Die 56 Plätze in der sanierten Kapelle reichten am Sonntag bei weitem nicht aus, um alle interessierten Gottesdienstbesucher zu fassen. Deswegen übertrug man den Gottesdienst im Gemeindezentrum Thomas-Beckett-Haus auf einer großen Leinwand. Zahlreiche Gemeindemitglieder verfolgten von dort aus, wie der Trierer Bischof Stephan Ackermann den Altar der Kapelle weihte.
Bei seiner Begrüßung betonte Pastor Stefan Dumont, der Entschluss, die große Kirche aufzugeben, sei allen Verantwortlichen schwer gefallen. Mit der Altarweihe in der Michaelskapelle gehe aber ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung, einen den Erfordernissen der kleineren Gemeinde entsprechenden Raum zu haben. Dumont dankte allen, die bei der Realisierung dieses Wunsches mitgeholfen haben: dem engagierten Förderkreis, dem Architekten, den beteiligten Künstlern und Handwerkern und dem Bistum Trier, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Generaldirektion kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz für die finanzielle Unterstützung.
Bischof Ackermann erklärte freimütig, dass künftig häufiger große Kirchen zugunsten kleinerer Räume aufgegeben würden. Das sei bedauerlich, aber auch ein innovativer Prozess, eine Reaktion auf veränderte Zeiten.
Anschließend vollzog er die sechs symbolkräftigen Riten der Altarweihe. Dazu gehörte die Beisetzung der zuvor im Altar der Albertkirche untergebrachten Reliquien des Albertus Magnus, die im neuen Altar eingemauert wurden. Albertus Magnus wurde um 1200 geboren und war einer der bedeutendsten Theologen und Naturwissenschaftler seiner Zeit. Im Jahr 1931 wurde er heilig gesprochen.
Der neue Altar wurde mit geweihtem Wasser besprengt und mit Chrisam gesalbt. Dabei handelt es sich um ein mit Duftessenzen angereichertes Öl. Wie das Salböl, das sichtbare Zeichen für den durch den Altar symbolisierten Christus, wurde auch der Weihrauch, den Ackermann und Dumont gemeinsam entzündeten, an fünf Punkten, die an die Wundmale Christi gemahnen, auf dem Steintisch aufgetragen.
In seiner Predigt erinnerte sich Ackermann an seine Zeit als Schüler des Andernacher Kurfürst-Salentin-Gymnasiums. Natürlich habe er damals auch schon die Kapelle gekannt, allerdings nur von außen. Damals habe sie auf ihn wie ein aus der Zeit gefallenes Relikt, „eine Art Meteorit“ gewirkt. Dass sie jetzt als neue Kirche der Gemeinde St. Albert genutzt werde, erscheine zwar als „Rückzug in eine Nussschale“, meine aber ebenso Konzentration und Besinnung auf eine Mitte hin. Im Hinblick auf die glaubensgeschichtliche Bedeutung der Friedhofskapelle des ehemaligen Augustiner-Chorfrauenstifts St. Thomas forderte Ackermann auf, „an diesem Ort die Wurzeln des Glaubens neu zu entdecken“.
Rückzug werde so zu einer Rückkehr zu den Anfängen. Mit der im Inneren bewusst schlicht, aber elegant gestalteten Michaelskapelle stünde ein für alle offener Raum zur Verfügung, in dem der Mensch zu Gott und zu sich selber finden könne. Der Altar, auf dem dann die erste Eucharistie vorbereitet und begangen wurde, stehe für „die Mitte unseres Lebens und Dankens“.
Der feierliche Gottesdienst wurde musikalisch von der Frauenschola der Gemeinde, von Orgel, Flöte und Saxofon gestaltet. Im Anschluss kamen die Gemeindemitglieder zu einem Empfang im Thomas-Beckett-Haus zusammen.