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Bürgermeisterkandidat im RZ-Check: Wie Alfred Schomisch die Vordereifel digitalisiert
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Alfred Schomisch sagt: "Digitalisierung ist nicht um der Digitalisierung willen wichtig, sondern sie soll das Leben leichter machen."
Birgit Pielen

Alfred Schomisch (CDU) bewirbt sich für eine zweite Amtszeit als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Vordereifel. „Ich bin sicher, dass ich noch viel bewegen kann“, erklärt der 64-Jährige im Gespräch mit der Rhein-Zeitung.

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In den kommenden acht Jahren will Alfred Schomisch sich einsetzen für eine bessere Finanzausstattung der Kommunen, die nachhaltige Entwicklung des Tourismus und der Wirtschaft, den Ausbau der Ganztagsbetreuung in den Kindertagesstätten und Schulen, den Klima-, Hochwasser- und Starkregenschutz und die Förderung des Ehrenamtes. Ein Großthema ist zudem die Digitalisierung. „Digitalisierung verändert die Art zu arbeiten, zu kommunizieren, zu lernen und leben“, sagt Schomisch. Wie heißt das konkret? Und wie wirkt es sich im Alltag aus?

Digitales Arbeiten

Digitales Arbeiten funktioniert nur, wenn die Breitbandabdeckung stimmt. Und da sieht es in der Verbandsgemeinde Vordereifel für die 27 Gemeinden ganz gut aus. Im Rahmen des von Bund und Land geförderten NGA-Breitbandausbaus (Next Generation Access) werden bis Ende des Jahres noch 65 unterversorgte Adressen an das leistungsfähige Glasfasernetz angebunden, darunter sind 39 Privathaushalte und 26 Gewerbetreibende. „Für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Region ist dies ein entscheidender Vorteil“, sagt Alfred Schomisch.

Auch innerhalb der Verwaltung spielt Digitalisierung eine große Rolle. „Wenn wir etwas Positives aus der Corona-Pandemie ziehen können, dann ist es zweifellos die rasche Etablierung von Homeoffice. Diese flexible Arbeitsweise erleichtert nicht nur die Work-Life-Balance der Mitarbeiter und deren Familien, sondern stärkt auch die Bindung zwischen Arbeit und Freizeit“, sagt Schomisch. „Es ist wichtig zu betonen, dass wir keine Büros aufgegeben haben, sondern bewusst die Möglichkeit bieten, flexibel zwischen Homeoffice und Präsenzarbeit zu wechseln.“ Seine Verwaltungsmitarbeiter seien ein großartiges und geschlossenes Team, lobt Schomisch.

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Ein Kinderspiel: Anne Pung holt ihren neuen Personalausweis am neuen "Amt-O-Mat" ab, der einfach zu bedienen ist. "Das ist ein toller Service, weil man das unabhängig von den Öffnungszeiten der Verwaltung erledigen kann", sagt die junge Mutter.
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Besonders stolz ist er auf den neuen Service-Point Vordereifel Plus und den Amt-O-Mat, das deutschlandweit erste Selbstbedienungsterminal dieser Art. „Ein zentrales Element ist ein intelligentes Selbstbedienungsterminal, das es den Bürgern ermöglicht, Verwaltungsleistungen zu beantragen und amtliche Dokumente wie Personalausweise oder Reisepässe rund um die Uhr abzugeben und abzuholen“, erklärt Schomisch. „Im März allein haben bereits über 50 Personen diesen Service genutzt – und das, obwohl die Urlaubssaison noch nicht einmal begonnen hat.“

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Theresa Bauerfeld betreut das Projekt "Smart Region" in der VG Vordereifel und demonstriert die Fotostation, wo jeder digitale Fotos für neue Ausweisdokumente machen kann.
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Was letztendlich einfach funktioniert, bedarf intensiver Vorbereitung. Schomisch vergleicht das gerne mit einem Umsetzungsmarathon, für den man Ausdauer braucht. Denn was im Onlinehandel längst gang und gäbe ist, dass Kunden dort per Knopfdruck bestellen und bezahlen, stellt die Verwaltungen in Form des Onlinezugangsgesetzes (OZG) vor große Herausforderungen.

Das OZG ist Grundlage aller digitaler Verwaltungsleistungen in Deutschland. Bei der Verbandsgemeindeverwaltung Vordereifel können online beispielsweise Urkunden angefordert werden, Anträge auf Lernmittelfreiheit oder auf einen Kanalhausanschluss gestellt werden. Hunde können ebenso digital angemeldet werden wie ein Gewerbe. Ganz neu kommt jetzt auch die elektronische Wohnsitzanmeldung, die von Hamburg entwickelt wurde. „Da sind wir ganz vorne mit dabei“, sagt der Bürgermeister.

Digitales Kommunizieren

„Mich erreichen täglich viele E-Mails“, stellt Schomisch fest. „Insbesondere ist spürbar, dass unsere Bürger den Erstkontakt über diesen digitalen Kanal suchen. Aber trotz dieser Entwicklung gibt es in meinen Augen keine bessere Art der Kommunikation als das persönliche Gespräch.“ Nur so könnten echte Lösungen unkompliziert herbeigeführt werden. „Da ich diese Art der Kommunikation nach wie vor als die beste empfinde, haben die in meiner Amtszeit eingeführten Bürgersprechstunden nach wie vor einen hohen Stellenwert“, sagt er. „Dies wird sich auch nicht ändern.“

Auch wenn er persönlich keine Accounts auf sozialen Netzwerken wie Facebook oder Instagram hat, legt er Wert auf eine umfassende digitale Präsenz der Verbandsgemeinde. Die Verwaltung nutzt neben der Homepage und der MeinMYK-App die Social-Media-Plattformen Facebook, Instagram und YouTube. „Die positive Resonanz unserer Bürger zeigt sich beispielsweise daran, dass das Kurzvideo auf YouTube der ,Lachenden Vordereifel' bereits Hunderte Male angesehen wurde.“

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Anna Döpgen, Sachgebietsleiterin für Wirtschaft und Tourismus bei der VG Vordereifel, sagt : "Wir sind ein kreatives Team - und das wird gewertschätzt."
Pielen Birgit

Anna Döpgen (38), Sachgebietsleiterin Tourismus und Wirtschaft, schätzt die offene Kommunikation mit Schomisch. Diese Atmosphäre fördere nicht nur Innovation, sondern ermögliche es auch der Verwaltung, bedeutende Veränderungen zu bewirken und in vielen Dingen Vorreiter zu sein.

Digitales Lernen

Alle Schulen in Trägerschaft der Verbandsgemeinde Vordereifel haben ein gut funktionierendes WLAN. „Die Realschule plus hat sogar einen beachtlichen 2 x 1000 Mbit Glasfaseranschluss“, sagt Schomisch. „Stand heute sind im Schulbereich mehr als 600 iPads und mehr als 30 digitale Tafeln im Einsatz – Tendenz steigend.“ Die Verbandsgemeinde ist Träger der Grundschulen Boos, Herresbach, Langenfeld, Monreal und Weiler sowie der Realschule plus in Nachtsheim, eine integrative Realschule mit Ganztagsangebot.

Aber auch die Schulen in Trägerschaft der Ortsgemeinden Ettringen, Kehrig, Kirchwald, Kottenheim und St. Johann werden von den Administratoren mit betreut. Bereits 2019 wurde die erste Grundschule mit einem Klassensatz Tablets ausgestattet, zu dem Zeitpunkt hatte die Verbandsgemeinde bereits ein WLAN-Konzept für alle Schulen. 2021 gab es die ersten digitalen Tafeln, die die alten Kreidetafeln inzwischen ersetzt haben.

Digitales Leben

Bürgermeister Schomisch ist es bewusst, dass nicht alle Menschen in der Verbandsgemeinde im digitalen Zeitalter angekommen sind. „Etwa 10 Prozent haben keinen Zugang zu einem Computer oder keinen Internetanschluss. Anderen fällt der Umgang mit der Technik schwer und sie befürchten, von den Entwicklungen abgehängt zu werden.“ Weil Digitalisierung eben auch gesellschaftliche Teilhabe bedeutet, ist es dem Bürgermeister wichtig, auch die ältere Generation mitzunehmen.

Seit 2018 gibt es die „Computerhilfe Vordereifel“. Geleitet wird sie unter anderem von Rudolf Kaspari, der auch ehrenamtlicher Digitalbotschafter des Landkreises MYK ist. Bei einem Workshop in Langenfeld erzählt er, wie alles anfing. Damals, vor sechs Jahren, ging es vor allem um Grundlagen: Wie funktioniert ein Handy überhaupt? Wie verschicke ich eine SMS oder eine WhatsApp-Nachricht? Wie richte ich eine E-Mail-Adresse ein? Das beherrschen die Senioren jetzt längst auf dem Effeff. Ihre Probleme sind heute anspruchsvoller.

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Digitalbotschafter Rudolf Kaspari bespricht mit Irene Ott, auf was sie beim Online-Banking achten muss. Seit 2018 bietet die VG Vordereifel Workshops für ältere Menschen an, um sie auf dem Weg ins digitale Zeitalter zu begleiten.
Pielen Birgit

Eine Frau sagt: „Ich hätte gerne meinen digitalen Personalausweis auf dem Handy, um Munition im Internet zu bestellen.“ Sie ist passionierte Jägerin. Ein Mann will wissen, ob Windows 11 besser als Windows 10 ist. Ein anderer fragt nach guter Sicherheitssoftware und Details beim Online-Banking. Eine Frau lässt sich Tipps geben, um ein Fotobuch zu erstellen, eine andere will den Sperrmüll digital anmelden und Werbe-E-Mails blockieren. Ein älterer Herr wiederum hat sämtliche E-Mails aus 20 Jahren gesammelt und will sie auf einem externen Speicher aufbewahren.

„Kinder oder Enkel sind oft zu ungeduldig, um alles zu erklären“, weiß Rudolf Kaspari. „Deshalb ist es gut, dass wir hier alles in Ruhe beantworten und zeigen können.“ Er will demnächst das Thema „Smart Aging“ aufgreifen: Welche Geräte sind beispielsweise hilfreich, um die Gesundheit zu kontrollieren?

Schomisch betont: „Die Digitalisierung an sich steht nicht zwingend im Vordergrund, sondern vielmehr die Verbesserung der Lebensqualität durch digitale Lösungen. Das Ziel ist es, das Leben für alle Bürgerinnen und Bürger leichter und angenehmer zu gestalten. Nur wenn die Digitalisierung einen konkreten Nutzen für jeden einzelnen bringt, ist sie sinnvoll und erfolgreich.“

13.599 Wahlberechtigte können am Sonntag, 7. April, in einer Direktwahl entscheiden: Soll Alfred Schomisch (64) für weitere acht Jahre Bürgermeister der Verbandsgemeinde Vordereifel bleiben, oder soll Michael Groß (57) von der FWG das Amt übernehmen?

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