Aktion im Zeichen der Wahl
Buntes Mayen ruft zu Vielfalt und Toleranz auf
Gedenken und nach vorne schauen - unter dem Motto hatten sich auf Einladung der Bürgerinitiative "Sei ein Mensch, Mayen" zahlreiche Menschen in der Markstraße/Ecke Neustraße eingefunden. „Aus Fremden werden Bekannte und Freunde…“, so fasste Michael Sexauer, stellvertretender Vorsitzender des Deutsch-Tschechischen Freundschaftskreises Mayen - Uherské Hradište (rechts im Bild) seine Erfahrungen mit dieser 30jährigen Städtepartnerschaft zusammen.
Elvira Bell

Die Debatte um das Thema Migration ist eine Woche vor der vorgezogenen Bundestagswahl voll im Gange. In Mayen machte eine Menschenmenge jetzt deutlich: Menschlichkeit und Mitgefühl dürfen nicht auf der Strecke bleiben.

Blauer Himmel, Temperaturen knapp unter null Grad, Menschen mit Regenbogensymbolen und bunten Plakaten mit Slogans wie „Wir sind die Brandmauer, sag’ Nein zu AfD und CDU“, „Asylrecht verteidigen – Nie wieder ist jetzt“, „Wir wählen mit Herz statt rechts“ waren am Samstag, eine Woche vor der Bundestagswahl, mit den Initiatoren der Bürgerinitiative „Sei ein Mensch, Mayen“ zum dritten Teil der Veranstaltungsreihe „Gedenken und nach vorne schauen“ in der Innenstadt zusammengekommen. Die Veranstaltung mit Impulsen, Musik und Bewegung, die eine lebendige Diskussion mit Gästen und Mayener Bürgern und zum Abschluss einen bunten Lindwurm der Vielfalt durch die Fußgängerzone beinhaltete, stand unter dem Motto: „Buntes Mayen – Blick zurück nach vorn.“

An einem geschmückten Pavillon und mit Musik moderierten Mechthild Peters und Lothar Evers das Programm, während Passanten kurz innehielten und in Richtung Wochenmarkt schlenderten. Metje Steinau, Pfarrerin der Evangelischen Kirche Mayen, und Jörg Schuh, Dekan Pastoraler Raum Mayen waren zu Eröffnungsimpulsen eingeladen. Zu Beginn richtete Metje Steinau den Blick auf das Motto des Tages. „Das Bunte steht für Vielfalt, für die gute Mischung, für Toleranz und Menschenliebe. Wir setzen unser Zeichen gegen das Vergessen, für ein gutes Miteinander. Wir blicken zurück, aber nicht, um zu verharren oder zu verherrlichen, sondern um frei nach vorne zu schauen und mit Mut und Kraft die Zukunft zu bewältigen. Wie diese Zukunft aussehen soll, haben wir selbst in der Hand. Dazu sind wir am kommenden Sonntag aufgerufen.“

Gedenken und nach vorne schauen - unter dem Motto hatten sich auf Einladung der Bürgerinitiative "Sei ein Mensch, Mayen" zahlreiche Menschen in der Markstraße/Ecke Neustraße eingefunden.
Elvira Bell
Wenn wir das Fremde weghaben wollen, wo bleibt dann der Zusammenhalt, die Sorge, die Fürsorge?
Metje Steinau, Pfarrerin der Evangelischen Kirche Mayen

Metje Steinau stellte Fragen: „Doch wie bleibt unsere Stadt bunt? Was ist uns im Zusammenleben wichtig? Was macht unser Zusammenleben aus?“ Wenn jede und jeder nur an sich denke, „wenn wir das Fremde weghaben wollen, wo bleibt dann der Zusammenhalt, die Sorge, die Fürsorge?“ Die Pfarrerin ist in einer Familie mit sechs Geschwistern aufgewachsen. „Wir haben nacheinander geguckt, haben einander begleitet, waren füreinander da. Und das haben uns unsere Eltern auch in Bezug auf anderen Menschen gelehrt.“

In ihrer Ansprache war Steinau auch auf Menschen eingegangen, die einen Fehler gemacht haben. Wenn ein Mensch straffällig würde, so würde er durch das Gesetz bestraft, „aber er verliert nie seine Würde. Denn diese ist unantastbar. Diesem Menschenbild widerspricht es zutiefst, wenn Menschen anderer Abstammung, Fremden oder Flüchtlingen die Menschenrechte nicht zustehen oder gar aberkannt werden“.

Mechthild Peters im Gespräch mit Gregor Doege vom Klinikum Mittelmosel.
Elvira Bell
Gedenken und nach nach vorne schauen - unter dem Motto hatten sich auf Einladung der Bürgerinitiative "Sei ein Mensch, Mayen" zahlreiche Menschen in der Markstraße/Ecke Neustraße, so wie die beiden Frauen aus Ettringen (vorne), eingefunden.
Elvira Bell
Gedenken und nach nach vorne schauen - unter dem Motto hatten sich auf Einladung der Bürgerinitiative "Sei ein Mensch, Mayen" zahlreiche Menschen in der Markstraße/Ecke Neustraße eingefunden.
Elvira Bell
Auch Gertrud Kohlhaas vom Netzwerk Flüchtlingshilfe im Raum Mayen richtete eindringliche Worte an die interessierten Zuhörer. Kohlhaas beschrieb die Anstrengungen deutscher Freiwilliger, die Zugewanderten durch Sprachkurse und ganz besonders durch Hilfen bei Herausforderungen durch die deutschen Behörden zu unterstützen.
Elvira Bell
Mitarbeiter des Caritasverbandes Rhein-Mosel-Ahr waren mit einem Infostand mit von der Partie.
Elvira Bell
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Solidarität mit Hilfsbedürftigen und Wehrlosen

Die Kirche stehe an der Seite der Schwachen und Ausgegrenzten. Steinau sagte: „Wir setzen uns dafür ein, dass Menschen einander wahrnehmen und achten. Wir solidarisieren uns mit den Wehrlosen und Hilfsbedürftigen. Und so wahren wir die Vielfalt, die Buntheit und letzten Ende das Zusammenleben in unserer Gesellschaft und auf Gottes Erde.“

Dekan Jörg Schuh sprach in seiner Ansprache unter anderem über die Integration. Dabei war es dem Geistlichen wichtig, dass diese nicht Gleichmacherei bedeute. Darüber hinaus berichtete Schuh, dass er in der Kirche und auch bei sich selbst immer wieder die Erfahrung mache, über etwas zu reden und Forderungen zu stellen. "Mein liebster Kollege ist der 'Herr Man Müsste'. Es ist also relativ einfach zu fordern, die Menschenwürde zu beachten, die Gesellschaft bunt bleiben und bunter werden zu lassen. Es ist so einfach, sich zu wünschen, was andere tun sollen." Es werde zum Schluss nicht zählen, was man müsste, sondern was man tue.

Vorsitzende des Ausländerbeirats erzählt von ihrem Leben in Mayen

In diesem Sinne wünschte Schuh allen „frohes Schaffen – für die Demokratie und Menschenrechte, für gegenseitige Achtung und Respekt. Für ein Deutschland in Vielfalt, die unser Reichtum ist.“ Es folgten weitere Wort- und Liedbeträge, unter anderem von der neuen stellvertretenden Vorsitzenden des Ausländerbeirates der Stadt Mayen, Liwesa Faiz Zada. Sie beschrieb, wie ihre afghanische Familie seit 2016 in Mayen lebt und sich in Schule und Beruf bewährt. Sie seien schockiert, wenn wegen der Straftaten Einzelner alle Flüchtlinge als Gefahr angesehen würden.

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