Frauen halten in Eifelgemeinden Heiligabend-Tradition am Leben
Dann steht das Christkind vor der Tür: Wo eine Tradition am Leben gehalten wird
Grete Engels und Luise Engels sind am heutigen Heiligen Abend in den Straßen von Luxem unterwegs.
Elvira Bell

Die engelsgleiche Erscheinung des Christkinds wird vor allem von den kleineren Kindern sehnlichst erwartet. Doch kaum jemand hat das Christkind je gesehen, wenn es am Heiligen Abend seine Aufwartung macht, die Geschenke unter den Baum legt und dann mit seinem Engelchen auf leisen Sohlen wieder verschwindet.

Anders verhält es sich in manchen Orten in der Eifel. Hier ziehen die himmlischen Abgesandten, gewandet in weiße Kleidern und Schleier, am 24. Dezember durch die Straßen. So beispielsweise in Boos, Lind und Luxem. Die Tradition wird über Jahrzehnte hinweg gepflegt. In Boos und in Lind sogar seit mehr als 100 Jahren, wie Ortsbürgermeister Ulrich Faßbender zu berichten weiß. Junge Frauen haben in den Eifelgemeinden diese ehrenvolle Aufgabe übernommen. Sie freuen sich darauf, das „Strahlen in den Augen der Menschen“ zu sehen, ihnen glückliche Momente zu bescheren und ihnen ein wenig Mut zu machen.

In Boos und Lind sind heute Jule Schneider und Lea Berresheim nach Einbruch der Dunkelheit, so wie vor etwa 30 Jahren ihre Mütter Sandra Schneider und Kerstin Berresheim, unterwegs. Die 19-jährige Jule Schneider trägt das mit goldenen Sternen besetzte Hochzeitskleid ihrer Oma. Ihre ein Jahr jüngere Freundin das Hochzeitskleid einer Bekannten aus dem Dorf. Die beiden freuen sich, an den Haustüren „mit ganz vielen kleinen und großen Menschen“ zu sprechen. Mit leuchtenden Augen berichten sie: „Wir erinnern uns beide noch genau, wie wir immer auf das Christkind gewartet haben. Diese Freude möchten wir den Kindern der heutigen Zeit auch schenken. Vor allem wollen wir trotz der momentanen schwierigen Situation mit Corona den Kindern eine kleine Freude machen und ihnen etwas Hoffnung schenken in der doch so schweren Zeit.“

Mit dabei haben die beiden ein goldenes Buch, mit dem Namen der Kinder und einigen Informationen. „Es sind zumeist positive, aber auch einige negative Dinge. An diesen Infos hangeln wir uns dann lang. Bei Kindern, die mich kennen und an der Stimme wiedererkennen würden, spricht meine Freundin“, erklärt Christkind Jule Schneider. Die Geschenke, die das Christkind überreicht, haben die Eltern Corona-bedingt vorab vor die Haustür gelegt.

In Luxem sind Grete und Luise Engels unterwegs. Auch ihnen ist es wichtig, die Tradition fortzuführen. „Wir wissen noch, wie prägend der Besuch des Christkinds, das uns die Geschenke überreicht hat, für uns als Kind war“, erzählen sie. Wichtig ist es ihnen, mit den Kindern ins Gespräch zu kommen und schöne Erinnerungen zu teilen. „Manchmal haben die Kinder etwas vorbereitet. Manche singen ein Lied, andere schenken uns ein selbst gemaltes Bild.“ Zum Schutze aller kommt das Christkind dieses Mal nicht in die Wohnungen. Vielmehr wird es die Begegnungen im Freien vor den jeweiligen Häusern geben.

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