Der Reihe nach: Abordnungen der mehr als 400.000 Mitglieder zählenden Schützenfamilie aus den Diözesen Aachen, Essen, Köln, Münster, Paderborn und Trier feierten am Samstag auf dem Mayener Marktplatz einen der ganz besonderen Glanzpunkte des dreitägigen 79. Bundesfestes. Nachdem Bundesschützenmeister Emil Vogt die Förderpreise 2022 für das karitative Engagement diverser Bruderschaften vorgestellt hatte, wurde die BHDS-Bundesstandarte vom letztjährigen Festausrichter Delbrück-Ostenland (Ostwestfalen) an Mayens Oberbürgermeister Dirk Meid (SPD) übergeben. Sodann wurden die sechs Diözesankönige – unter ihnen war der 26 Jahre alte Alexander Sablotzki von der Bopparder Schützengesellschaft (Bezirk General Steffen) – proklamiert.
Erst kurz vor 18 Uhr gab Hochmeister Emanuel Prinz zu Salm-Salm dann erste Hinweise auf die neue Bundesmajestät. „Die betreffende Person braucht im nächsten Jahr einen Babysitter, beziehungsweise müssen die Großeltern ran. Die Postleitzahl beginnt mit einer 5, die Handynummer endet mit der Ziffer 3. Fühlt sich jemand angesprochen?“, fragte der Hochmeister in die Runde. Der neue Bundeskönig hat 28 Ringe erzielt, ist 45 Jahre jung, verheiratet, hat fünf Kinder und kommt aus dem Diözesanverband Trier. Als der Hochmeister den Namen des neuen Bundeskönigs Michael Kaul verkündete, brandete frenetischer, nicht endenwollender Applaus auf. Der Schütze aus Kasbach-Ohlenberg vom Bezirksverband Linz-Neuwied wurde von seinem Bruder Christian sowie von dem amtierenden Schützenkönig von Niederwerth, Jens Brink, unter den Klängen von Fanfaren auf den Schultern über den Marktplatz getragen.
Im ersten Moment schien es, so als könnten es Michael Kaul und seine Frau Susanne – sie wird ihrem Mann bei weit mehr als 100 Veranstaltungen im nächsten Jahr zur Seite stehen – gar nicht richtig fassen. Auch mehr als zwei Stunden nach der Proklamation und dem anschließenden Empfang waren die beiden, wie sie unserer Zeitung berichteten, immer noch überwältigt von den lieben Worten, Gratulationen und der schier unglaublichen Anteilnahme der Vereine. „Der Moment, in dem der Name meines Mannes genannt wurde, war einmalig“, berichtete Susanne Kaul. Besonders gefreut habe sich Tochter Hannah, sie sagte: „Jetzt bin ich Prinzessin.“ Aber auch Sohn Dennis, der ebenfalls Schütze ist, war vor Freude außer sich. „Am meisten freuen wir uns darauf, viele neue Schützen und Schützenfreunde kennenzulernen und sicher ein einmaliges Jahr mit unserer Familie und Freunden verbringen zu können“, betonte Susanne Kaul.
Mit einem großen Umzug durch die Innenstadt von Mayen endete das dreitägige Bundesfest der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS). Die Angaben des Gastgebers, der St.-Sebastianus-Schützengesellschaft Mayen, und des Veranstalters BHDS gingen etwas auseinander.Festumzug in der Bildergalerie: Schützen begeistern Zuschauer in der Mayener Innenstadt
Seiner schießsportlichen Leidenschaft frönt der als Außendienstler beschäftigte Michael Kaul seit seinem zwölften Lebensjahr. Bei der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft 1859 Niederwerth, dessen Brudermeister er seit zehn Jahren ist, hat Kaul zweimal die Würde des Schützenkönigs errungen. Beim Bundeskönigsschießen ging er allerdings für den Schützenverein St. Sebastianus Leubsdorf an den Start. Susanne und Michael Kaul sind mit dem Leubsdorfer Brudermeister befreundet.
Im Mai wurde Kaul in Leubsdorf als Scheibenkönig und im Juli als Bezirkskönig gefeiert. Sichtlich stolz, dass mit dem neuen Bundeskönig und dem neuen Diözesankönig Alexander Sablotzki zwei neue Würdenträger aus dem Diözesanverband Trier gekürt wurden, zeigte sich Hubert Mohr aus Kalt. „Das ist einfach super“, freute sich der Bundesmeister des Diözesanverbandes Trier. Die Leistungen der neuen Würdenträger würdigten beim Empfang auch Oberbürgermeister Meid und der Schirmherr des Bundesfestes, Oberst Ferdi Akaltin.