regionalliga zu spielen. Im Moment stehen die EPG Baskets nach einer Reihe von Niederlagen allerdings unter Druck. Möglicherweise sind das die Schwankungsgrade, die der 59-Jährige immer einkalkuliert.
Wie dem auch sei: Thomas Klein ist überzeugt, dass Spitzensport der Region auch als Wirtschaftsstandort hilft. „Das lockt auch hoch qualifizierte Arbeitskräfte an, die sich am Wochenende gerne hochklassige Sportereignisse anschauen.“