Weil kein Nachweis über die schwere Entflammbarkeit eines Bühnenvorhangs existiert, wird es für Kottenheim teuer
Bürgerhaus Kottenheim: Fehlende Notiz führt zu hohen Kosten
Mitte der 90er-Jahre wurde das Bürgerhaus in Kottenheim erbaut. Weil damals kein Nachweis über die schwere Entflammbarkeit des Bühnenvorhangs geführt und dokumentiert wurde, muss nun ein neuer Vorhang mehr, obwohl der alte eigentlich noch in einem guten Zustand ist.
Elvira Bell (Archiv)

Kottenheim. Zu welchen volkswirtschaftlichen Schäden die deutsche Bürokratie tagtäglich beiträgt, erlebt aktuell auch der Kottenheimer Ortsgemeinderat. Durch eine Verschärfung der Brandschutzauflagen bedarf es künftig eines Nachweises über die schwere Entflammbarkeit nach DIN 4102 des Bühnenvorhangs im Bürgerhaus der Vordereifelgemeinde. Da dieser Nachweis weder durch eine geeignete Dokumentation – es fehlen schlicht die Unterlagen über den Kauf vor mehr als 30 Jahren – noch durch eine Kennzeichnung am Vorhang selbst geführt werden kann, wird es nun teuer.

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Ein Neukauf wäre zwar nicht zwingend erforderlich, die Alternativen überzeugen aber auch nicht wirklich. Wie Ortschef Thomas Braunstein ausführte, bestände die Option die Schwerentflammbarkeit von einem anerkannten Prüflabor nachträglich nachzuweisen. Dazu müssten mehrere Proben des Vorhangs eingesandt werden. Über den Ausgang der Prüfung lässt sich im Vorfeld keinerlei Einschätzung treffen, betonte Braunstein, sodass bei einem negativen Befund bis 5600 Euro – so ein erster Kostenvoranschlag – umsonst ausgegeben und eine Neuanschaffung trotz allem notwendig bliebe.

Auch die zweite Alternative birgt Tücken: Das Vorhangmaterial könnte händisch in einem Spezialbetrieb nachbehandelt werden. Die Haltbarkeit einer solchen Imprägnierung beträgt wenigstens fünf Jahre. Danach erfolgt durch den Hersteller eine Nachprüfung und dann eventuell eine erneute Behandlung. In jedem Fall geht mit der Imprägnierung des Vorhangs auch eine Veränderung der Farbe, er wird blasser, sowie eine Veränderung der Haptik einher. Ein entsprechendes Angebot einer Wäscherei ergab Kosten von 4600 Euro, zuzüglich Transportkosten von circa 300 Euro und 800 Euro für die Demontage und Remontage.

Ärger und Zweckoptimismus

Mit einem gewissen Zähneknirschen entschied der Ortsgemeinderat daher einstimmig für einen neuen Bühnenvorhang, der den Haushalt voraussichtlich mit 14.700 Euro belasten wird. „Es ist echt traurig, dass man diesen Nachweis nicht mehr erbringen kann“, ärgerte sich CDU-Fraktionssprecher Michael Groß. SPD-Ratsmitglied Heinz Geisbüsch behalf sich mit Zweckoptimismus: „Der alte Vorhang hat fast 30 Jahre hinter sich, und die vorgetragenen Alternativen sind sicher nicht so zielführend wie eine Neuanschaffung.“

Leichter fiel die Entscheidung, den künftigen Kreisverkehrsplatz an der K 93 und K 20 mit einer besonderen, identitätsstiftenden Optik zu versehen: Unter Beteiligung des Arbeitskreises „Eifeler Mühlsteinrevier“ sollen ein oder mehrere Mühlsteine in der Mitte des Kreisels positioniert werden. Ziel sei es, auf diesem Wege auf die Kooperation „Eifeler Mühlsteinrevier“ hinzuweisen. Die genaue Umsetzung befindet sich aktuell noch in der Abstimmung. Seitens des Arbeitskreises wurde Kontakt mit einer steinverarbeitenden Firma im Revier aufgenommen. Diese stellt kostenfrei einen Mühlstein für die Gestaltung des Kreisverkehrsplatzes in Kottenheim zur Verfügung.

Weiterhin keine Luftfilter für Schule

Erneut auf die lange Bank geschoben wurde hingegen die Anschaffung von Luftreinigungsfiltern für die Kottenheimer Grundschule. Eine vereinbarte fachliche Beratung der Ratsmitglieder durch einen Spezialisten ist inzwischen zwar erfolgt, gewisse Vorbehalte scheinen aber weiter vorhanden. Eine Sinnhaftigkeit der Geräte vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und zum Schutz der Schulkinder wird zwar durch die Kommunalpolitiker anerkannt, die Mehrheit der Ratsmitglieder ist jedoch davon überzeugt, dass nur eine große bauliche Lösung infrage kommt, und daher zunächst Fördermöglichkeiten durch Land und Bund geprüft werden sollen. Die Kosten für solch eine zentrale Lüftungsanlage wurden während der Ratssitzung mit etwa 30.000 Euro beziffert.

Von unserem Redakteur Martin Boldt

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