Dreimal Helau, Alaaf, Mayoh, Maju, Hädau, Meck-Meck und Ahoi: Zum 26. Mal wurde die höchste karnevalistische Auszeichnung des Landkreises, der sogenannte Kreiswackes, an eine besonders verdiente Persönlichkeit verliehen.
Aber der Reihe nach: Abordnungen von 86 Karnevalsvereinen aus dem MYK-Land waren der Einladung des Landrates Marko Boos zu dem beliebten Stelldichein in das Kottenheimer Bürgerhaus gefolgt. Nach 2012 war es das zweite Kreisnarrentreffen, das die KKG, in ihrer 111-jährigen Historie organisierte.

Ohne ihn ist der Karneval in Koblenz um vieles ärmer
Am Wochenende ist Peter Schmorleiz plötzlich verstorben, mitten in seiner liebsten Jahreszeit, der fünften. Kaum jemand machte sich so sehr um den Karneval verdient wie der frühere RKK-Präsident. Ein Nachruf über ein Leben im Dienste der Fasnacht.
Bevor die Feierlichkeiten starteten, bat der Kreischef um einen gemeinsamen Moment der Stille und des Gedenkens. Am 16. Februar war Peter Schmorleiz, der vierte Präsident der rheinischen Karnevals-Korporationen, verstorben. Noch einen Tag zuvor war der Ehrenpräsident des RKK aktiv auf der Weißenthurmer Sitzung. „Ein echtes Zeichen seiner lebenslangen Leidenschaft für den Karneval“, erklärte Boos. „Schmorleiz war 1997 gemeinsam mit dem damaligen Landrat Albert Berg-Winters Ideengeber für das erste Kreisnarrentreffen. Eine Tradition, die uns bis heute zusammenführt.“
Der Förderer des rheinischen Brauchtums – Schmorleiz war 2012 mit dem Ehrenwackes ausgezeichnet worden – habe gezeigt, „was es bedeutet, den Karneval zu leben – mit Herz, Leidenschaft und unermüdlichen Einsatz.“ An das Wirken von Schmorleiz war auch Britta Frede, RKK-Vizepräsidentin, in ihrer Ansprache eingegangen.

Dann hieß es Bühne frei für ein buntes Programm sowie für die Verleihung der Kreisnarrentreff-Orden an die geladenen Karnevalisten. Ein Knistern lag in der Luft. Von Stunde zu Stunde stieg unter den potenziellen Anwärtern die Spannung. Es wurde spekuliert. Welche verdiente Persönlichkeit würde das aus einem Pflasterstein aus heimischem Basalt gefertigte hübsche Narrengesicht mit nach Hause nehmen? Wer würde diese außergewöhnlich engagierte Person sein, deren Herz für den Karneval schlägt?
Um des Rätsels Lösung bis zur Bekanntgabe des 26. Kreiswackesträgers zu wahren, erzählte Boos nicht nur davon, wie er seine Frau vor 21 Jahren an Weiberfastnacht in Köln auf dem Alter Markt kennengelernt hatte, vielmehr hatte er auch eine kurze Exkursion ins 17. Jahrhundert unternommen. Seither ist der Begriff Karneval nachweisbar.

Etwas länger fiel die Aufzählung der Gründe aus, die den oder die Neue für die Verleihung des Kreiswackes prädestinieren. Bislang wurden acht Frauen und 18 Männer geehrt. „Es ist eine Frau“, verriet Boos, während er peu à peu das Geheimnis lüfte. „Und was für eine Frau! Sie wurde mit närrischem Blut geboren. Von Kindesbeinen ist sie aktiv im Karneval und da kommen schon ein paar Jahrzehnte zusammen. Sie tanzt, sie singt, sie steht in der Bütt – ein echtes Allround-Talent.“
Als Macherin gründete sie einen neuen Karnevalsverein in ihrem Heimatort. Damit nicht genug. „Ein Damenkomitee wäre auch nicht schlecht. Und schwupps – gründete sie ein Damenkomitee.“ Und auch die Damensitzung an Weiberfastnacht wurde von ihr ins Leben gerufen. „Das alleine wäre schon Grund genug für eine kreisweite Auszeichnung. Sie kann nähen, sie gründete mit Gleichgesinnten eine Garde und eine Garde braucht natürlich eine Uniform. So nähte sie alle Uniformen, und das macht sie bis heute. Also unsere Kreiswackesträgerin kommt aus einem Verein, der dieses Jahr seinen 40. Geburtstag feiert. Es ist Ida Pulger von der KG Saffig.“

Flankiert von Karnevalisten aus den eigenen Reifen und unter tosendem Applaus wurde Ida Pulger zur Bühne geleitet, um das Schmuckstück neben der entsprechenden Urkunde in Empfang zu nehmen. „Also eigentlich wäre ich gar nicht hier“, erklärte die Preisträgerin. „Ich wollt’ net mit.“
Mit Blick auf ihre legere Kleidung betonte Pulger: „Deswegen sehe ich auch so aus! Das ist doch blöd! Und dann ist dann ein Bild in der Zeitung.“ Auf die Bühne gehe sie eigentlich nur verkleidet. „Da kann man so schön die Sau rauslassen.“ An ihre Vereinsmitglieder gewandt verkündigte sie: „Das kriegt ihr heimgezahlt.“