Von unserer Mitarbeiterin Elvira Bell
Stundenlang hatten Hunderte vor Freude strahlende Menschen, unter anderem viele traditionell gewandte Nonnen und Mönche aus aller Welt, Seine Heiligkeit in der Vordereifelgemeinde erwartet.
Seit der Gründung des Instituts für buddhistische Studien im Jahre 1981 wartete man darauf, das Oberhaupt im Zentrum begrüßen zu dürfen. Der Karmapa wird nach dem Dalai Lama und dem Panchen Lama als bedeutendster Vertreter des tibetischen Buddhismus verehrt und als eine vielversprechende Hoffnung für das Überleben des tibetischen Buddhismus und seiner Kultur angesehen. Nachdem die ursprünglich für 2010 geplante Reise wegen Visaproblemen abgesagt wurde, war es nun endlich soweit. Banner, der geheimnisvolle Klang der Muschelhörner und Rauchwerk hießen den 29-Jährigen bei seiner ersten Europareise in der beschaulichen Gemeinde willkommen.
Beim Gang vom Eifeldom bis hin zum Eifelkloster – unter dem traditionellen Schirm – wurde Karmapa, der als spiritueller Meister eine neue Generation vertritt und durch sein Charisma und seine Offenheit fasziniert, von vielen Gläubigen begrüßt. Trotz der vielen Sicherheitskräfte gelang es dabei etlichen Menschen, ihn kurz zu berühren.
„Seine Heiligkeit zu treffen, das ist für mich das Allergrößte“, erzählt Karma Sherab Choedron. „Es ist ein unvergesslicher Tag. Der größte Traum meines Lebens ist in Erfüllung gegangen. Und es wird auch mein letzter sein.“ Die in Langenfeld lebende 70-Jährige stand – wie viele andere Nonnen und Mönche – mit einem Freiheitsbanner am Straßenrand. Überbordende Freude spürte auch Schwester Tenzin Dapel. Die 34-jährige Schweizerin lebt seit einigen Jahren in einem indischen Kloster. Mit Mehl hatten tibetische Mönche insgesamt acht große Glückssymbole auf den Weg gezeichnet, den der Karmapa mit seinen Begleitern zu seinen persönlichen Räumen im Institut ging.
Die eigentliche Willkommenszeremonie für den hohen Würdenträger fand im Anschluss im Kamalashila-Institut statt. Zum ersten Mal bestieg Seine Heiligkeit seinen Thron im Gebetsschrein des Klosters. Ausgesuchte Persönlichkeiten, unter ihnen Tobias Röder, der Geschäftsführer des Kamalashila-Instituts, und Horst-Günter Rauprich, der Erste Vorsitzende der Karma-Kagyü Gemeinschaft Deutschland, brachten dem geistigen Oberhaupt des Karma-Kagyü-Ordens des Tibetischen Buddhismus ein großes, schönes Mandala dar und reichten ihm die traditionellen symbolischen Opferungen für Körper, Rede und Geist.
Im Anschluss wurde allen Anwesenden Tee und Reis gereicht. Zu Beginn der Zeremonie hatte Horst-Günter Rauprich das Kamalashila-Institut vorgestellt, das zunächst 18 Jahre lang in Schloss Wachendorf bei Euskirchen beheimatet war, ehe es am 12. August 1999 in Langenfeld feierlich eröffnet wurde.
In tibetischer und in englischer Sprache sprach Seine Heiligkeit dann zu den Gläubigen. Seit seinem siebten Lebensjahr sei er immer wieder gebeten worden, nach Europa zu kommen. „Jetzt ist es endlich wahr geworden. Ich bin sehr erfreut, hier zu sein.“ Am kommenden Sonntag, 1. Juni, wird der junge Lama mit den Bürgern von Langenfeld zusammentreffen und einen Vortrag über „Weisheit und Mitgefühl – die gemeinsame Grundlage aller Religionen“ halten. Das Leitthema seiner insgesamt zweiwöchigen Tour durch Deutschland lautet: „Die Zukunft beginnt jetzt!“
Um die Knappheit an Plätzen in der Eifel – alle Veranstaltungen waren innerhalb von drei Stunden ausverkauft – zu kompensieren, wurde das Programm für die Belehrungen Seiner Heiligkeit in Berlin erweitert.