Der in Großbritannien geborene Songwriter, Sänger, Gitarrist und Mundharmonikaspieler Daniel Kemish, der zeitweise in seiner Wahlheimat Portugal aufgewachsen ist, überzeugte mit seiner Energie und seiner Herangehensweise an den amerikanischen Folk im Nashville-Sound. Mit seiner beeindruckend markanten Stimme und den vielen persönlichen Erlebnissen, von denen er während des lauen Sommerabends erzählte, schaffte er es, gemeinsam mit Paulo (Bassist) und Tescio (Gitarre, Mundharmonika) eine emotionale Bindung zu den Fans zu schaffen.
Dies ist womöglich auch der Tatsache geschuldet, dass Kemish augenzwinkernd berichtete: „Ich lerne Deutsch. Mein großes Problem ist, dass ich die deutsche Sprache im Allgäu lerne.“ Denn dort spreche keiner Deutsch.
Auch die zahlreichen persönlichen Gespräche, die der Künstler mit den Fans in der Pause und nach Ende des Konzertes führte, und die vielen Selfies mit den Konzertbesuchern zeugten von einer ganz besonderen Nähe zum Publikum. Mit seinen Eigenkompositionen nahm der Musiker die Zuhörer mit auf eine mitreißende musikalische Reise durch sein Leben. Nach dem ersten Song „Get out of the Cold“ berichtete Kemish in der musikalisch begleiteten Geschichte „Just another Day“ in einem kritischen Text davon, wie er als 17-Jähriger in einer großen Fleischfabrik gearbeitet hatte.
Einflüsse wie die von Bob Dylan, Johnny Cash oder Bob Seger waren während des Konzertes nicht zu überhören. Als Inspiration zum Mittanzen präsentierte Kemish „They say I’m crazy.“ Zu diesem Zeitpunkt war das Tanzvergnügen einer Gruppe von Line-Dancern längst entfacht.
Um Texte für sein zweites, sehr persönliches Album „Under the same Sky“ zu komponieren, hatte sich Kemish für 28 Tage in die Abgeschiedenheit einer österreichischen Berghütte, umgeben von ganz viel Schnee, zurückgezogen. Ohne Elektrizität, ohne fließendes Wasser, in völliger Einsamkeit und ohne seine brasilianische Freundin, die in Portugal lebte. Er habe ihr nicht gesagt, wohin er aufgebrochen sei. „Wir hatten 28 Tage keinen Kontakt.“ Da sei nicht seine beste Idee gewesen.
„An dem Morgen, als ich von meiner Hütte aus auf die Bergspitze stieg und mein Handy anmachte, sah ich bei 99 Prozent Akkuleistung die vielen Nachrichten meiner empörten Freundin. Als ich alle Nachrichten gelesen hatte, waren es noch 3 Prozent Akkuleistung“. Als er dann seine Freundin angerufen habe, sei sein Handy leer gewesen. In der folgenden Nacht habe er sich hingesetzt und den Song „Midnight Composition“ geschrieben.
Kemish, der im Jahr rund 150 Konzerte gibt, erwies sich nicht nur als hervorragender Sänger und Gitarrist, sondern auch als perfekter Country-Harper. Das traditionelle Instrument nimmt bis heute beim Westernsound eine große Rolle ein. Eine besondere Rolle nahm auch Gitarrist Tescio ein. Der sympathische Musiker sorgte bei vielen Songs mit seinem Mundharmonikaspiel, seinen Percussions und mit seiner Fuß- und Handtrommel für ausgelassene Stimmung. Auf einen Schlagzeuger hatte Daniel Kemish am Samstagabend leider verzichten müssen. Der Künstler war einige Tage zuvor erkrankt.