Verkehrswacht MYK in Mendig
Brauchen wir Fahrtests für Senioren?
Bis wann können ältere Autofahrer am Steuer sitzen? Darüber informierte Cornelia Brodeßer von der Deutschen Verkehrswacht Mayen-Koblenz.
Julian Stratenschulte. picture alliance/dpa

Cornelia Brodeßer von der Deutschen Verkehrswacht Mayen-Koblenz informierte in der DRK-Begegnungsstätte in Mendig über das Thema „Autofahren im Alter“. Wie lange kann man am Steuer sitzen?

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Das Autofahren im Alter wird emotional und kontrovers diskutiert. Vor allem geht es um die Frage: Brauchen wir Fahrtests für Senioren? Wie kann man die Fahrfitness erhalten oder beeinflussen? Welche fundierten Informationen gibt es aus der Forschung? Welche Erkenntnisse können wir daraus gewinnen? Antworten auf diese und weitere Fragen erhielten Senioren von Cornelia Brodeßer von der Deutschen Verkehrswacht Mayen-Koblenz in der DRK-Begegnungsstätte in Mendig. Dabei ging die Mobilitätsberaterin dieses sensible Thema keineswegs mit erhobenem Zeigefinger an. Vielmehr zeigte sie Grenzen, Chancen und realistische Perspektiven auf.

Für die Autofahrer, die glauben, dass langjährige Erfahrung alleine ausreicht, um auch künftig sicher am Straßenverkehr teilzunehmen hat die Referentin Cornelia Brodeßer ein Zitat von Dr. Eckart von Hirschhausen parat: "Erfahrung kann auch heißen, denselben Fehler mit immer größerer Überzeugung zu machen.“
Elvira Bell

Begrüßt wurden die rund 30 Zuhörer zu dem Vortrag „Fahren im Alter“ zunächst von Sonja Breitbach vom Pflegestützpunkt in Mendig. „Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit zwischen dem Pflegestützpunkt, dem Deutschen Roten Kreuz und der Deutschen Verkehrswacht statt“, informierte die Diplom-Sozialpädagogin. „Dass ein bisschen Mut dazu gehört, eine solche Veranstaltung zu besuchen, das weiß ich“, erklärte Cornelia Brodeßer im Anschluss. Die Referentin hat hauptberuflich über 30 Jahre für die Deutsche Verkehrswacht gearbeitet. Sie sei mit ihren 74 Jahren im Unruhestand und arbeite hier in der Region vorrangig für die Verkehrswacht Mayen-Koblenz, erklärte sie.

Zu Beginn ihres Vortrags stellte Brodeßer, die sich gerne dem Klientel 60 plus widmet, klar: „Es werden keine Fragen gestellt. Sie werden auch nicht getestet. Lehnen Sie sich ganz entspannt zurück. Sie kriegen das Ganze auf dem Silbertablett serviert, denn wir wollen heute einfach mal das Thema Mobilität im Alter aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten.“

Sonja Breitbach vom Pflegestützpunkt in Mendig begrüßte die Zuhörer zu Beginn der Veranstaltung.
Elvira Bell

Eine wichtige Info gab es vorab: „Das Geburtsdatum sagt nichts darüber aus, ob eine Person fahrtüchtig ist.“ Es sei immer die berühmte Schublade – was gehört dazu? Ist es der Wackeldackel, die umhäkelte Toilettenpapierrolle, die hinten drin liegt, oder der Hut, der unbedingt dazugehört? „All das sind Klischees, die können wir nicht bedienen, denn die Welt sieht anders aus.“ Eine Adaption auf das veränderte Fahrverhalten im Alter läge näher. „Grundsätzlich fahren ältere Autofahrer defensiver, vorausschauender, und häufig werden die Fahrten unter Berücksichtigung der Witterung und Lichtverhältnisse geplant.“

Zurückhaltendes Fahrverhalten bedeute aber nicht immer Unsicherheit. Der Mythos von einem proportional zum Alter wachsenden Sicherheitsrisiko im Straßenverkehr halte sich hartnäckig. „Aber wie überall gibt es auch hier nicht nur schwarz und weiß. Während bei den jungen Fahrern ein Jugendlichkeitsrisiko besteht, erhöht sich bei älteren Fahrern das Risiko, weil sie objektive Beeinträchtigungen, wie beispielsweise nachlassendes Seh- oder Hörvermögen, mangelnde Konzentration und Reaktionsvermögen, Risiken durch Medikamente ignorieren.“ Viele ältere Menschen würden zu Brille und Zahnersatz greifen, aber das Tragen eines Hörgerätes scheuen. Oder sie kämen mit ihrem Hörgerät schlichtweg nicht zurecht.

Für die Autofahrer, die glauben dass langjährige Erfahrung alleine ausreicht, um auch künftig sicher am Straßenverkehr teilzunehmen hat die Referentin ein Zitat von Dr. Eckart von Hirschhausen parat: "Erfahrung kann auch heißen, denselben Fehler mit immer größerer Überzeugung zu machen.“
Elvira Bell

In der Regel würden ältere Fahrer ihr Fahrverhalten aber der Situation entsprechend anpassen. „Allerdings darf man auch nicht unterschätzen, dass allzu große Sicherheitsbedenken in einigen Fällen zu Verkehrsbehinderungen führen. Ältere Fahrer versuchen bewusst, Stress verursachenden Situationen aus dem Weg zu gehen. Sie wählen oft den Weg des geringsten Widerstandes, der im krassen Gegensatz zu ihrer Erfahrung steht, während junge Fahrer wiederum zur Selbstüberschätzung neigen.“

Einen eindringlichen Appell richtete die Mobilitätsberaterin an alle erfahrenen Autofahrer. „Sie sollen ehrlich zu sich selbst sein und im Zweifelsfall Möglichkeiten ergreifen, um die Fahreignung freiwillig überprüfen zu lassen, wobei das Ergebnis für Dritte anonym bleibt.“ Mobilität im Alter könne aber auch gelegentlich mal der Umstieg auf Bus und Bahn bedeuten.

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